Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt
diese Gespräche sich mehrmals wiederholt hatten, ohne daß Bastinda etwas davon erfuhr, wurde Fregosa kühner. Sie stimmte Elli zu, daß die Zwinkerer sich von der Herrschaft der bösen Zauberin befreien müßten.
Doch ehe sie einen Entschluß faßte, wollte sie genauer erfahren, über welche Zaubermittel Bastinda noch verfügte. Abends schlich sie sich vor das Schlafgemach der Zauberin und horchte an der Tür, was die Alte brummte, die in letzter Zeit immer häufiger Selbstgespräche führte.
Einmal kam Fregosa, die gerade wieder an der Tür gehorcht hatte, aufgeregt in die Küche gestürzt, und als sie Elli nicht vorfand, lief sie in den Hinterhof. Die drei im Käfig schliefen bereits.
,,Elli, du hast recht gehabt", schrie Fregosa, mit den Armen fuchtelnd. ,,Bastinda hat wirklich alle ihre Zaubermittel verbraucht und besitzt jetzt kein einziges mehr. Ich habe gehört, wie sie über deine Freunde klagte und sie verwünschte, weil sie ihr die Zauberkraft geraubt haben..."
Das Mädchen, der Löwe und das Hündchen waren über diese Nachricht sehr erfreut und stellten Fregosa viele Fragen. Die Köchin konnte aber zu dem, was sie bereits gesagt hatte, nichts hinzufügen. Sie erzählte noch, Bastinda habe irgendwelche silberne Schuhe erwähnt, doch konnte Fregosa nicht zu Ende hören, weil sie vor lauter Aufregung mit der Stirn gegen die Tür schlug und entsetzt davonstürzte, damit die Zauberin sie nicht auf frischer Tat ertappte.
Die wichtige Nachricht Fregosas gab den Gefangenen neue Hoffnung. Jetzt hatten sie die Möglichkeit, Goodwins Befehl auszuführen und die Zwinkerer zu befreien.
„Öffnet nur meinen Käfig", brüllte der Löwe, „und ihr wie ich mit Bastinda abrechne!"
Vor der Tür des Käfigs hing aber ein großes Schloß, dessen Schlüssel Bastinda versteckt hielt. Die Freunde hielten Rat und kamen zu dem Schluß, daß Fregosa die Diener zum Aufstand vorbereiten müsse. Sie sollten die Zauberin überrumpeln, gefangennehmen und ihrer Herrschaft ein Ende machen.
Fregosa ging. Elli, der Löwe und Totoschka aber sprachen die ganze Nacht über den bevorstehenden Kampf mit Bastinda.
Am nächsten Tag teilte die Köchin der Dienerschaft die Neuigkeit mit. Die Diener waren aber so eingeschüchtert, daß Fregosa große Mühe hatte, sie zu überreden, sich gegen die Zauberin zu erheben. Schließlich gelang es ihr, einige Leute von der Schloßwache für das Vorhaben zu gewinnen, und die Zwinkerer, die in die Verschwörung eingeweiht wurden, begannen zum Aufstand zu rüsten.
Es vergingen mehrere Tage. Als die Diener sahen, daß die Schloßwache Mut gefaßt und tatsächlich mit der bösen Zauberin abzurechnen gedachte, traten sie der Verschwörung bei. Der Aufstand war so gut wie vorbereitet, als ein unvorhergesehener Zwischenfall eine ebenso schnelle wie unerwartete Wende herbeiführte.
Bastinda hatte den Gedanken nicht aufgegeben, sich der silbernen Schuhe Ellis zu bemächtigen. Für die Zauberin war das die einzige Möglichkeit, Herrscherin im Violetten Land zu bleiben. Schließlich legte sie sich einen Plan zurecht.
Eines Tages, als weder Fregosa noch Elli in der Küche waren, spannte die Zauberin eine dünne Schnur über die Diele und versteckte sich hinter dem Ofen.
Das Mädchen trat in die Küche, stolperte über die Schnur und fiel hin, wobei sich der Schuh von seinem rechten Fuß löste und zur Seite rutschte. In diesem Augenblick sprang Bastinch hinter dem Ofen hervor, ergriff den Schuh und steckte ihren knochigen Fuß hinein.
,,Hi, hi, hi, jetzt gehört er mir", kicherte Bastinda. Elli war so überrascht, daß sie kein Wort hervorbringen konnte.
„Gebt mir meinen Schuh zurück!" schrie sie, als sie wieder zu sich kam. „Diebin! Schämen sollt Ihr Euch."
„Nimm ihn doch!" höhnte die Alte. „Ich werde dir auch den zweiten ausziehen! Und dann werd ich auch Gingema rächen! Verlaß dich darauf! Die Ratten werden dich fressen, hi, hi, hi, die großen hungrigen Ratten, und deine feinen Knochen benagen!"
Elli glaubte vor Kummer und Zorn zu vergehen. Die silbernen Schuhe waren ihr so teuer gewesen! Um es Bastinda heimzuzahlen, ergriff sie einen Eimer Wasser, lief auf die Alte zu und begoß sie von Kopf bis Fuß.
Die Hexe schrie vor Schreck auf und versuchte vergeblich, das Wasser abzuschütteln. Ihr Gesicht wurde löchrig wie schmelzender Schnee, Dampf stieg von ihr auf, sie schrumpfte zusehends und begann sich aufzulösen...
„Was hast du getan!" kreischte die Hexe. „Ich
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