Die Sisters Brothers: Roman (German Edition)
darüber traurig bin.«
»Wir erwarten gar nichts, Mutter.«
»Nicht? Warum habe ich dann den Eindruck, dass ihr euch nur bei mir durchfressen wollt.«
»Wir suchen uns Arbeit.«
»Was für Arbeit kann das schon sein?«
»Ich habe gedacht, ich mache einen kleinen Handelsposten auf.«
Darauf sie: »Du meinst wohl, du investiert in so einen Laden. Ich muss sagen, die Vorstellung, dass du selber die Kunden bedienst, fällt mir schwer.«
»Genau das hatte ich vor. Kannst du dir das wirklich nicht vorstellen?«
»Ehrlich gesagt nein.«
Ich seufzte. »Es ist doch egal, was wir machen. Geld kommt und geht.« Ich schüttelte den Kopf. »Es ist unwichtig, und das weißt du auch.«
»Na gut«, gab sie nach. »Ihr könnt in eurem alten Zimmer schlafen. Wenn ihr wirklich bleiben wollt, können wir später noch ein Zimmer anbauen. Mit wir meine ich uns drei.« Sie griff nach einem Handspiegel, schaute hinein und strich sich die Haare glatt. Dann sagte sie: »Ich sollte wahrscheinlich froh sein, dass ihr immer noch zueinander haltet. Es war ja von klein auf so.«
»Nicht ganz. Unsere Verbindung ist schon tausendmal geflickt.«
»Daran ist nur euer Vater schuld. Er hat euch zusammengeschweißt.« Sie senkte den Spiegel. »Immerhin etwas, wofür wir ihm heute dankbar sein können.«
Ich sagte: »Ich würde mich jetzt gerne hinlegen.«
»Soll ich dich zum Mittagessen wecken?«
»Was gibt es denn?«
»Rindfleischragout.«
»Ist mir recht, Mutter.«
»Ja was nun? Soll ich dich wecken oder schlafen lassen?«
»Wecken, bitte.«
»Gut, dann leg dich schlafen.«
Ich wandte mich um und blickte in die Diele. Die Haustür stand offen, ein Viereck aus reinem weißem Licht. Gerade als ich das Zimmer verlassen wollte, meinte ich, ihre Stimme zu hören. Ich drehte mich noch einmal um und sah ihren erwartungsvollen Blick. »Alles in Ordnung?«, fragte ich. »Hast du mich gerufen?« Sie winkte mich näher, und ich ging zu ihr. Ihre Hand suchte meine Finger, dann zog sie abwechselnd mit links und rechts meinen Arm zu sich heran, als wäre dieser ein Seil. Sie umschlang meinen Hals und küsste mich auf die Wange. Ihre Lippen waren feucht und kühl, ihre Haare, ihr Gesicht, ihr Hals, alles roch nach Schlaf und Seife. Später ging ich in unser altes Zimmer und legte mich auf die Matratze, die auf dem Boden lag. Alles war ziemlich eng, aber sauber und ordentlich, und das war mehr als genug für den Anfang, eigentlich sogar perfekt. Ich wusste ja schon gar nicht mehr, wie es sich anfühlt, wenn man irgendwo gerne ist, doch es ist fürwahr sehr schön.
Kurz darauf war ich eingeschlafen, wachte aber nach ein paar Minuten wieder auf. Ich hörte, wie sich Charlie nebenan in der Badewanne wusch. Er sagte nichts und würde auch nichts sagen. Allerdings waren die Geräusche, die das Wasser machte, fast wie eine Stimme. Mal gluckste und plätscherte es so dahin, mal war es still, dann hörte man nur noch vereinzelte, versonnene Tropfen fallen. Mir schien, als erzählte es mir von seinem Seelenzustand. Ich horchte genauer hin und kam zu dem Schluss, dass mein Bruder und ich, bis auf Weiteres, aller Schrecken und Fährnisse enthoben waren.
Ich möchte daher höchstens noch anfügen, dass ich dies als ein Ende betrachtete, mit dem man zufrieden sein kann.
DANKSAGUNG
Leslie Napoles
Gustavo deWitt
Gary deWitt
Nick deWitt
Mike deWitt
Michael Dagg
Lee Boudreaux
Abigail Holstein
Daniel Halpern
Sara Holloway
Sarah MacLachlan
Melanie Little
Peter McGuigan
Stephanie Abou
Daniel McGillivray
Hannah Brown Gordon
Jerry Kalajian
Philippe Aronson
Emma Aronson
Marie-Catherine Vacher
Azazel Jacobs
Monte Mattson
Maria Semple
George Meyer
Jonathan Evison
Dave Erikson
Dan Stiles
Danny Palmerlee
Alison Dickey
John C. Reilly
Carson Mell
Andy Hunter
Otis, der Hund
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