Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
neuen Welten gute Beziehungen zu pflegen – und es würde mir fast leid tun, daß ich die Sache überhaupt erwähnt habe. Ich sei lediglich befugt, mit meinen Verwandten und Kontaktmännern auf der Erde zu verhandeln.“
„Und ist er darauf reingefallen?“ fragte Mondar und schaute Cletus an.
„Nicht nur das“, sagte Cletus. „Er zögerte keinen Augenblick, um sich zu entschuldigen und sein Angebot realistischer zu gestalten. Ich sagte ihm, daß ich etwas unsicher sei, soweit die Angelegenheit ihn beträfe, er aber begann sein Angebot zu erhöhen, bis er sich schließlich bereit erklärte, die erforderliche Ausrüstung zu liefern und außerdem die notwendige Anzahl geschulter Leute bereitzustellen, um das Werk zu bauen und in Betrieb zu nehmen. Schließlich willigte ich widerstrebend ein, Ihnen das Angebot vorzulegen, bevor ich zur Erde fliege.“
„Cletus!“ Mondars Augen leuchteten auf. „Sie haben es wahrhaftig geschafft!“
„Das kann man so nicht sagen“, erwiderte Cletus. „Da war noch diese Sache, daß die Newtonier außer einer Hypothek auf das Kraftwerk auch bakhallanischen Besitz als Sicherheit forderten. Ich mußte am nächsten Tag wieder abreisen, also schickte ich ihm am frühen Morgen die Nachricht, ich hätte die Sache überschlafen, und da überhaupt kein Zweifel daran bestehe, daß die Allianz bereit sei, das Projekt allein auf der Basis einer Hypothek zu finanzieren, hätte ich mich entschlossen, sein Angebot abzulehnen und direkt zur Erde zu reisen.“
Mondar atmete langsam aus. „Und mit einem solchen Angebot, das Sie bereits in der Tasche hatten“, sagte er – in einem Tonfall, den man als bitter hätte bezeichnen können, wäre er kein Exote gewesen –, „mußten Sie mit einem solchen Bluff arbeiten!“
„Das war kein Trick und kein Bluff“, versetzte Cletus. „Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der gute Mann selbst eingeredet, sich an diesem Projekt um jeden Preis beteiligen zu müssen. Wahrscheinlich hätte ich noch mehr aus ihm herausgeholt, wenn ich ihm zuvor nicht bereits die Grenze genannt hätte, die die Allianz noch akzeptieren würde. Sie haben also nichts weiter zu tun, als jemanden hinzuschicken, der die Papiere unterzeichnet.“
„Worauf Sie sich verlassen können. Wir werden keine Zeit verlieren“, erwiderte Mondar. Dann schüttelte er den Kopf. „Wir stehen in Ihrer Schuld, Cletus, das werden Sie selbst wissen.“
„Das läßt sich nicht leugnen“, sagte Cletus nüchtern. „Aber ich will hoffen, daß Exoten und Dorsai auf lange Sicht tiefere Gründe haben, sich gegenseitig unter die Arme zu greifen, als nur, um sich einen Gefallen zu erweisen.“
Nach Schiffszeit acht Tage später kehrte er zu den Dorsai zurück und fand die dreitausend Mann, die er von Newton aus bestellt hatte, abmarschbereit und fertig zum Einschiffen vor. Unter diesen Leuten waren nur etwa fünfhundert neuausgebildete Dorsai. Bei den anderen zweitausendfünfhundert handelte es sich um solide Söldnertruppen vom Planeten, die bis jetzt noch nicht an Cletus’ Spezialtraining teilgenommen hatten. Dieser Umstand schlug aber nicht zu Buche, da diese nichtausgebildeten vierundzwanzig Hundertschaften nach Cletus’ Plan nur als Reserve dienen sollten.
Bevor er mit seiner Mannschaft in drei Tagen nach Newton reisen wollte, sollte zwischenzeitlich seine Hochzeit mit Melissa über die Bühne gehen. Die Verhandlungen in Bakhalla und auf Newton hatten ihn aufgehalten. Als er dann endlich eintraf – nachdem er eine Nachricht vorausgeschickt hatte, daß er beizeiten eintreffen würde, selbst wenn er ein Raumschiff entführen müßte –, knapp 45 Minuten vor der Zeit, schien es, nach allem, was er zu hören bekam, daß seine Mühe für die Katz gewesen war.
„Sie sagt, sie hat es sich anders überlegt, das ist alles“, sagte Eachan in der Geborgenheit des schattigen Speisezimmers mit leiser Stimme zu Cletus. Über Eachans steife Schultern hinweg erblickte Cletus in einiger Entfernung den Kaplan seines neuausgebildeten Dorsai-Regiments und die Schar der übrigen Gäste, die am kalten Buffet sorglos den Speisen und Getränken zusprachen, ohne sich um die drastische Änderung des Tagesplans zu kümmern, alles alte, treue Freunde Eachans und neue, aber ebenso treue Freunde und Offiziere von Cletus. Es war nicht leicht, unter den Söldnern Freunde zu gewinnen, doch hatte man erst welche, konnte man mit ihnen rechnen. Cletus’ Freunde waren in der Überzahl, weil er die Einladungsliste
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