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Die Silberschmiedin (2. Teil)

Die Silberschmiedin (2. Teil)

Titel: Die Silberschmiedin (2. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Mörder an den Sarg des Opfers tritt, so sagten die Leute, öffnet sich der Deckel.
    Aber David kam nicht in die Nähe des Sarges. Er hielt sich fern, und nur Eva und Priska bemerkten es.
    Mattstedts Grab lag in einer ruhigen Ecke des Friedhofes. Dort, wo die großen und einflussreichen Familien ihre Gräber hatten. Der Platz unter dem Lindenbaum hätte ihm sicher gut gefallen.
    Am liebsten wäre Eva für immer hier geblieben, doch das ging nicht. Als der Sarg mit Erde bedeckt war, verließ sie langsam den Friedhof. Immer wieder blieb sie stehen und drehte sich nach dem Grab um, als hoffte sie, Mattstedt würde wiederauferstehen.
    Der oberste Richter der Stadt hatte eine Untersuchung der Mordes an dem Ratsherrn angeordnet. Zwei Büttel waren in der Hainstraße gewesen und hatten die Bewohner gefragt, ob sie etwas gehört und gesehen hätten.
    «Könnt Ihr bezeugen, Silberschmiedin, dass alle Bewohner des Hauses in ihren Betten lagen?», hatte einer der Büttel gefragt.
    «Nein, das kann ich nicht bezeugen», hatte Eva geantwortet und dabei kurz zu David gesehen. Der saß am Küchentisch, und seine Finger spielten nervös mit einem kleinen Holzbrett. Als er ihr Nein hörte, fuhr er zusammen.
    «Nein», wiederholte Eva. «Ich weiß nicht, wer in dieser Nacht im Haus und wer unterwegs war. Ich weiß nur, wo mein Mann war.»
    «Ja?», hakte der Büttel nach.
    Eva sah zu David, dessen Finger das Brett fest umklammerten.
    «Mein Mann», erwiderte Eva sehr langsam, «lag die ganze Nacht neben mir im Bett. Wir sind zusammen eingeschlafen und zusammen aufgewacht, wie sich das für ein Ehepaar gehört.»
    Sie hörte David vor Erleichterung seufzen, doch sie sah ihn nicht an, sondern verließ die Küche und ließ David mit den Bütteln allein.
    Sie musste raus aus dem Haus, musste mit jemandem reden. Sie lief zu Adam, den sie in seinem Laboratorium antraf. Doch etwas hielt sie davon ab, ihm alles zu erzählen. Stattdessen fragte sie nach seinen Forschungen.
    «Was machst du hier?», erkundigte sie sich und deutete mit der Hand auf all die Gerätschaften, Gläser, Kolben.
    «Willst du das wirklich wissen?», gab er zurück.
    Eva nickte.
    «Nun, wie du weißt, bin ich für die Ehe verloren. Mit meiner Art der Liebe lade ich große Schuld auf mich. Abtragen möchte ich diese Schuld, indem ich ein Mittel suche, das die Franzosenkrankheit heilt. Quecksilber wurde schon oft bei der Behandlung von Krankheiten angewandt. Ich möchte probieren, ob es auch bei der Franzosenkrankheit helfen könnte. Es gibt aber Ärzte, die sagen, Quecksilber zerstöre die Knochen. Ich habe es an einem Knochen aus dem Leichenschauhaus ausprobiert. Er hat keinen Schaden genommen.»
    Als Eva das hörte, hätte sie vor Erleichterung am liebsten geweint. Der Knochen! Wie viele schlaflose Nächte hatte Eva deswegen verbracht! Sie strich Adam über den Arm. Endlich konnte sie ihn wieder als Bruder wahrnehmen. Ob er wohl unter seiner Art der Liebe litt?
    «Du solltest heiraten», sagte sie. «Damit wären alle Mäuler gestopft.»
    Adam schüttelte den Kopf. «Nein, Eva. Das wäre eine Sünde. Ich kann keine Frau heiraten und ihr versprechen, sie zu lieben, wenn ich doch weiß, dass es mir nie gelingen wird. Ich würde die Frau betrügen. Eine Frau hat ein Anrecht auf die Liebe ihres Mannes. Verstehst du?»
    «Ja», erwiderte Eva. «Das habe ich auch gedacht. Aber das ist falsch, Adam. Niemand hat ein Anrecht auf die Liebe eines anderen. Und niemand kann sie erzwingen.»
    Dabei fiel ihr David mit seinen Drohungen wieder ein. «Hast du Angst vor David? Er könnte dich verraten.»
    Adam zuckte mit den Achseln. «Ja, ich habe Angst. Aber damit muss ich leben. Die Hütte im Rosenthal gibt es nicht mehr. David kann nur mir schaden. Niemandem sonst. Eines Tages wird er es auch tun, da bin ich sicher. Aber noch ist dieser Tag nicht gekommen. Und, wer weiß, vielleicht geschieht noch ein Wunder.»
    «Du brauchst keine Angst mehr vor ihm zu haben. Er wird dir nichts tun, das verspreche ich dir.»
    Mit diesen Worten drückte sie ihn kurz, dann kehrte sie erleichtert in die Hainstraße zurück. In den nächsten Tagen ging sie häufig zur Beichte. Johann von Schleußig war ein guter Zuhörer. Ihm konnte sie fast alles anvertrauen. Er hatte immer Zeit für sie und verstand ihre Not.
    Um ihr finanziell zu helfen, hatte er der Werkstatt sogar einen Auftrag erteilt. Ein Weihwasserbecken wollte er für die Nikolaikirche haben. Ganz aus Bronze sollte es sein, mit einer Legierung

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