Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt

Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt

Titel: Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
Vom Netzwerk:
schrecklich sei, wie es sich herumsprach, und die Heimat zurückführen werde.
    Din Gior blies in seine grüne Pfeife, und ein schönes Mädchen in grünem Seidenkleid trat ins Zimmer. Sie hatte eine glatte grüne Haut, grüne Augen und lockiges grünes Haar. Das Mädchen verneigte sich tief vor Elli und sagte:
    „Folgt mir, ich soll Euch in Euer Zimmer führen."
    Sie schritten durch prunkvolle Gemächer, stiegen viele Treppen auf und ab und kamen schließlich in das Zimmer, das für Elli bestimmt war. Ein schöneres und behaglicheres Gemach konnte man sich gar nicht vorstellen. Da stand ein kleines Bett, und in der Mitte gab es einen Springbrunnen, dessen feiner Wasserstrahl in ein schönes Becken zurückfiel. Selbstverständlich war auch hier alles grün.
    „Fühlt Euch wie zu Hause", sagte das grüne Mädchen. „Der Große Goodwin wird Euch morgen früh empfangen."
    Dann ging das Mädchen, um die anderen in ihre Zimmer zu führen, die gleichfalls herrlich eingerichtet waren und im schönsten Teil des Schlosses lagen.
    Auf den Scheuch machte die ganze Pracht keinen Eindruck. Als das Mädchen weg war, stellte er sich gleichmütig neben die Tür und verharrte so bis zum Morgen. Die ganze Nacht hindurch starrte er eine kleine Spinne an, die sorglos ihr Netz wob, als befände sie sich nicht in einem herrlichen Schloß, sondern in der Hütte eines armen Schusters. Der Eiserne Holzfäller legte sich zwar ins Bett, doch tat er es nicht, weil ihn danach verlangte, sondern weil er sich an die Zeit erinnerte, als er noch einen Körper aus Fleisch und Blut hatte. Aber auch er schloß die ganze Nacht kein Auge, da er immer wieder den Kopf, die Arme und die Beine bewegte, um sich zu vergewissern, daß sie nicht eingerostet waren.
    Der Löwe hätte am liebsten im Hinterhof auf Stroh geschlafen, weil dies aber nicht anging, stieg er ins Bett, rollte sich wie eine Katze zusammen und begann so laut zu schnarchen, daß es im ganzen Schloß zu hören war. Das gleiche tat, allerdings viel leiser, Totoschka, der es sich neben seinem mächtigen Freund gemütlich gemacht hatte.

DIE WUNDERBAREN VERWANDLUNGEN GOODWINS DES ZAUBERERS
    Am Morgen kam das grüne Mädchen wieder, wusch und kämmte Elli und führte sie in den Thronsaal.
    In einem anstoßenden Saal standen festlich gekleidete Höflinge und Hofdamen. Obwohl Goodwin niemals vor sie trat und sie auch niemals empfing, pflegten sie sich seit Jahr und Tag jeden Morgen zu Schwatz und Klatsch im Schloß zu versammeln. Sie nannten das „Hofdienst" und bildeten sich viel darauf ein.
    Die Höflinge betrachteten Elli mit Staunen, und als sie ihre silbernen Schuhe gewahrten, verneigten sie sich bis zum Boden.
    „Eine Fee, eine Fee", hörte man flüstern.
    Einer der Beherzesten trat auf Elli zu und fragte sie unter vielen Bücklingen:
    „Ich erkühne mich, hochverehrte Frau Fee, an Euch die Frage zu richten: Wird Goodwin der Schreckliche Euch wirklich die Ehre eines Empfangs zuteil werden lassen?"
    „Ja, Goodwin will mich sehen", erwiderte Elli bescheiden.
    Ein Raunen ging durch die Menge. Im gleichen Augenblick hörte man ein Glöckchen läuten.
    „Das Zeichen!" sagte das grüne Mädchen. ,,Goodwin erwartet Euch im Thronsaal!" Ein Soldat öffnete das Tor. Elli trat zaghaft ein und sah sich in einem wunderlichen runden Saal mit hoher gewölbter Decke. Diele, Wände und Decke funkelten von unzähligen Edelsteinen.
    In der Mitte stand ein Thron aus grünem Marmor mit herrlichen Smaragden, und auf diesem Thron lag ein riesiger lebender Kopf ohne Körper.
    Er war so schrecklich anzusehen, daß es Elli kalt überlief.
    Ein glattes, fettes Gesicht mit Pausbacken, langer fleischiger Nase und großen, zusammengepreßten Lippen. Der kahle Schädel glänzte wie ein Spiegel. Der Kopf schien leblos, keine Falte auf der Stirn, keine um den Mund, nur die Augen waren hellwach. Sie rollten in den Höhlen, hielten dann plötzlich inne und starrten zur Decke. Wenn die Augen rollten, knarrte es höchst merkwürdig im stillen Saal.
    Elli war von dem unbegreiflichen Augenrollen so verwirrt, daß sie sich vor dem Kopf zu verneigen vergaß.
    „Ich bin Goodwin, der Große und Schreckliche! Wer bist du und warum belästigst du mich?"
    Es fiel Elli auf, daß die Lippen sich beim Sprechen nicht bewegten und die Stimme, die weder laut noch unangenehm klang, irgendwo von der Seite kam.
    Sie faßte sich ein Herz und antwortete:
    „Ich bin Elli, ein kleines schwaches Mädchen. Ich komme aus weiter Ferne, um Eure

Weitere Kostenlose Bücher