Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
Viertelstunde bei Ihnen sein“, sagte Fledermaus. Es klickte im Hörer, dann war die Leitung tot.
Cletus hängte ein und wandte sich Arvid zu, der ihn immer noch anstarrte.
„Was hat Eachan gesagt?“ fragte Cletus freundlich. Arvid gab sich einen Ruck.
„Sir, die Neuländer greifen Zweistrom an!“ brach es aus ihm heraus. „Oberst Khan sagt, sie kommen sowohl durch die Luft als auch über den Paß – aber in Zweistrom stehen nur noch knapp zwei Kompanien der Dorsai, hinzu kommen ein paar Scouts draußen im Urwald, die die Neuländer mittlerweile entweder gefangengenommen oder umgangen haben.“
Cletus griff zum Telefon und wählte die Nummer von Oberstleutnant Marcus Doods am Landeplatz des Dorsai-Militärdistrikts.
„Oberst Doods – Sir?“ Das hagere, ruhige Gesicht von Eachans Stellvertreter tauchte auf dem kleinen Bildschirm auf.
„Haben Sie schon etwas über den Angriff der Neuländer bei Zweistrom gehört?“ fragte Cletus.
„Jawohl, Sir“, erwiderte Doods. „Oberst Khan hat uns soeben mitgeteilt, daß wir alle unsere Truppen zusammentrommeln sollen. Wir sind gerade dabei, unsere Truppen wieder auszusenden.“
„Gut“, sagte Cletus. „Ich werde so bald wie möglich bei Ihnen sein.“
Er legte auf und begab sich zu einem Waffenschrank, der im Zimmer stand. Er öffnete den Schrank und holte einen Pistolengürtel nebst Pistole heraus. Dann wandte er sich um und warf beides Arvid zu, der automatisch die Hand ausstreckte, um die Sachen zu erhaschen.
„Sir?“ fragte er verwirrt. „Die Neuländer wollen doch nicht etwa die Stadt angreifen?“
Cletus lachte und schloß den Waffenschrank wieder zu. „Nein, Arv“, sagte er zu dem Leutnant, indem er sich ihm zuwandte, „aber die Neuländer haben mit dem Aufmarsch bei Zweistrom begonnen, und Dow ist der Typ, der stets auf Nummer Sicher geht. Es würde etwas merkwürdig aussehen, wenn ich eine Pistole tragen würde, aber Sie können sie an meiner Stelle tragen.“
Er ging zu seinem Telefonapparat und wählte die Nummer der Marinebasis.
„Hier Oberst Grahame“, sagte er. „Vor kurzem habe ich ein dringendes Gespräch für Kommandeur Linet angemeldet …“
„Jawohl, Sir“, sagte der Offizier, der den Anruf beantwortet hatte. „Der Kommandeur hat bereits versucht, Sie zu erreichen, Sir, aber Ihr Anschluß war dauernd besetzt. Einen Augenblick, Sir …“
Jetzt kam Wefers Stimme über die Leitung. „Cletus! Was ist los?“
„Sie haben mir fünf Ihrer Mark V angeboten“, erwiderte Cletus. „Ich brauche nur drei. Aber sie müßten von hier aus flußaufwärts nach Zweistrom fahren, bis zum Zusammenfluß des Blauen und des Milchflusses. Das sind ungefähr zweihundertdreißig Meilen. Glauben Sie, daß sie es bis eine Stunde vor Sonnenaufgang schaffen, wenn sie jetzt gleich losfahren?“
„Zweihundertdreißig Meilen bis morgen früh? Kein Problem!“ rief Wefer durchs Telefon. „Was ist eigentlich passiert?“
„Die Neuländer haben reguläre Truppen über die Grenze beim Etter-Paß gebracht“, sagte Cletus ruhig. „Sie werden morgen kurz nach Sonnenaufgang Zweistrom angreifen. Einzelheiten über Ihren Einsatz werde ich Ihnen später mitteilen. Können Sie aber Ihre Boote innerhalb einer Meile flußabwärts von jener Stelle stationieren, wo die beiden Flüsse zusammenfließen, ohne entdeckt zu werden?“
„Sie wissen nur zu gut, daß ich das kann!“ sagte Wefer. „Bleiben wir in Verbindung? Kann ich Sie irgendwo erreichen?“
„Ich werde mich morgen vor Sonnenaufgang melden“, sagte Cletus.
„In Ordnung! Wir sind schon unterwegs!“ Damit hängte Wefer ein.
„Gehen Sie schon vor, Arv“, sagte Cletus. „Warten Sie am Wagen auf mich. Ich komme sofort nach.“
Arv starrte ihn an.
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