Die Soldaten
bist, mein Junge?«, fragte Fenna in ungewollt väterlichem Tonfall.
»Jawohl, Herr Leutnant, sieb… siebzehn, Herr Leutnant. Ich weiß, dass ich … jünger aussehe. Aber ich bin siebzehn und habe sogar schon ein Mädchen, Nara Wesener, die dritte Tochter des Galanteriehändlers.«
Einige lachten, Fenna nickte nur.
Der Neunte war der hässliche Bursche mit dem fettigen Topfhaarschnitt, den eitrigen Pickeln, den dicken Augengläsern und dem senfartig-säuerlichen Körpergeruch: »›Scheusal‹ Jeo Kertz aus Kimk, 21 Jahre«, sagte er munter. Anschließend zerstörte er den Parcours. Er riss erst eine der Kriechtonnen aus ihrer Verankerung, zerrte das Netz zu Boden, als er versuchte, wie Garsid darüberzubalancieren, und sprang gegen Ende dermaßen heftig gegen die höhere Wand, dass diese auseinanderbrach. Die Soldaten der Zweiten Kompanie mussten den Kurs erst einmal wiederherstellen. Kertz lachte über das ganze Gesicht. »Ich will trotzdem Soldat werden. Stellt Euch mal vor, Leutnant, was ich bei den Feinden alles kaputt machen kann!« Jetzt lachten auch die anderen nicht mehr nur über, sondern auch mit Jeo Kertz, und selbst Leutnant Fenna musste grinsen. Dennoch bekam Kertz null Punkte gutgeschrieben.
Der Zehnte war der gutaussehende Spöttische mit dem Spitzbart und der geschmackvollen Kleidung, den Fenna für den Adeligen gehalten hatte. Aber er wurde überrascht: »Gerris Resea, 25, aus Ferbst.« Mit nur halb geöffneten Augen absolvierte Resea den neu aufgebauten Parcours so zügig, dass es zwar zu zwei Punkten reichte, Fenna aber das Gefühl nicht loswurde, dass auch drei Punkte leicht im Bereich des Möglichen gewesen wären. Ein kurzer Blick auf Hobocks Liste bestätigte ihm, dass Resea ganz oben auf der Liste der Unbequemen stand. Nicht durch Faulheit, sondern durch Überheblichkeit würde dieser Mann zum Problem werden. »Ich werde Soldat, weil die Armee jetzt mehr denn je gute Leute dringend brauchen kann.« Fenna unterdrückte ein höhnisches Schnauben. Borniertheit hatte er noch nie ausstehen können.
Der Elfte war Fenna vorher in der Reihe nicht aufgefallen, aber als er nun vortrat, war deutlich zu sehen, dass er sogar kräftiger und athletischer gebaut war als sämtliche Soldaten der Zweiten Kompanie. Seine Haut war dunkler als die der anderen, seine Augen glühten wie schwarze Edelsteine. »Sensa MerDilli aus Diamandan.« MerDilli übersprang zwei Fässer auf einmal, stürzte im Netz, flankte geradezu übermenschlich über die höhere der beiden Bretterwände und stürzte ein zweites Mal beim Versuch, zwei der gespannten Seile auf einmal zu überspringen. Ihm zuzuschauen war ein Erlebnis, aber er war noch zu ungebändigt, um wirklich effektiv zu sein. Fenna sah unglaublich viel Arbeit auf sich zukommen. »Ich will Soldat werden, weil ich auch schon zum Feldzug wollte wie der Glatzkopf«, sagte MerDilli, ohne groß aus der Puste zu sein. »Leider ist Diamandan so weit weg. Bis ich endlich in Endailon ankam, war das Heer schon abgerückt. Ich bin hinterher, konnte es aber nicht mehr einholen. Seitdem drücke ich mich im Norden herum und warte auf eine Gelegenheit. Als Leutnant Hobock mich dann ansprach, wusste ich: Das ist es!« Lement sprach sich kurz mit Fenna ab und vermerkte dann drei Punkte.
Der Zwölfte war das genaue Gegenteil des Elften. Während MerDilli männlich wirkte wie ein Krieger, der sich auch alleine durchzusetzen verstand, war der Zwölfte zwar ein Junge, sah aber hübsch und zart aus wie ein Mädchen. Er trug die dunklen Haare kurz, aber seltsamerweise betonte dies sein weibliches Gesicht nur noch mehr. »Tadao Nelat, 19, aus Ferbst«, hauchte er mit zarter Stimme. Und dann machte er sich an den Hinderniskurs. Er schlängelte sich sehr geschmeidig durch die Fässer, tänzelte eleganter als alle anderen durch die Netzmaschen, glitt unter den Hürden hindurch wie ein Tänzer oder eine Tänzerin – aber für beide Hinderniswände brauchte er jeweils mehr als fünf Sandstriche. Lement konnte ihm nur einen Punkt gutschreiben, aber immerhin. »Ich möchte Soldat werden«, flötete Nelat abschließend, »weil meine Eltern sagen, dass das einen Mann aus mir machen wird.« Niemand lachte, denn alle hatten gesehen, dass Nelat auf dem Parcours Potenzial bewiesen hatte.
Das Gesicht des Dreizehnten glich dem einer Krähe: Wie bei einem Schnabel schienen sämtliche Züge sich in der Nase zuzuspitzen. Selbst seine Haare sahen ein wenig wie Federn aus. »Jamu Scapedo, 24, aus
Weitere Kostenlose Bücher