Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt

Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt

Titel: Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
Vom Netzwerk:
bestrafte Fregosa jedesmal für ihre Güte. Die kleine Elli wurde von der Hexe schrecklich behandelt. Oft drohte Bastinch dem Mädchen mit dem schmutzigen lila Schirm, den sie immer in der Hand hielt. Elli wußte nicht, daß die Zauberin es nicht wagen würde, sie zu schlagen, und ihr Herz verkrampfte sich jedesmal, wenn diese ihren Schirm erhob.
    Jeden Tag trat die Alte vor den Käfig und fragte den Löwen mit kreischender Stimme: „Wirst du dich einspannen lassen?"
    „Ich werd dich fressen!" erwiderte dieser dann und warf sich fauchend gegen das Gitter. Bastinda gab dem Löwen vom ersten Tag an nichts zu essen. Doch dieser starb nicht vor Hunger, sondern blieb stark und gesund.
    Finsternis und Wasser waren der alten Bastinda ein Greuel. Kaum brach die Dunkelheit herein, so zog sich die Hexe in das entlegenste Gemach ihres Schlosses zurück, schob die mächtigen eisernen Riegel vor die Tür und ließ sich bis zum späten Vormittag nicht blicken. Elli hatte aber keine Angst vor der Dunkelheit. Sie nahm jeden Abend aus dem Küchenschrank alles Eßbare, das dort zurückblieb (Fregosa sorgte stets dafür, daß es möglichst viel sei), und ging, in der einen Hand einen Korb mit Mundvorrat und in der anderen eine große Flasche mit Wasser, in den Hinterhof, wo der Löwe und Totoschka sie jubelnd empfingen.

    Elli und Totoschka hatten große Angst, daß Bastinda ihre Drohungen wahr machen und das Hündchen zu den Ratten werfen würde. Schon am ersten Tag der Gefangenschaft war Totoschka in den Käfig zum Löwen übersiedelt, wo er sich geborgen fühlte, wußte er doch, daß er dort für Bastinda unerreichbar war und sie ungestraft anbellen konnte, wenn sie den Hof betrat.
    Elli schob sich zwischen zwei Gitterstäbe in den Käfig, und der Löwe und Totoschka stürzten sich auf das Essen und das Wasser. Dann machte es sich der Löwe gemütlich, und Elli streichelte sein dichtes weiches Fell und spielte mit dem Haarbüschel seines Schwanzendes. Das Mädchen, der Löwe und Totoschka saßen lange beisammen, gedachten betrübt ihrer umgekommenen treuen Freunde, des Scheuchs und des Eisernen Holzfällers, und schmiedeten Fluchtpläne. Aus dem Violetten Schloß gab es jedoch kein Entrinnen. Es war von einer hohen Mauer mit spitzen Nägeln umgeben, und Bastinch, die das Tor immer zuschloß, zog die Schlüssel ab und trug sie stets bei sich.
    Wenn Elli sich ausgesprochen und ausgeweint hatte, sank sie auf das Stroh hin und schlief unter dem sicheren Schutz des Löwen ein.
    So zogen sich die bitteren Tage der Gefangenschaft hin. Bastinda schaute gierig auf die silbernen Schuhe Ellis, die diese nur nachts auszog, wenn sie sich im Käfig des Löwen befand oder wenn sie badete. Bastinda, die das Wasser fürchtete, näherte sich Elli niemals beim Baden.
    Das Mädchen hatte die merkwürdige Wasserscheu der Zauberin sogleich bemerkt und machte sie sich zunutze. Die Tage, an denen Bastinda ihr die Küche zu scheuern befahl, waren für Elli Festtage. Sie goß ein paar Eimer Wasser auf, die Diele aus und ging dann in den Käfig zum Löwen, wo sie einige Stunden von der schweren Arbeit ausruhte, während Bastinda vor der Tür kreischte und schimpfte. Wenn die Zauberin einen Blick in die Küche warf und die Lachen auf der Diele sah, lief sie entsetzt in ihr Schlafgemach. Fregosa schickte ihr jedesmal ein schadenfrohes Lächeln nach.
    Elli unterhielt sich oft mit der herzensguten Köchin.
    „Sag, warum erhebt ihr Zwinkerer euch nicht gegen Bastinda?" fragte das Mädchen. „Ihr seid doch so viele, Tausende - und habt Angst vor einer einzigen bösen Alten! Wenn ihr euch auf sie stürzt, dann könnt ihr sie im Hand umdrehen binden und in den Eisernen Käfig sperren, in dem sie jetzt den Löwen hält!"
    „Was fällt dir ein", wehrte Fregosa ängstlich ab. „Du weißt nicht, wie mächtig Bastinda ist! Sie braucht nur ein Wort zu sagen, und alle Zwinkerer fallen tot um!"
    „Woher wißt ihr das?"
    „Das hat uns Bastinda doch selber oft genug gesagt."
    „Warum hat sie dann das Wort nicht ausgesprochen, als wir uns ihrem Schloß näherten! Warum hat sie die Wölfe, die Krähen und die schwarzen Bienen gegen uns ausgeschickt?
    Und als meine tapferen Freunde sie vernichtet hatten, warum mußte sie dann die Fliegenden Affen zu Hilfe rufen?"
    „Warum, warum!" erwiderte Fregosa ärgerlich, „für solches Gerede wird uns Bastinda zu Brei zermalmen."
    „Woher soll sie es erfahren?"
    „Weil sie alles erfährt. Ihr bleibt nichts verborgen."
    Als

Weitere Kostenlose Bücher