Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
habe. Wie ich schon sagte, dürfen Sie keinem verraten, am wenigsten den Leuten, die unter Ihrem Kommando stehen, daß irgendeine Aktion geplant ist. Wenn ich Sie und Ihre Mannschaft richtig einschätze, so werden sie schon mitkriegen, daß etwas läuft … Das wäre alles.“
Er setzte sich abrupt und wandte sich an Eachan.
„Übernehmen Sie, Oberst“, sagte er.
Eachan stand noch einen Augenblick unbeweglich da und schaute ihn den Bruchteil einer Sekunde lang an. Dann stand er auf, räusperte sich und begann, die planmäßigen Bewegungen der verschiedenen Einheiten von Bakhalla in den Bereich von Zweistrom zu erläutern.
Vier Tage später begann der Transport der Söldner nach Zweistrom an Bord jener Schiffe, die seinerzeit Cletus, Oberleutnant Athyer und seine Truppen nach Zweistrom gebracht hatte. Cletus war bei einem der ersten Flüge dabei und absolvierte mit Eachan Khan einen Rundflug über dem Gebiet. Cletus’ Aufmerksamkeit galt vor allem Zweistrom selbst, einem Ort, den man eher als ein großes Dorf denn als Stadt bezeichnen konnte.
Die Siedlung war eigentlich nichts weiter als eine V-förmige Anhäufung von Eigenheimen und Privathäusern, die um ein Lagerhaus, eine Art Supermarkt und ein kleines Geschäftsviertel gruppiert waren, und zwar am Ende des Flachlandes, wo sich das Tal des Blauen Flusses mit dem Tal des Milchflusses vereinte. Dieses Wohngebiet mit seinen wenigen Straßen und Gebäuden, die wie zufällig verstreut in der Landschaft lagen, erstreckte sich über die beiden Flußtäler ungefähr eine Viertelmeile bis zu jener Stelle, wo das Flußufer zu hoch und zu steil wurde, um weitere Häuser zu bauen. Die Siedlung war weitgehend eine Gemeinschaft von Wildfarmern, die in dem Urwald, der sie umgab, einheimische oder akklimatisierte Bäume züchteten, die eine Ernte lieferten, ohne daß das Land vorher aufgeteilt oder gerodet wurde. Ein Wildfarmer hatte keinen Landbesitz. Sein Besitz beschränkte sich auf ein paar Bäume oder Pflanzen, die er pflegte und deren Früchte er in gewissen Abständen erntete. Um Zweistrom herum wuchsen eine Art Sauerkirschenbäume und mutierte Gummibäume, welche die Exoten vor vier Jahren gepflanzt hatten.
Die Einwohner nahmen die Invasion der Dorsai guten Mutes auf. Die Söldner waren nach Dienstschluß bedeutend ruhiger als die regulären Truppen. Außerdem würden sie in der Stadt Geld ausgeben. Die Leute schenkten Cletus wenig Aufmerksamkeit, während er zusammen mit Eachan Khan an den nahen Ufern der beiden Flüsse und weiter unten in der offenen Landschaft der Gemeinde Befestigungspunkte markierte und Gräben für Waffen ausheben ließ. Am Ende waren es zwei V-förmige Linien, eine inmitten der anderen, die sich über die Zugänge zur Stadt flußaufwärts und an den Flußmündungen entlangzogen.
„Und jetzt“, sagte Cletus zu Eachan, als sie damit fertig waren, „wollen wir einen Blick hinter den Paß werfen.“
Sie nahmen eines der Versorgungsschiffe, das soeben seine menschliche Fracht, eine Gruppe von Dorsai-Kriegern, ausgeladen hatte und gerade nach Bakhalla zurückkehren wollte, um die nächste Ladung abzuholen. Sie überflogen die Gegend um den Etter-Paß und kreisten tief über die etwa zehn Meilen breite Gebirgslandschaft hinter dem Paß, wo sich der Boden wieder zum Urwald hin zu senken begann, der bereits zum Neuländer-Territorium gehörte.
„Ich glaube, daß die Neuländer kommen werden, um nachzusehen, was wir da treiben“, sagte er zu Eachan, „sobald ihre Leute aus Bakhalla gemeldet haben, daß die Dorsai zu Wehrübungen in diese Gegend verlegt wurden. Diese Seite des Gebirges soll von Leuten überwacht werden, die man nicht so leicht ausmachen kann. Ich hoffe, daß Sie solche Leute zur Verfügung haben.“
„Aber gewiß doch!“ erwiderte Eachan. „Ich werde Wachen in sechsundzwanzig-Stunden-Schichten rund um die Uhr aufstellen lassen. Wann sollen wir damit beginnen?“
„Unverzüglich“, meinte Cletus.
„Die erste Gruppe wird in einer halben Stunde in Marsch gesetzt“, versprach Eachan. „Sonst noch Wünsche?“
„Ja“, sagte Cletus. „Ich möchte, daß die Stellungen in der Stadt und oberhalb der Stadt eingegraben werden, mit einem Erdwall innen und Sandsäcken außen, so daß die Stellungen an der Basis mindestens sechs Fuß stark und etwa sieben Fuß hoch über dem Boden liegen.“
Eachan runzelte leicht die Stirn. „In Ordnung, Oberst“, sagte er lakonisch und ohne Kommentar.
„Das wär’s dann“, meinte
Weitere Kostenlose Bücher