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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Galliko.« Auch Scapedo balancierte über das Netz. Im Sprinten schien er der bislang Schnellste von allen zu sein. Lement verzeichnete volle drei Punkte. Scapedo grinste zufrieden. »Ich will Soldat werden, weil ich so viele Affenmenschen wie möglich töten möchte. In Galliko ist man viel zu zaghaft, man hat dauernd Schiss vor irgendwelchen Gegenangriffen. Aber hier in Carlyr ist man anders drauf. Hier hat man gesehen, zu was die Affen in der Lage sind. Von hier aus könnte man einen Vorstoß machen, der sich wirklich gewaschen hat.«
    Der Vierzehnte war wieder ein Gegensatz zum Dreizehnten: Während Scapedo aggressiv und schneidig wirkte, machte der Dreizehnte einen ausgesprochen harmlosen und freundlichen Eindruck. Er trug den flaumigen Schnauzbart eines Heranwachsenden und hatte ein weiches, kinnloses Gesicht. »Bertus Plankett aus dem hübschen Dörflein Jeckist, mitten in der Ebene zwischen Hessely und Ferbst. Stets zu Diensten. 22 Jahre bin ich jung.« Beinahe gemütlich trabte Plankett über den Parcours, mühte sich unvorteilhaft über die Wände, schaffte aber alles mit schneckenhafter Gelassenheit. Er lächelte sogar, als er abschließend erklärte: »Ich will Soldat werden, weil man da tolle Erfahrungen machen kann. Man lernt neue Leute und Gegenden kennen. Man lernt etwas. Und das Essen soll auch gar nicht schlecht sein, habe ich mir sagen lassen.« Lement gab ihm einen Punkt.
    Jetzt waren nur noch drei übrig. Der Fünfzehnte schien immerhin das militärische Grüßen schon ordentlich verinnerlicht zu haben. Er war bleich und dünn wie ein Geschöpf, das in Kellern lebt. »Bujo Stodaert, 22 Jahre, aus Hessely, meldet sich zur Dritten Kompanie, Zweites Bataillon Festung Carlyr, Leutnant Fenna. Ich beginne.« Mit Elan und vorbildlicher Haltung absolvierte Stodaert den Kurs mit zwei Punkten. Er hätte auch drei Punkte sammeln können, wenn er sich nicht vor und nach jedem einzelnen Hindernis wie ein Turner aufgerichtet und das Kinn und die Arme heischend in die Höhe gereckt hätte. Sein Hohlkreuz beim Springen imponierte allen.
    »Melde den Kurs als gemeistert«, sagte er anschließend steif. »Bewerbe mich um eine Anstellung als königlicher Soldat, weil jeder junge Mann, der die Annehmlichkeiten eines Lebens auf dem Kontinent in Anspruch nimmt, die gleichzeitige Verpflichtung besitzt, dem Land zurückzuzahlen, was es ihm an Möglichkeiten bereitstellt. Bitte deshalb auch gehorsamst auf jegliche Soldzuteilung verzichten zu dürfen. Der Dienst für die Krone soll mir des Lohnes genug sein, Leutnant Fenna.« Fenna nickte so ernst, wie es ihm möglich war.
    Der Sechzehnte hatte ein Gesicht, das Leutnant Fenna auf Anhieb gut gefiel. Einnehmend, aber nicht anbiedernd. Gut aussehend, aber uneitel. Er war unrasiert und hatte störrische dunkelblonde Haare. »Fergran von den Holtzenauen aus Schlehen im Larnwald. 25 Jahre.« Das also war der Adelige. Er gab sich redlich Mühe und überwand seine offensichtliche Abneigung, unter den Hürden oder durch die Fässer auf dem Boden herumzukriechen und sich schmutzig zu machen. Zerzaust stellte er sich wieder auf und bekam von Lement zwei Punkte. »Ich will zur Armee, weil ich glaube, dass meine medizinischen Kenntnisse hier von Nutzen sein könnten.«
    Leutnant Fenna zog die Augenbrauen hoch. »Du willst nicht Soldat werden, sondern Stabsheiler?«
    Von den Holtzenauen lächelte. »Beides. Ich kann kein guter Stabsheiler werden, wenn ich die Soldaten und ihre Lebensbedingungen nicht kenne.«
    Fenna nickte und fragte sich, was dieser Mann auf der Liste der Unbequemen zu suchen hatte. Hobocks Einschätzungen schienen ihm ohnehin nicht immer ganz nachvollziehbar zu sein. Vielleicht verhielten sich die Männer ihm gegenüber aber auch anders.
    Der Letzte in der Reihe war der mit den roten Hektikflecken im Gesicht. Er stotterte vor Zackigkeit. »Yinn Hanitz aus Kikikikimk. Aus Kimk natürlich. Verzeihung! 26 Jahre alt.« Auffällig an Hanitz war, dass sein Gesicht bereits durch mehrere Narben nicht verunstaltet, aber doch deutlich geprägt wurde. Er hatte Augen, die tief in schattigen Höhlen zu liegen schienen, und stürzte sich mit Feuereifer in den Parcours. Die hohe Wand ging beinahe ein zweites Mal zu Bruch. Das letzte quer gespannte Seil riss von den Pflöcken. Aber drei Punkte waren der Lohn für die dadurch erreichte hohe Geschwindigkeit. »Ich will Soldat in der Festung Carlyr werden, weil ich schon oft als Zivilist hier gewesen bin. Ich habe früher als

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