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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Oberst war jedoch nicht mehr hinter seinem Fenster zu sehen. Das Lazarettmädchen auch nicht.
    Der nächste Kampf wurde ungewöhnlich brutal. Jamu Scapedo drosch dem vollkommen harmlos wirkenden Bertus Plankett in einer blitzschnellen Links-rechts-Kombination beide Fäuste ins Gesicht. Plankett fiel um wie vom Blitz getroffen und war tatsächlich ein paar Momente weggetreten. Fergran von den Holtzenauen löste sich aus der Reihe und half dem benommenen Plankett wieder auf. Einige der Grünhörner murrten. Leutnant Fenna sagte nichts, denn er hatte keine Regeln für die Kämpfe festgelegt, um die Männer besser kennenlernen zu können.
    Anschließend war von den Holtzenauen selbst an der Reihe, gegen den steifen Bujo Stodaert, der auch sofort eine vorbildliche Faustfechthaltung einnahm. Lächelnd parodierte der Adelige diese Haltung, und so umkreisten sie einander mit hochaufgerichteten Oberkörpern, kreisenden Fäusten und angewinkelten Beinen, was wieder für allgemeines Gelächter sorgte. Schließlich griff Stodaert an und deckte von den Holtzenauen mit Hieben ein. Der packte sich jedoch den Gegner und brachte ihn mit einer Beinschere zu Fall. Noch in der Niederlage bewahrte Stodaert jedoch die Fassung und gratulierte dem Sieger mit einer Verbeugung.
    »In Ordnung«, sagte Fenna. »Hanitz hat keinen Gegner, weil wir eine ungerade Zahl an Bewerbern haben. Er wird also das Vergnügen haben, gegen mich persönlich anzutreten. Kleine Strafe dafür, als Letzter aus den Unterkünften gekommen zu sein, wenn ein Leutnant zum Appell ruft. Also an die Arbeit, Hanitz. Du hast ausdrückliche Erlaubnis, einen Vorgesetzten zu verprügeln. Das würde ich mir an deiner Stelle nicht entgehen lassen.«
    Die roten Flecken in Hanitz’ Gesicht verstärkten sich zu Purpur. Fenna griff schreiend an, fintierte jedoch nur. Als Hanitz ebenfalls kreischend ausweichen wollte, wurde er von Fenna mit einem Fußfeger erwischt. Er wäre unweigerlich gestürzt, doch Fenna hielt ihn fest und aufrecht. »Ich will nicht ungerecht sein. Du musst als Einziger gegen einen Offizier kämpfen. Also bekommst du noch eine Chance. Aber nur eine einzige. Nutze sie!«
    »Jajajawohl, Leutnant.«
    Hanitz agierte jetzt etwas umsichtiger. Die übrigen Männer schauten gespannt zu. Leutnant Fenna demonstrierte ein paar Tricks, die er sich während vierzehn Jahren Militärdienst in Chlayst angeeignet hatte. Er tänzelte vor und zurück. Täuschte mit rechts an und knuffte Hanitz mit links. Wehrte unentschlossen vorgetragene Schläge wie Patschehändchen ab und ging so nahe heran an den Mann, dass er Hanitz mit der Brust nach hinten stoßen konnte. Schließlich versuchte Hanitz es mit einem Sturmangriff, der auf Fennas Beine zielte. Fenna sprang hoch und landete auf Hanitz’ gekrümmtem Rücken. Hanitz ging zu Boden. Jetzt durfte nur noch Fenna bei der Landung nicht ebenfalls mit Knie oder Hand den Boden berühren, und er schaffte es, zwar strauchelnd, aber halbwegs aufrecht.
    »Gut«, sagte er, wieder mehr außer Atem, als ihm lieb sein konnte. »Dann haben wir jetzt noch acht Mann – die Liste geht also auf, bis ein Sieger feststeht. Deleven und Behnk zur zweiten Runde.«
    Weiter ging es. Eine ausgesprochen ungleiche Paarung. Aber wieder gelang dem Dicken das Unwahrscheinliche: Er stürmte los wie ein Ochse und schob den überrumpelten Deleven so lange rückwärts vor sich her, bis dieser über einem der quer gespannten Parcoursseile zu Fall kam. Allgemeine Heiterkeit brandete auf. Selbst Nilocas Deleven musste nach ein paar Augenblicken der Verdutztheit lachen. Der kleine, dicke Alman Behnk ließ sich mit hochgereckten Armen feiern wie ein großer Held.
    Im zweiten Kampf der zweiten Runde ließ Garsid dem jungen Jonis keine Chance. Garsid vollendete das, was Yinn Hanitz in der ersten Runde bei Leutnant Fenna versucht hatte: einen Angriff mit Oberkörper und Armen auf die Beine des Gegners. So tauchte er unter der Deckung des Jungen durch und hob ihn an den Knien in die Luft. Er schmetterte ihn allerdings nicht zu Boden, sondern ließ ihn langsam umkippen, bis Jonis mit den Händen den Boden berührte. Einige auch aus der Zweiten Kompanie applaudierten für dieses ansehnliche Manöver.
    Der dritte Kampf: Gerris Resea gegen Tadao Nelat. Diesmal kam Nelat mit seinen Meidbewegungen und Ohrfeigen nicht weiter. Resea packte einfach eine von Nelats Händen und drückte sie auf den Boden. Auch eine Idee, auf die bislang noch niemand gekommen war.
    Der letzte Kampf der

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