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Die sizilianische Oper

Die sizilianische Oper

Titel: Die sizilianische Oper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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höchstpersönlich ihrer hatte annehmen wollen. Dazu hatte er den Zettel mit den Notizen herausgezogen, die er sich bei der Unterredung mit dem Amtsarzt gemacht hatte, ihn an einem Nagel an der Wand aufgespießt und seinen Wortlaut getreu befolgt, ohne seine Phantasie großartig anzustrengen. Nachdem er ihnen Schwanz und Eier abgeschnitten hatte, war er jedoch in einem Anflug von Kreativität vom Drehbuch abgewichen: halbtot hatte er die beiden über den Rücken eines Esels gelegt und sie just auf den übereigneten Feudalsitz Cantarella geführt, wo er sie auf den Zweigen eines Ölbaums aufspießte.
    unbescholtene Bürger aus Varo, einer fünfzig Kilometer von Montelusa entfernten Ortschaft, herbeigeeilt und hatten ausgesagt, daß Don Memè am Tag des Doppelmords den Festlichkeiten zu Ehren des heiligen Calogero in Varo beigewohnt hatte. Unter denen, die das Alibi lieferten, waren der Postbeamte Ugo Bordin aus der Region Venetien, der Direktor des Finanzamts Doktor Carlo Alberto Pautasso aus Asti sowie der Buchhalter und Katasterbeamte Ilio Giannanneschi, aus Prato gebürtig.
      »Ach, was für eine schöne Sache ist doch die Einheit Italiens!« hatte Don Memè mit einem noch herzlicheren Lächeln als gewöhnlich ausgerufen, während die Gefängnistore sich wieder hinter ihm schlossen.

    Nach mehrfachen Verbeugungen näherte sich Emanuele Ferraguto unter einigen Schwierigkeiten dem Schreibtisch des Präfekten. In der Rechten hielt er die coppola, eine Schirmmütze aus englischem Tuch, und ein Päckchen, in der Linken ein größeres Paket.
      »Treten Sie näher, mein Lieber«, tat der Präfekt ganz jovial.
      Don Memè, der die Tür mit einem Fuß geschlossen hatte, setzte seinen Weg leicht hinkend fort.
      »Sind Sie irgendwie verletzt?« erkundigte sich Seine Exzellenz besorgt.
    Don Memè bemühte sich, mit dem rechten Zeigefinger
    Dann war das große und schwere Paket an der Reihe.
      »Das hingegen ist eine schöne Überraschung für Sie, Exzellenz.«
      Der Präfekt sah das Paket an. Gieriger Glanz überzog seine Augen, und seine Stimme bebte.
    »Ja, sagen Sie mir bloß nicht!«
    »Und ob!« erwiderte Ferraguto triumphierend.
      »Das ist wirklich die Geschichte der Archäologie Siziliens vom Herzog von Serradifalco?«
    »Gewiß. Das sind die Bücher, die Sie gesucht hatten.«
    »Und wie sind Sie an die gekommen?«
      »Ich habe sie beim Notar Scimè entdeckt und ihn höflich darum gebeten; er hat sie mir geschenkt, um Ihnen seine Ehrerbietung zu bezeugen.«
    »Wirklich? Ich werde ihm ein Kärtchen schicken.«
    »Besser nicht, Exzellenz.«
    »Und warum nicht?«
      »Weil er sich sonst gehörnt und betrogen vorkäme. Ihn zu überzeugen war nämlich gar nicht so leicht, verstehen Sie? Der Notar hing sehr an diesen Büchern. Ich habe ihn erst ein wenig, sagen wir mal, überreden müssen, daß die Sache in seinem Interesse ist.«
    »Ach so«, meinte Seine Exzellenz und strich liebevoll mit einer Hand über das Paket. »Ich verrate Ihnen was,
      »Seine Exzellenz werden verzeihen«, sagte er, während er sich daranmachte, seine Hosenträger abzuknöpfen. Der Präfekt sprang mit einem Satz auf, eilte zur Tür, schloß zweimal ab und ließ den Schlüssel in der Hosentasche verschwinden. Inzwischen hatte Ferraguto eine lange Rolle aus dem rechten Hosenbein herausgezogen, die er auf den Schreibtisch legte. Dann hatte er sich die Hose wieder zugeknöpft.
      »Deswegen mußte ich so schief gehen«, sagte er. »Ich hatte Angst, daß das Blatt geknickt würde. Mit einer lupara in der Hose hat man dieses Problem nicht.«
    Er lachte, während Seine Exzellenz die Rolle ausbreitete.
    Es waren der Andruck eines Plakats, das die bevorstehende Aufführung der Oper Der Bierbrauer von Preston zur Einweihung des neuen Theaters von Vigàta ankündigte. Da der Präfekt nach aufmerksamer Lektüre keinen Fehler gefunden hatte, gab er Ferraguto die Rolle zurück, der sie sich wieder in die Hose schob.
    »Wir sind jetzt mit den Steinen am Tor, mein Bester.«
    »Ich verstehe Sie nicht, Exzellenz.«
      »Das ist eine Redensart aus meiner Gegend. Es bedeutet, daß wir nur noch ganz wenig Zeit haben. Übermorgen, vielmehr in drei Tagen wird die Oper aufgeführt. Und ich bin sehr in Sorge.«
      Sie schwiegen eine Weile, ohne sich aus den Augen zu lassen.
    »Als Bub spielte ich mit den comerdioni «, sagte
    Breitengraden diese Spielsachen, die die Kinder basteln …?«
      »Ach, es handelt sich also um Spielzeug?«

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