Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

eigenen Land zu schlagen. Es kam zu furchtbaren Pogromen. Auch als die Pest 1348 – 53 in ganz Europa wütete, machte man die Juden als vermeintliche Brunnenvergifter für die entsetzliche Epidemie verantwortlich. Wieder wurden ganze Gemeinden ausgelöscht. Auch einzelne, diffus judenfeindlich motivierte Rachefeldzüge von Mörderhaufen wie der – jeweils nach ihren Anführern benannte – Rintfleisch- oder der Armlederpogrom forderten immer wieder einen hohen Blutzoll unter der jüdischen Bevölkerung. Diese und viele kleinere Pogrome sind durch die Jahrhunderte belegbar. So beschuldigte man Juden wiederholt des Ritualmordes, sobald ein ermordetes Kind aufgefunden wurde. Man nahm an, sie tränken das Blut der Ermordeten bei ihren religiösen Zeremonien – dabei ist der Kontakt mit Blut eines der stärksten Tabus im Judentum. Auch der sogenannte Hostienfrevel (der natürlich nie nachgewiesen werden konnte) war immer wieder ein klassischer Grund für blutige Verfolgung. Man warf den Juden vor, sie stächen mit Dolchen oder Nadeln auf eine geraubte Hostie ein, um Christus ein zweites Mal zu töten. Oft waren solche Ausbrüche Mittel zum Zweck: Einem toten Juden musste man keine Anleihe mehr zurückzahlen, die Judenhäuser wurden frei, Geld und Wertsachen konnten geplündert werden.
    Im Spätmittelalter wurden die Juden aus den meisten deutschen Territorien vertrieben oder durch Judenverordnungen in ihren Möglichkeiten stark eingeschränkt. Viele wanderten Richtung Osten, nach Polen, Litauen und Westrussland, wo sie in ihrer Kultur und ihrem Glauben weniger behindert wurden. Hier entwickelte sich übrigens die jiddische Sprache, wie wir sie heute kennen (falls Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich wundern, warum die Juden im vorliegenden Roman nicht Jiddisch reden. Hebräisch war übrigens lediglich die Sprache des Kultes und in der Diaspora nicht mehr Umgangssprache. Man sprach die Sprache des Landes, in dem man lebte).
    Die Geschichte des Judentums in der Neuzeit soll hier nicht weiter thematisiert werden; sie ist für den Roman nicht von Belang, wohl aber für unser eigenes Bewusstsein darüber, wie niemals mehr und nirgendwo auf der Welt mit Minderheiten – gleich welcher Religion oder Herkunft – umgegangen werden darf.
    Ich hoffe, dass ich alle Fakten zur jüdischen Geschichte und Religion korrekt wiedergegeben habe; für etwaige Fehler entschuldige ich mich schon jetzt. Und wer sich intensiver über jüdische Geschichte und Kultur informieren möchte, dem seien zuletzt noch einige Bücher empfohlen:
    Schön kurz und informativ Walter Rothschild: 99 Fragen zum Judentum, Gütersloh 2005. Ebenso (eine Empfehlung des jüdischen Museums Würzburg) das Büchlein von Karlheinz Müller: Die Bibel, wie Juden sie lesen, Würzburg 2007. Sehr gut und ausführlich Monika Grübel: Judentum, Köln 2003. Umfassend zum Mittelalter informiert Michael Toch: Die Juden im mittelalterlichen Reich (Enzyklopädie Deutscher Geschichte Bd. 44), München 2003. Und zur Neuzeit in mehreren Bänden Mordechai Breuer/Michael Graetz: Deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit, München 1996.

Sabine Weigand
    Sabine Weigand stammt aus Franken. Sie ist Historikerin und arbeitet als Ausstellungsplanerin für Museen. Dokumente aus Nürnberg waren der Ausgangspunkt ihres Romans ›Das Perlenmedaillon‹, das wahre Schicksal einer Osmanin am Hof August des Starken liegt dem Roman ›Die Königsdame‹ zugrunde. In ›Die Seelen im Feuer‹ bilden die Hexenakten von Bamberg die historische Romanvorlage, bei ihrem ersten Erfolgsroman ›Die Markgräfin‹ war es die reale Geschichte der Plassenburg bei Kulmbach.
     
     
     
     
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DIE SILBERNE BURG
    Historischer Roman
    Anno 1415: Hätte der Medicus eine Frau sein dürfen?

Sie ist Ärztin, sie ist Jüdin, und sie ist auf der Flucht vor ihrem brutalen Ehemann: Sara hat viele Geheimnisse, die sie vor den Gauklern verbirgt, mit denen sie 1415 den Rhein entlang zieht. Auch der junge Ritter Ezzo schweigt über den Auftrag der ungarischen Königin, der ihn zu den Gauklern geführt hat. Und der irische Mönch Ciaran bewahrt in seiner Harfe das Vermächtnis des Ketzers John Wyclif, das die Kirche unbedingt vernichten will.

Alle drei geraten auf dem Konzil von Konstanz in Machtintrigen, die sie in große Gefahr stürzen. Denn sie hüten ein Geheimnis, das die Welt von Kaiser und Papst erschüttern kann.

Der spannende Mittelalterroman um die historisch verbürgte jüdische Ärztin Sara –