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Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt

Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt

Titel: Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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wird sie erfahren, ob der Zauberer Goodwin sie in ihre Heimat führen werde, ob die Strapazen des langen und mühsamen Weges umsonst waren oder nicht.
    Das Schloß war gegen Feinde gut gesichert. Eine hohe Mauer umgab es, um die sich ein Wassergraben zog, und es war auch eine Zugbrücke da, die man im Bedarfsfall herablassen konnte.
    Als der Torhüter und die Ankömmlinge am Graben anlangten, war die Brücke hochgezogen. Auf der Mauer stand ein hochgewachsener Soldat in grüner Uniform. Er hatte einen grünen Bart, der ihm fast bis zu den Knöcheln reichte und auf den er sehr stolz war, um so mehr als sich kein anderer Bewohner dieses Landes eines solch herrlichen Bartes rühmen konnte. Neider behaupteten, es sei der einzige Vorzug des Soldaten, nur ihm habe er den hohen Posten auf der Mauer zu verdanken.
    Der Soldat hielt einen kleinen Spiegel und einen Kamm in den Händen, mit dem er seinen prächtigen Bart kämmte. Über diese Beschäftigung weder sah noch hörte er, was ringsum vorging.
    ,,Din Gior!" rief der Torhüter zur Mauer hinauf. „Da sind ein paar Fremde, die den Großen Goodwin sehen möchten."
    Als keine Antwort erfolgte, schrie der Scheuch mit seiner heiseren Stimme:
    „Herr Soldat! Laßt uns ein! Wir sind berühmte Wanderer, Sieger über die Säbelzahntiger und wagemutige Fahrer über Flüsse."
    Keine Antwort.
    „Ihr Freund leidet wahrscheinlich an Zerstreutheit?"
    „Ja, das kommt bei ihm vor", erwiderte der Torhüter.
    „Verehrtester, schenkt uns Eure Aufmerksamkeit!" schrie der Holzfäller. „Nein, er hört nicht. Laßt uns alle gemeinsam rufen!"
    Sie holten tief Atem, und der Holzfäller setzte sogar seinen Trichter an den Mund. Auf ein Zeichen des Scheuchs schrien sie aus Leibeskräften:

    „Herr Soldat! Laßt uns ein! Herr Soldat! Laßt uns ein!"
    Der Scheuch schlug mit seinem Stock gegen das Geländer des Grabens, daß es dröhnte, und Totoschka bellte laut. Das machte aber keinen Eindruck auf den Soldaten, der fortfuhr, seinen Bart liebevoll zu kämmen.
    „Da werd ich wohl brüllen müssen wie die Tiere des Waldes", sagte der Löwe, „ich sehe keinen anderen Ausweg."
    Er stemmte sich fest auf seine Taten, reckte den Kopf und stieß ein Gebrüll aus, daß die Scheiben in den Fenstern klirrten, die Blumen ringsum erschauerten, das Wasser aus den Becken spritzte und die Neugierigen, die die seltsame Gesellschaft von weitem beobachteten, die Hände an die Ohren preßten und auseinanderstoben.
    Der Soldat steckte Kamm und Spiegel in die Tasche, beugte sich über die Mauer und betrachtete verwundert die Ankömmlinge. Als er den Torhüter erblickte, atmete er sichtlich erleichtert auf.

    „Bist du's, Faramant!" fragte er. „Was ist los?"
    ,,Din Gior, wir stehen schon eine halbe Stunde da und schreien zu dir hinauf", erwiderte der Torhüter wütend.
    „Ach, erst eine halbe Stunde", meinte der Soldat gleichmütig. „Das ist doch eine Kleinigkeit. Sag mir lieber, was das für Leute sind, die du mitbringst."
    „Fremde, die den Großen Goodwin sehen wollen!"
    „Na, meinetwegen sollen sie eintreten", sagte Din Gior seufzend. „Ich will's dem Großen Goodwin melden..."
    Er ließ die Brücke herab. Die Wanderer nahmen vom Torhüter Abschied, gingen über den Graben und traten in das Schloß. Der Soldat, der sie in den Empfangssaal führte, bat die Ankömmlinge, sich auf einer grünen Matte vor dem Eingang den Staub von den Füßen abzutreten, und hieß sie in grünen Sesseln Platz nehmen.
    „Wartet hier. Ich will mich vor die Tür des Thronsaals begeben und dem Großen Goodwin eure Ankunft melden."
    Wenige Minuten später kam der Soldat zurück. Elli fragte ihn:
    „Habt Ihr Goodwin gesehen?"
    „O nein. Ich sehe ihn niemals!" war die Antwort. „Der Große Goodwin spricht mit mir nur durch die Tür. Er ist offenbar so furchtbar von Gestalt, daß er die Leute nicht umsonst schrecken möchte. Als ich ihm eure Ankunft meldete, wurde er zornig und wollte zunächst nichts hören. Dann fragte er plötzlich, wie ihr gekleidet seid. Als ich die silbernen Schuhe erwähnte, da horchte er auf und sagte, er würde euch alle empfangen. Doch müßt ihr wissen, daß er an einem Tag nur einen Bittsteller vorläßt. Das ist so seine Gewohnheit. Also werdet ihr hier mehrere Tage bleiben müssen. Er hat befohlen, euch Zimmer anzuweisen, damit ihr nach dem langen Weg ausruht."
    „Ich bitte dem Großen Goodwin in unserem Namen zu danken", sagte Elli.
    Sie war beinahe sicher, daß der Zauberer gar nicht so

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