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Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
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wieder ab und bestimmte stattdessen Zidanas ebenfalls unfähigen Zweitgeborenen, Ahmed al-Dhahebi, »den Goldenen«, zum offiziellen Nachfolger.
    Nach Ismails Tod im Jahr 1727 brach ein langwieriger Erbfolgekrieg zwischen seinen überlebenden Söhnen aus, und nach kürzester Zeit führten Bürgerkrieg und der Verfall der Moral zum Untergang des geeinten marokkanischen Königreiches.
    Man hat Meknès das kleine Versailles genannt. Moulay Ismail und Ludwig XIV. besaßen dieselbe Leidenschaft für Prachtbauten und für die Macht, und beide widmeten sich eifrig dem Bau ihrer jeweiligen Paläste. Zwar wurde Versailles nicht von Sklaven erbaut, doch auch Ludwig XIV. waren das Leben und die Sicherheit seiner Arbeiter gleichgültig. Im bitteren Winter 1685 arbeiteten vierzigtausend Männer am Bau von Versailles, trotz furchtbarer Kälte und Seuchen, die viele von ihnen dahinrafften. Das Schicksal der Sklaven in Meknès war bekanntlich erheblich grauenvoller. Doch während Versailles symmetrisch, geordnet und elegant ist, war die Palastanlage in Meknès mit ihren fünfzig angeschlossenen kleineren Palästen, Moscheen, Innenhöfen, Kasernen und Gärten ein riesiges, sich ständig veränderndes Labyrinth, in dem Mauern und Pavillons gebaut und willkürlich wieder abgerissen wurden, je nach Lust und Laune ihres Schöpfers.
    Ismails Nachfolger führten seine ehrgeizigen Bauvorhaben fort, doch das Erdbeben von Lissabon im Jahr 1775, das vermutlich eine Stärke von 9,0 auf der Richterskala erreichte, legte den Palast, der viele Jahrzehnte und tausende von Menschenleben gefordert hatte, in wenigen Minuten in Schutt und Asche. Von Ismails Wahnsinnsprojekt sind nur die Ruinen seines Mausoleums, des Palastes Dar Kbira und die großen Kornkammern erhalten geblieben, dazu einige Teile der Stadtmauer und die Stadttore. Trotzdem lohnt sich der Besuch, um einen Eindruck von dem Größenwahn des Sultans zu bekommen.
    Karl II. hatte keine legitimen Nachfolger. Doch aus Unterlagen geht hervor, dass er zwölf bis vierzehn uneheliche Kinder zeugte, und wahrscheinlich gab es noch mehr, die nicht überlebten oder nicht anerkannt wurden. Wo immer er sich in den langen Jahren seines Exils vor der Restauration im Jahr 1660 aufhielt, säte er seine Saat: von Jersey 1646 über Den Haag 1649, Paris 1650 bis Brügge 1656. Alys Swann ist ein fiktiver Charakter, aber Moulay Ismail soll eine oder zwei englische Frauen gehabt haben, die er sehr liebte. Eine starb – oder verschwand –, und die andere, die später kam als meine Alys, soll ihm einen Sohn geboren haben, der zum Nachfolger nominiert war und ebenfalls Mohammed hieß – in Marokko erhalten für gewöhnlich alle Erstgeborenen diesen Namen.
    Die marokkanische Gesandtschaft traf im Januar 1682 in London ein und wurde von Mohammed ben Hadou Ottur angeführt, manchmal auch als al-Attar , »der Hausierer«, bezeichnet. Der fast sieben Monate währende Besuch ist in den damaligen Chroniken gut dokumentiert und wurde in John Evelyns Tagebuch besonders lebendig beschrieben. Er erzählt, ben Hadou sei eine »Attraktion« gewesen. Der Gesandte ließ sich zweimal porträtieren, beide Male von anonymen Künstlern. Eines dieser schönen Porträts ist in den Archiven der National Portrait Gallery in London zu sehen.
    Nus-Nus – oder Akuji, um ihn bei seinem richtigen Namen zu nennen – ist meine Erfindung.

GLOSSAR
abid
Sklave
afrit
böser Geist
Aid el-Kebir
Opferfest
alhamdullillah
Gott sei Dank
bab
Tor
babouches
handgearbeitete Pantoffeln aus Leder
Bakschisch
wörtlich: milde Gabe, heute oft zynisch für Schmiergeld
baraka
Glück
bukhari
Schwarze Garde
charaf
Ehre
Dar Kbira
der Große Palast
Djellaba
Kapuzengewand
djinn
Geist, häufig böse, Pl. djenoun
Fassi
aus Fès
fkih
Herr
funduq
Karawanserei
hajib
Wesir
Hamam
Dampfbad
haram
unrein, verboten
hijab
islamisches Kopftuch
incha’Allah
so Gott will
Kaid
ranghoher Beamter, Verwalter
khanjar
zeremonieller Dolch
kif
Kiff
koubba
Gebäude mit einer Kuppel, oft ein Schrein
lalla
höfliche Anrede für eine Frau
ma’alema
Lehrerin für Religion und handwerkliche Fertigkeiten wie Stickerei
marabout
ein umherziehender Heiliger oder Religionslehrer
marhaban
willkommen
mechoui
am Spieß geröstetes Lamm- oder Ziegenfleisch
Medina
Altstadt
Meknassi
aus Meknès
mellah
Salzviertel (Judenviertel)
mezian
gut
nus-nus
halb-halb
Oud
arabische Laute
qadi
Kadi
qamis
weite Hose
qibla
Richtung Mekka
qissaria
überdachter Markt
ras al-hanout
Gewürzmischung
Rebab
marokkanisches

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