Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
zweifelt stets an der Ehrlichkeit seines Gegenübers. DeCastries ist verschlagen, und verschlagene Menschen neigen dazu, in jeder direkten Aktion die Verschleierung irgendwelcher Tricks zu sehen. Er weiß längst, daß dieses Gerücht in die Welt gesetzt wurde, um ihn und die Neuländer zu veranlassen, ihre Truppen in Marsch zu setzen, wobei der Grund sich dann als trügerisch erweist und in Wohlgefallen auflöst. Er wäre der Blamierte. Nach Lage der Dinge wird er beschlossen haben, unser Spiel mitzuspielen und seine Vorteile in demselben Augenblick wahrzunehmen, wo er annimmt, daß wir uns über ihn lustig machen.“
Eachan runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht, ob ich Ihren Ausführungen folgen kann“, sagte er.
Cletus deutete auf die Schriftstücke, die er mitgebracht hatte. „Es steht alles in den Befehlen“, sagte er. „Sie werden morgen in aller Frühe damit beginnen, Ihre Leute aus dem Gebiet von Zweistrom abzuziehen, alle halbe Stunde eine Schiffsladung. Sobald Ihre Leute hier eintreffen, können Sie sie für drei Tage in den Urlaub schicken.“
Eachan schaute ihn grimmig an. „Ist das alles?“ sagte er schließlich.
„Das ist alles – bis ich Ihnen weitere Befehle erteile“, sagte Cletus und erhob sich. Er wandte sich um und ging auf die Tür zu.
„Gute Nacht“, sagte Eachan hinter ihm. Als Cletus zur Tür hinausging und sich nach links wandte, um den Korridor entlangzugehen, sah er, daß Eachan immer noch hinter dem Tisch stand und ihm nachblickte.
Cletus begab sich in sein Quartier zurück und ging zu Bett. Am nächsten Morgen erlaubte er sich den ungewöhnlichen Luxus, lange zu schlafen. Es war gegen zehn Uhr, als er im Offiziersklub zu einem späten Frühstück eintraf, und fast Mittag, als er schließlich in seinem Büro auftauchte. Arvid und sein Stab waren bereits eifrig am Werk. Cletus schenkte ihnen ein väterliches Lächeln und rief sie alle zusammen.
„Ich werde am Nachmittag nach Zweistrom fliegen“, sagte er, „um den Abzug der Dorsai-Truppen zu überwachen. Es ist also sinnlos, mich mit irgendwelchen Informationen zu überschütten, die bis Montagmorgen sowieso überholt sein werden. Sie haben alle Überstunden gemacht, also nehmen Sie sich den Rest des Tages frei, das heißt, alle bis auf Arvid.“ Er lächelte dem hochaufgeschossenen jungen Offizier zu. „Und wir sehen uns dann Anfang nächster Woche wieder.“
Die Leute verschwanden so schnell wie Regentropfen auf heißem Pflaster nach einem tropischen Platzregen. Sobald sie weg waren, machte Cletus sorgfältig die Runde im Büroraum, um festzustellen, ob alle Sicherheitssysteme intakt und betriebsbereit waren. Dann kehrte er zurück, nahm vor Arvids Schreibtisch Platz, streckte die Hand nach dem Telefon aus und wählte die Nummer der Marinebasis.
„Hier spricht Oberst Cletus Grahame“, sagte er zu dem diensthabenden Offizier am anderen Ende der Leitung. „Würden Sie bitte Kommandeur Linet auftreiben und ihm sagen, er möchte mich zurückrufen? Ich bin in meinem Büro zu erreichen.“
Er stellte das Telefon auf Arvids Schreibtisch zurück und wartete. Arvid musterte ihn neugierig. Cletus stand auf und ging zu seinem eigenen Schreibtisch hinüber, holte seinen eigenen Apparat und tauschte ihn gegen das Gerät aus, das vor Arvid stand. Dann nahm er Arvids Apparat und stellte ihn auf seinen Tisch.
Er wählte die ersten beiden Stellen der fünfstelligen Nummer von General Traynors Büro. Auf diese Weise war also sein Apparat belegt, ohne daß die Verbindung zustande gekommen war. Er schob den Apparat beiseite und schaute Arvid an.
„Arv“, sagte er, „irgendwann während der nächsten Stunden wird mich Eachan Khan anrufen.
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