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Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)

Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)

Titel: Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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oder Sie sind ein immerhin interessanter Narr. In diesem Fall werden die Ereignisse für sich sprechen, und das wird nicht mehr Zeit in Anspruch nehmen als festzustellen, ob Sie nun ein Agent sind oder nicht.“
    Er betrachtete Cletus für eine Weile, doch der Oberst hielt seinem Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken.
    „Es tut mir leid sagen zu müssen“, fuhr deCastries fort, „daß Sie mir immer mehr wie ein Narr vorkommen. Eigentlich schade. Wären Sie ein Agent, könnte ich Ihnen einen besseren Posten anbieten als den, den Sie augenblicklich bei der Allianz bekleiden. Aber ich würde niemals einen Narren anheuern – er wäre für mich viel zu unberechenbar. Tut mir leid.“
    „Was aber“, fragte Cletus, „wenn sich herausstellt, daß ich ein recht erfolgreicher Narr bin?“
    „Dann liegt die Sache natürlich anders. Aber das ist wohl kaum zu erwarten. Und darum kann ich nichts weiter dazu sagen, als daß es mir leid tut. Ich habe gehofft, Sie würden mich nicht enttäuschen.“
    „Mir scheint, ich habe ein besonderes Talent dazu, die Menschen zu enttäuschen“, meinte Cletus.
    „Wie etwa damals, als Sie sich entschlossen hatten zu malen, statt auf die Akademie zu gehen, und sich dann schließlich doch für eine militärische Laufbahn entschieden?“ murmelte deCastries. „Auch ich habe meine Umgebung auf meine Weise enttäuscht. Ich habe eine Menge Onkel und Vettern in der Welt der Koalition – alles äußerst erfolgreiche Manager, Geschäftsleute, wie mein Vater einer war. Ich aber habe mich für die Politik entschieden …“ Er brach ab, weil in diesem Augenblick Melissa wieder zu ihnen stieß.
    „Es war nichts … Oh, Cletus“, sagte sie, „Mondar läßt Ihnen ausrichten, daß er in seinem Arbeitszimmer ist, wenn Sie ihn sprechen wollen. Es befindet sich in einem anderen Gebäude hinter dem Haus.“
    „Wie kann ich ihn finden?“ fragte Cletus.
    Sie zeigte auf einen Bogengang am anderen Ende des Raumes. „Da hindurch, immer geradeaus und dann nach links“, sagte sie. „Am Ende des Korridors ist eine Tür, die zum Garten hinausführt. Die Arbeitsräume befinden sich in dem Gebäude direkt hinter diesem Garten.“
    „Danke“, sagte Cletus.
    Er fand den Korridor, von dem Melissa gesprochen hatte, und folgte ihm bis in den Garten, in einen kleinen, terrassenartig abgesetzten Raum, dessen Pfade zu einer Baumallee führten, wo die Baumwipfel sich in einem heißen, feuchten Wind bogen und in einen Himmel voller Mondlicht und Wolkenfetzen ragten. Doch da war kein Gebäude und kein Haus weit und breit.
    Im gleichen Augenblick jedoch, als Cletus noch zögernd dastand, sah er ein paar Lichter, die über seinem Kopf durch die Bäume blinkten. Hinter dem schmalen Baumgürtel öffnete sich eine Art Hof vor einem niedrigen, garageähnlichen Gebäude mit tief herabgezogenem Dach, das so geschickt in die Landschaft eingepaßt war, daß man annehmen konnte, das Haus sei halb in den Boden versunken. Das Licht, das er soeben erblickt hatte, drang aus niedrigen Fenstern, hinter denen schwere Vorhänge hingen. Direkt vor ihm stand eine Tür. Und als er sich der Tür näherte, glitt sie geräuschlos auf. Er trat ein, und die Tür schloß sich hinter ihm. Instinktiv blieb er einen Augenblick stehen.
    Er stand in einem Raum mit gedämpfter Beleuchtung, die aber ausreichte, um das Zimmer zu erhellen. Das Zimmer sah eher nach einer Bibliothek als nach einem Studio aus, obwohl gewissermaßen doch beides zutraf. Die Luft war merkwürdig dünn und trocken wie auf einem hohen Berggipfel. In den Regalen, die in alle vier Wände eingelassen waren, stand eine überraschende Anzahl von alten Drucken. Eine Art Schreibpult und eine Einrichtung, mit der man auch die höchsten Borde erreichen konnte, nahmen je eine Ecke des Raumes ein. Mondar, der einzige, der sich außer Cletus im Zimmer befand, saß weitab auf einem geräumigen Stuhl ohne Armlehnen, die Beine gekreuzt, wie ein Buddha in der Lotus-Position.
    Sonst hatten weder der Augenblick noch der Ort etwas Besonderes an sich – doch als Cletus durch die Tür trat, war ihm, als stiege eine tiefe, warnende Stimme aus seinem Inneren auf, eine instinktive Warnung, sobald er die Schwelle überschritten hatte. Er spürte eine unfaßbare, lebendige Spannung, die in der Luft lag – eine massive, unsichtbare Kraft von besonderer Ausgewogenheit. Für einen Augenblick waren seine Sinne getrübt.
    Dann war sein Geist wieder klar, und für einen flüchtigen, aber zeitlosen

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