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Die sizilianische Oper

Die sizilianische Oper

Titel: Die sizilianische Oper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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unterbrach ihn der Präfekt sichtlich erleichtert.
      »Jawohl. Man nimmt ein Stück buntes Papier und schneidet es in einer bestimmten Form aus, dann werden zwei Bambusstäbe mit Mehlkleister angeklebt … und zum Schluß läßt man es an einer Schnur in die Lüfte steigen.«
      »Ich habe begriffen! Die Papierdrachen!« rief der Präfekt aus.
      »Die Drachen, jawohl, mein Herr. Ich spielte damit in der Gegend von Punta Raisi bei Palermo. Kennen Sie den Ort?«
      »Was sind das für Fragen, Ferraguto! Sie wissen doch genau, daß ich nicht gern aus dem Haus gehe. Sizilien kenne ich von Abbildungen. Das ist besser, als sich vor Ort zu begeben.«
    »Punta Raisi ist keine günstige Stelle für das Drachensteigen. Manchmal herrschte dort völlige Windstille, und um nichts auf der Welt wollten die Dinger abheben. Andere Male wiederum wehte Wind, doch kaum war der Drachen in der Höhe, traf ihn eine starke Strömung, so daß er sich überschlug, auf die Bäume herunterstürzte und in den Ästen hängenblieb. Ich aber hatte einen Dickschädel und versuchte mich weiter im Drachensteigen. Das war falsch, ich war im Unrecht. Habe
      »Er ist und bleibt ein Florentiner Arsch«, dachte Ferraguto und formulierte die Frage von neuem.
    »Ihre Exzellenz gestatten, daß ich lateinisch spreche?«
      Der Präfekt spürte, wie ihm der Schweiß den Rücken hinunter rann. Seitdem ihm rosa, rosae untergekommen war, war dieses Zeug für ihn ein Schreckgespenst.
      »Ferraguto, unter uns, in der Schule war ich keine Leuchte.«
    Don Memès berühmtes Lächeln verbreiterte sich.
      »Aber was haben Sie denn verstanden, Exzellenz? Bei uns in Sizilien bedeutet, sich auf lateinisch auszudrücken, Klartext zu reden.«
    »Und wenn ihr im unklaren bleiben wollt?«
    »Dann reden wir sizilianisch, Exzellenz.«
    »Machen Sie in lateinisch weiter.«
      »Exzellenz, warum versteifen Sie sich darauf, diesen Drachen namens Bierbrauer in Vigàta steigen zu lassen, wo es doch Gegenwinde gibt? Glauben Sie mir, der ich mich Ihr Freund zu sein schätze, das ist keine gute Sache.«
    Endlich begriff der Präfekt die bildhafte Umschreibung.
      »Was die da in Vigàta machen sollen und was nicht, das bestimme ich! Die müssen tun, was ich sage und befehle. Der Bierbrauer von Preston wird aufgeführt und den gebührenden Erfolg haben.«
    »Exzellenz, darf ich spartanisch reden ?«
    »Was für hochtrabende Worte, Ferraguto!«
      »Nein, Exzellenz, das sind keine hochtrabenden Worte. Ich kenne die Leutchen da. Die sind lieb und nett, aber wenn denen der Gaul durchgeht, sind sie in der Lage, einen Krieg anzuzetteln.«
    »Ach du lieber Gott, warum sollten die Vigateser einen
    Krieg heraufbeschwören, anstatt sich eine Oper anzuhören?«
      »Je nachdem, um was für eine Oper es sich handelt, Exzellenz.«
      »Erzählen Sie mir bloß nichts, Ferraguto! Sind in Vigàta etwa die besten Musikkritiker der Welt zu Hause?«
      »Darum geht es nicht. Die Vigateser mit Ausnahme von drei bis vier Personen verstehen nichts von Musik.«
    »Ja, und?«
      »Das Problem ist, daß dieses Stück von Ihnen, dem Präfekten von Montelusa, gewollt ist. Und den Vigatesern behagt nichts von all dem, was die Monteluser sagen und tun.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Nein. Die Oper als solche schert sie keinen Deut. Aber sie wollen einfach nicht, daß der, der in Montelusa und Umgebung kommandiert, auch in Vigàta das große Wort führt. Wissen Sie, was der Kanonikus Bonmartino, ein von allen geschätzter Diener Gottes, gesagt hat?«
    einfach nichts von Musik!«
      »Exzellenz, die Sache stünde genauso, wenn die Oper vom Herrgott im Himmel gemeinsam mit einer Schar von Engeln geschrieben worden wäre.«
      »Du heiliger Bimbam! Es muß etwas getan werden, Ferraguto! Das Werk muß Triumphe feiern! Es muß ein denkwürdiger Erfolg werden! Sonst ist meine Karriere beim Teufel!«
      »Wenn Sie mir das vorher gesagt hätten, Exzellenz, wenn Sie mich von Ihrem Vorhaben rechtzeitig unterrichtet hätten, hätte ich mich darum bemüht, Ihnen einige bescheidene Ratschläge zu geben. Jetzt tue ich, was noch möglich ist.«
    »Mehr, Ferraguto, mehr müssen Sie tun. Koste es …«
    Er hielt inne.
    »Koste es was?« drängte Ferraguto ihn.
      Der Präfekt schwankte und merkte, daß er sich auf ein gefährliches Pflaster begeben hatte.
    »Ich überlasse das Ihnen und Ihrem Feingefühl«, sagte er zum Abschluß und erhob sich.
    An dem Tag, an dem der Arzt Gammacurta

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