Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt
sind, will ich ihn, den Goldenen Hut, den Fliegenden Affen zurückgeben, damit sie von niemand mehr mit Wünschen belästigtwerden, die oft sinnlos und grausam sind", meinteStella.
Alle stimmten ihr zu, daß man den Hut gar nicht besser nutzen könne, und rühmten ihre Weisheit und Güte.
„Und wie wollt Ihr mich nach Kansas bringen, Frau Zauberin?" fragte Elli.
„Die silbernen Schuhe werden dich über Wald und Berg tragen", erwiderte Stella. „Hättest du ihre Zauberkraft gekannt, so wärst du gleich an dem Tag in deine Heimat zurückgekehrt, an dem dein Häuschen die böse Gingema zerdrückte."
„Aber dann hätte ich doch mein wunderbares Gehirn nicht bekommen", rief der Scheuch. „Dann hätte ich bis auf den heutigen Tag die Krähen auf dem Feld des Farmers verscheuchen müssen!"
„Und ich hätte mein liebevolles Herz nicht erhalten", sagte der Eiserne Holzfäller, „und hätte im Walde stehen und rosten müssen, bis ich zu Staub zerfallen wäre."
„Und ich wäre ein Feigling geblieben", brüllte der Löwe, „und niemals König der Tiere geworden!"
„Da habt ihr freilich recht", sagte Elli. „Und es tut mir auch gar nicht leid, daß ich so lange in Goodwins Land leben mußte. Ich bin nur ein kleines schwaches Mädelchen, aber ich hab euch stets liebgehabt und wollte euch immer helfen! Jetzt aber, wo unsere sehnlichsten Wünsche in Erfüllung gegangen sind, muß ich heimkehren, wie es im Zauberbuch Willinas steht."
„Es schmerzt uns, von dir zu scheiden, Elli", riefen der Scheuch, der Holzfäller und der Löwe. ;,Aber wir segnen den Augenblick, da der Sturm dich in das Zauberland verschlagen hat. Du hast uns Freundschaft halten gelehrt, und das ist das Teuerste und Schönste auf Erden!"
Stella lächelte dem Mädchen zu. Elli umarmte den großen Tapferen Löwen und kraulte zärtlich seine zottige Mähne. Sie küßte den Eisernen Holzfäller, und dieser weinte bittere Tränen, wobei er seine Kiefern völlig vergaß. Sie streichelte den ausgestopften Scheuch und küßte ihn auf das liebe, bemalte Gesicht . . .
„Die silbernen Schuhe besitzen viele wunderbare Eigenschaften. Das Wunderbarste an ihnen aber ist, daß sie dich blitzschnell bis ans Ende der Welt tragen können. Du brauchst bloß die Hacken zusammenzuschlagen und den Ort zu nennen . . ."
„Dann sollen sie mich gleich nach Kansas tragen!"
Als Elli aber daran dachte, daß sie sich für immer von ihren treuen Freunden trenne, mit denen sie soviel Leid und Freud geteilt hatte, denen sie sooft in der Not geholfen und die ihrerseits so viele Male ihr Leben für sie aufs Spiel gesetzt hatten, brach ihr fast das Herz. Stella stieg vom Thron herab, umarmte Elli zärtlich und küßte sie zum Abschied. „Es ist Zeit, mein Kind", sagte sie sanft. „Scheiden ist schwer, aber süß ist das Wiedersehen. Denke daran, daß du bald deine Eltern umarmen wirst. Leb wohl und vergiß uns nicht!"
„Lebe wohl, lebe wohl, Elli!" riefen die Freunde.
Elli nahm Totoschka in die Arme, schlug die Hacken zusammen und rief den silbernen Schuhen zu:
„Tragt mich nach Kansas, zu Vater und Mutter!"
Ein heftiger Windstoß erfaßte Elli und wirbelte sie herum, daß ihr schwindlig wurde. Wie ein Feuerstrahl schoß die Sonne über den Himmel, und noch ehe das Mädchen Angst verspüren konnte, war sie schon wieder auf der Erde. All das geschah so plötzlich, daß Elli sich mehrmals überschlug und Totoschka aus den Armen ließ . . .
SCHLUSS
Als Elli zu sich kam, sah sie ganz nahe ein neues Häuschen stehen, das ihr Vater anstelle des alten gebaut hatte.
Starr vor Staunen stand die Mutter vor der Tür und blickte auf das Kind, und vom Stall her kam der Vater mit erhobenen Armen gerannt.
Elli lief den Eltern entgegen, und da gewahrte sie plötzlich, daß sie in bloßen Strümpfen war. Sie hatte die Schuhe während des Flugs verloren, doch tat es ihr nicht leid, da sie wußte, daß es in Kansas keine Wunder gebe. Die Mutter schloß das Mädelchen in die Arme und bedeckte sein verstörtes Gesichtchen mit zahllosen Küssen und einem Strom von Tränen.
„Bist du vom Himmel zu uns zurückgekehrt, mein Teuerstes?"
„O nein, ich war in Goodwins Wunderland", erwiderte die Kleine schlicht. „Aber die ganze Zeit hab ich an euch gedacht . . . und . . . warst du, Papa, auf dem Jahrmarkt?"
„Aber Elli, mein Liebstes!" sagte der Vater, halb lachend, halb weinend. „Wie konnten wir an den Jahrmarkt denken, wo wir dich für verloren hielten und uns so furchtbar
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