Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)
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Zur Geschichte des Judentums in Deutschland
Die Juden sind keine biologische, sondern eine durch Geschichte und gemeinsames Schicksal, Religion und Volkszugehörigkeit geformte Einheit. Sie als semitische »Rasse« zu bezeichnen, wie es im Nationalsozialismus getan wurde, ist unrichtig. Nach rabbinischem Gesetz ist Jude, wer von einer jüdischen Mutter geboren wurde oder zum Judentum übergetreten ist.
Wichtig zum Verständnis des Romans ist die Geschichte der jüdischen »Diaspora«. Beginnen wir damit, dass Judäa im Zuge der Eroberung Kleinasiens durch Pompejus im Jahr 63. v. Chr. unter römische Oberhoheit kam. Im Jahr 40 v. Chr. beriefen die Römer einen idumäischen Heerführer namens Herodes auf den Thron, nach dessen Tod Judäa der Provinz Syria zugeordnet wurde.
Ein Aufstand gegen die römische Herrschaft scheiterte im Jahr 70 n. Chr., es kam zur Zerstörung des Tempels in Jerusalem. Der Kampf gegen die Römer kostete ein Viertel der jüdischen Bevölkerung das Leben, andere wurden Kriegsgefangene oder Sklaven und kamen so in die verschiedenen Provinzen des römischen Imperiums. Die Überlebenden verließen in der Mehrzahl das Land. Dies ist der Beginn der jüdischen Diaspora, der Zerstreuung der Juden in die ganze Welt. Bis zur Gründung des Staates Israel hatte das jüdische Volk seitdem weder ein religöses Zentrum noch eine nationale Führung, noch einen gemeinsam bewohnten Heimatstaat.
In Deutschland leben seit mehr als 1700 Jahren Juden; die erste jüdische Gemeinde ist für das Jahr 321 in Köln belegt. Verstärkt siedelten Juden dann seit dem 8./9. Jhd. am Rhein und an der Mosel. Die sog. Schum-Städte Speyer, Worms und Mainz, dazu noch Regensburg, wurden zu Zentren jüdischer Kultur und Gelehrsamkeit. Aber auch sonst wurde hauptsächlich der städtische Raum zum jüdischen Lebensbereich. Die Judenviertel lagen zumeist in den Innenstädten, in zentraler Lage, oft nahe beim Rathaus oder Marktplatz. Für das 10. Jahrhundert schätzt man die Zahl der Juden im Reich auf ca. 5000, hundert Jahre später dürfte sich diese Zahl vervierfacht haben.
Die Tatsache, dass Juden mit der Zeit über alle Länder und Grenzen hinweg Verbindung zu anderen Juden hatten und hielten, führte dazu, dass der Fernhandel ab dem frühen Mittelalter von jüdischen Händlern dominiert wurde. Zu Anfang war das Zusammenleben der Christen mit den Juden noch friedlich und von mäßigen Vorbehalten geprägt. Doch spätestens ab dem Hochmittelalter begegneten die Christen den Juden mit immer stärkerer Ablehnung, mit Misstrauen und Feindschaft. Wo immer Krieg, Krankheit oder Hunger auftraten, gab man den Juden die Schuld. Im Laufe der Zeit verloren sie auch ihre Vormachtstellung im Handel. Gleichzeitig wurden sie durch das Verbot, Land zu bebauen und den Ausschluss aus den Zünften und dem Beamtenwesen wohl oder übel in eine berufliche »Nische« abgedrängt: den Geldverleih gegen Zins, der Christen verboten war. So wurden die Juden zu den »Bankiers« des Mittelalters, einer sozialen Gruppe, deren einzige Macht in ihrer wirtschaftlichen Funktion bestand.
Seit dem 13. Jhd. standen die Juden unter dem besonderen Schutz des Königs, sie wurden zu unfreien »Kammerknechten« der Krone. Dies garantierte ihnen zwar den Schutz von Leben und Eigentum, andererseits brachte es ihnen den Verlust der persönlichen Freiheit und die Belastung mit Sondersteuern. So mussten sie u. a. seit 1342 eine Art Schutzgeld bezahlen, den »Goldenen Pfennig«. Je nach Finanzbedarf der Herrschenden wurden darüber hinaus immer wieder Zahlungen und Abgaben eingefordert, die oft existenzbedrohend waren. Und »Schutz und Schirm« des Königs bedeuteten kaum mehr als eine leere Versprechung. Oft verpfändete die Krone ihr Judenregal an Adel, Städte oder Kirche, die Juden wurden zu einem beliebigen Faktor der königlichen Finanzpolitik. Und in den Zeiten, als sie Hilfe nötig gehabt hätten (es war ihnen ja verboten, Waffen zu ihrer Verteidigung tragen), bei Pogromen und Übergriffen, blieben sie meist ihrem Schicksal überlassen.
Die immer stärker sich entwickelnde Judenfeindlichkeit führte im Hochmittelalter wiederholt zu Massenmorden, Folterungen, Verbrennungen und Vertreibungen. Während der ersten beiden Kreuzzüge (ab 1095 – 99 und 1147 – 49) fand dieses Phänomen seinen Höhepunkt. Auf dem Weg ins Heilige Land beschlossen die Kreuzfahrer, die Feinde der Christenheit, denen sie die Schuld am Tod Jesu anlasteten, schon im
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