Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
Fledermaus. „Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß ich keine Truppen zur Verfügung habe, die irgendwo herumstehen und nur darauf warten, daß man Planspielchen mit ihnen macht. Wenn ich aber wirklich Truppen zu einer Art Scheinmanöver herschicke – wie kann ich dann später behaupten, ich hätte nie die Absicht gehabt, die Neuländer in diesem Gebiet zu provozieren?“
„Ich weiß, daß Ihnen keine regulären Truppen zur Verfügung stehen, General“, meinte Cletus. „Es soll sich weder um solche Truppen handeln, noch sollen Sie sie hierherbeordern. Aber das Dorsai-Regiment unter Oberst Khan befindet sich soeben in der Ausbildung als Luftlandetruppe, sie könnten also einem Vorschlag von Oberst Khan zustimmen – den die Exoten zweifellos mit Ihnen besprechen würden –, der dahingehend lautet, die Dorsai für eine Woche zur praktischen Ausbildung in diese ideale Landschaft zu verlegen, wo alles vorhanden ist, was das Herz begehrt – Flußtäler, Urwald und Hügellandschaft.“
Fledermaus machte den Mund auf, um etwas zu erwidern – dann machte er den Mund plötzlich wieder zu und zog die Brauen nachdenklich zusammen.
„Hm“, sagte er, „die Dorsai …“
„Die Dorsai“, wiederholte Cletus, „werden nicht aus Ihren Mitteln bezahlt. Sie werden von den Exoten finanziert.“
Fledermaus nickte langsam.
„Ein ganzes Bataillion in diesem Gebiet“, fuhr Cletus fort, „das ist einfach zuviel, um von deCastries und den Neuländern ignoriert zu werden. Die Tatsache, daß es sich um Dorsai und nicht um Ihre eigenen Truppen handelt, dient als Beweis für Ihre Unschuld, auch wenn Sie wirklich einen Vorstoß auf Neuländer-Gebiet im Sinne hatten. Wenn Sie noch einen weiteren kleinen Faktor hinzufügen, so wird der Argwohn zur Gewißheit, zumindest für deCastries. Er weiß nur zu gut, daß ich etwas mit den beiden Vorfällen zu tun habe, bei denen die Neuländer so maßlos enttäuscht wurden. Machen Sie mich zum Kommandeur dieser Dorsai-Einheit, mit der Vollmacht, sie dorthin zu kommandieren, wohin es mir beliebt, und kein Mensch jenseits der Berge wird noch bezweifeln, daß dieses Dorsai-Training nichts anderes als Tarnung für einen bevorstehenden Angriff auf Neuland ist.“
Fledermaus hob den Kopf und schaute Cletus mißtrauisch an. Cletus erwiderte seinen Blick mit der Unschuld eines Menschen, der ein reines Gewissen und absolut nichts zu verbergen hat.
„Sie werden aber diese Dorsai nirgendwo hin beordern, außer von Bakhalla nach hier, nicht wahr, Oberst?“ fragte er sanft.
„Ich gebe Ihnen mein Wort, Sir“, sagte Cletus. „Bis hierher und nicht weiter.“
Fledermaus schaute Cletus eine Weile mit festem Blick an, bevor er erneut langsam nickte.
Sie kehrten zu Fledermaus’ Büro in Bakhalla zurück. Als Cletus das Gebäude verließ und auf den Parkplatz zuging, wo sein Dienstwagen stand, landete eine Flugmaschine auf einem der markierten Plätze, und Mondar stieg aus, gefolgt von der kleinen, schmalen Gestalt des Pater Ten.
„Da ist er ja“, sagte Pater Ten mit brüchiger Stimme, als er Cletus erblickte. „Wollen Sie vielleicht schon vorausgehen? Ich möchte einen Augenblick mit Oberst Grahame sprechen. Dow hat mir aufgetragen, ihm seine Glückwünsche zu überbringen, für seine Erfolge in der letzten Woche – und in der vergangenen Nacht.“
Mondar zögerte einen Augenblick, dann lächelte er. „Wie Sie wollen“, sagte er, wandte sich ab und schritt auf das Hauptquartier zu.
Pater Ten setzte seinen Weg fort und stand dann Cletus gegenüber.
„Sie wollen mir gratulieren?“ fragte Cletus.
„Der Militärminister“, versetzte Pater Ten, „ist ein äußerst fairer Mann …“
Er brach mitten im Satz ab. Einen Augenblick huschte ein Schatten über sein ausdrucksloses Gesicht, ein Abglanz einer inneren Veränderung – dann hatte er sich wieder in der Gewalt, wie ein ausgezeichneter Schauspieler, der in die Rolle deCastries’ schlüpfen will. Aber Pater Tens Augen waren fixiert, und sein Blick war abwesend, wie der eines Menschen unter Hypnose.
Auch sein Tonfall erinnerte an die Sprechweisen von deCastries, als er zum Sprechen ansetzte.
„Mir scheint“, sagte er im glatten Konversationston, und seine Stimme klang verbindlich, „Sie wollen immer noch wider den Stachel löken. Ich möchte Sie warnen, nehmen Sie sich meinen Rat zu Herzen. Die Sache ist nicht ganz ungefährlich.“
So plötzlich, wie Dows Geist über ihn gekommen war, gewann er sein eigenes Ich wieder und
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