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Die Sisters Brothers: Roman (German Edition)

Die Sisters Brothers: Roman (German Edition)

Titel: Die Sisters Brothers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick deWitt
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nicht freue, euch zu sehen, Eli, das wäre gelogen. Aber hättet ihr vielleicht die Güte, mir den Grund eures Kommens zu verraten – nach all der Zeit?«
    »Ich wollte einfach wieder bei dir sein«, sagte ich. »Gegen so ein Gefühl ist man machtlos.«
    »Sicher«, sagte sie und nickte. »Und was heißt das genau, wenn ich bitten darf?«
    Darüber musste ich erst einmal lachen, doch dann sah ich, dass es ihr ernst war mit der Frage, und antwortete nach bestem Wissen und Gewissen. »Es heißt, dass ich mich nach einem langen und besonders heiklen Auftrag plötzlich gefragt habe, warum wir nicht wieder zusammen sein können, so wie früher, nur du und ich und Charlie.«
    Doch das verfing bei ihr nicht – falls sie mir überhaupt glaubte. Als wolle sie das Thema wechseln, fragte sie: »Und wie steht es mit deinen Tobsuchtsanfällen?«
    »Es passiert hin und wieder, aber nicht mehr oft.«
    »Was ist mit der Entspannungsmethode?«
    »Ich greife, wenn nötig, darauf zurück.«
    Sie nickte und nahm sich die Tasse mit Wasser vom Nachttisch, trank. Nachdem sie getrunken hatte, tupfte sie sich mit dem Kragen des Nachthemds das Gesicht ab. Dabei rutschte der Ärmel zurück und enthüllte ihren verkrüppelten Arm. Der Knochensetzer damals hatte ihn schief zusammengefügt, und genau so sah er heute noch aus. Bei dem Anblick empfand ich eine Art Phantomschmerz oder Fremdschmerz in meinem eigenen Arm, das musste sie bemerkt haben und lächelte. Sie hatte immer noch ein schönes Lächeln, aber sie gehörte früher auch zu den schönsten Frauen der Gegend, war geradezu berühmt gewesen für ihre Schönheit. Dann sagte sie froh: »Du hast dich nicht sehr verändert, weißt du das?«
    Meine Erleichterung darauf lässt sich gar nicht beschreiben, und ich sagte: »Das geht mir bei dir ebenso. Nur wenn ich fort bin, bin ich nicht mehr derselbe.«
    »Dann solltest du hierbleiben.«
    »Das würde ich gerne. Du hast mir sehr gefehlt, Mutter. Ich musste oft an dich denken, und ich glaube, Charlie auch.«
    »Charlie denkt allein an sich, der ändert sich nie.«
    »Man kommt nur schwer an ihn heran, er entzieht sich einem immer.« Ein komischer Schmerz wollte sich als Schluchzer Luft machen, doch dem schob ich energisch einen Riegel vor, atmete tief durch. Ob sie etwas dagegen hatte, wenn ich Charlie ins Haus holte? Eine Zeitlang war ich still, wartete nur darauf, dass meine Mutter etwas sagte, aber das tat sie nicht. »Wir haben viele Abenteuer bestanden, Charlie und ich, und haben Dinge gesehen, welche die meisten Menschen nie zu Gesicht bekommen.«
    »Ist das wichtig?«
    »Mit Sicherheit. Jetzt, da es vorbei ist.«
    »Vorbei? Warum sagst du das?«
    »Ich habe die Nase voll von diesem Leben. Ich will nicht mehr. Von jetzt an will ich es ruhiger angehen lassen.«
    »Da bist du hier richtig.« Sie deutete auf verschiedene Dinge im Zimmer. »Hast du gesehen, was sich hier alles verändert hat? Ich warte eigentlich die ganze Zeit auf ein Kompliment von dir.«
    »Alles ist wunderschön geworden.«
    »Hast du den Garten gesehen?«
    »Der Garten ist schön, das Haus ist schön, du bist schön. Geht es dir gut?«
    »Ja und nein.« Nach einer Pause sagte sie: »Meistens irgendwo dazwischen.«
    Ein Klopfen an der Tür und Charlie trat ein. Er nahm den Hut ab und hängte ihn an seinen Stumpf. »Hallo, Mutter.«
    Sie sah ihn länger an. »Hallo, Charlie«, sagte sie schließlich. Als sie ihre Augen aber gar nicht mehr von ihm nahm, wandte er sich zu mir und sagte: »Ich habe erst gar nicht gewusst, wo wir sind. Das Haus sah so vertraut aus, trotzdem wusste ich zuerst nicht, wo ich war.« Im Flüsterton fügte er hinzu: »Hast du die Vogelscheuche gesehen?«
    Mutter sah uns an, ein Lächeln auf den Lippen. Aber es war ein trauriges Lächeln, wie aus weiter, weiter Ferne. »Hat jemand von euch Hunger?«, fragte sie.
    »Nein, Mutter«, sagte ich.
    »Ich habe auch keinen Hunger«, sagte Charlie. »Aber ich würde gerne ein Bad nehmen.«
    Sie sagte, das könne er tun, und er dankte ihr und wandte sich zum Gehen. So, wie er jetzt im Türrahmen stand, hätte ich ihn kaum wiedererkannt. Er sah so normal aus. Auf seinem Gesicht keine Spur mehr von Bosheit und Aggressivität. Als er gegangen war, sagte Mutter: »Er kommt mir so anders vor.«
    »Er braucht Ruhe.«
    »Aber nicht hier.« Sie klopfte sich auf die Brust und schüttelte den Kopf. Als ich ihr erklärte, dass er seine Schießhand eingebüßt hatte, sagte sie: »Ich hoffe, ihr erwartet nicht, dass ich

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