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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Und was war mit Deleven und Jonis? Sie konnten die beiden doch nicht … und Fenna?
    »Ihr Götter!«, ächzte Leutnant Gyffs. Ihr fiel nichts anderes mehr ein.
    Jovid Jonis tat etwas, was ein Soldat niemals tun sollte: Er hob abwehrend beide Hände, als wollte er sagen: »Nicht so schnell, wartet doch, können wir nicht über alles reden?« Die beiden Affenmenschen hatten Keulen mit Köpfen, die nicht fest waren, sondern um eine Achse rotierten. Damit droschen sie Jonis’ Schädel zu Brei wie eine Wassermelone. Deleven kam viel zu spät. Einen der beiden Mörder konnte er noch umbringen. Der andere jedoch parierte jeden Hieb, sprang dabei im Zickzack um Deleven herum und verwickelte ihn in absurde Aktionen. Affen konnten schneller und geschickter sein als Menschen. Deleven kam auch nicht mehr an Jonis’ Halskette mit dem Bildnis der Nara Wesener heran. Es ging nicht mehr, nichts. Er war zu alt geworden, um noch Atem zu finden. Deleven sank auf die Knie und hieß die klingelnd rotierende Keule des überlegenen Affen willkommen, die sein Denken ersetzte.
    Hauptmann Gollberg stieß einen lang anhaltenden, schrillen Schrei aus, als er seine Verstärkung davonfahren sah, verfolgt von siegreichen Feinden. Er schrie, bis sein Mund voll Blut war, das ihm schwer und schwärzlich in Nasenlöcher und Augen lief.
    Leutnant Gyffs hörte diesen Schrei und hielt ihn für das Heulen eines Wüstenuntiers.
    Die Verfolger kamen näher.
    Stodaert schoss und schoss, bis auch er keine Pfeile mehr hatte, aber es gelang ihm lediglich, zwei der elf Verfolger aufzuhalten.
    »Scheusal« Kertz wollte vom Wagen springen und die »Viecher alle zur Strecke bringen«, doch Leutnant Gyffs verbot ihm diesen Freitod.
    MerDilli sagte, dass sie im Kampf eine Chance hätten, zu viert gegen neun, das wäre doch schaffbar, nach all den Tricks, die die Leutnants ihnen beigebracht hätten.
    Gyffs lächelte verzweifelt. So, wie es aussah, würde von den Holtzenauen als Einziger von ihnen allen mit dem Leben davonkommen.
    Doch genau von diesem kam schließlich die vorläufige Rettung. Der junge Adelige hatte sein Gespann nun wieder vollends unter Kontrolle, und er bremste es ab, bis es zu Gyffs’ zurückfiel. Die Besatzung von Gyffs’ Wagen konnte somit in rasender Fahrt auf von den Holtzenauens Fahrzeug umsteigen, das bedeutend leichter war, und dessen Pferde auch ausgeruhter waren. MerDilli schaffte das Überklettern als Erster, dann Stodaert wackelig, einmal mit dem Bein beinahe zwischen zwei rasende Räser geratend, doch mit MerDillis Hilfe hinübergerissen, dann Kertz mit einem blinden Sprung, die Augen hinter den Gläsern fest zugekniffen. Zuletzt ließ Gyffs ihren Kutschbock im Stich. Der Abstand zwischen den beiden Wagen vergrößerte sich bereits, sie schaffte das Überwechseln nur, weil MerDilli sich ihr entgegenstreckte und sie seine Hand erhaschen konnte. Die unermüdlich scheinenden Affenmenschen waren nun schon bis auf Armeslänge heran. Von den Holtzenauen feuerte seine Pferde mit Schreien und Zügelklatschen an, und jetzt fielen die Verfolger endlich zurück, machten sich auch eher über den leeren Wagen, seinen reichlichen Proviant und die vier vor Angst wiehernden Pferde her.
    Gyffs fiel im Inneren des letzten ihnen gebliebenen Fahrzeugs in sich zusammen, als bestünde sie aus zitternd schmelzendem Wachs. Sie hatte nicht gekämpft. Sie war ausschließlich geflüchtet. Sämtliche Gliedmaßen schüttelten sich nun vor unterdrückter Anspannung.
    Es war Fennas Idee gewesen, einen Wagen zur schnelleren Flucht leer zu lassen. Diese Idee rettete ihnen nun, so schien es zumindest, das Leben.
    Aber der Angriff war noch nicht vorüber.
    Sie gewannen zwar an Abstand, und Kertz kroch nach hinten durch, um die verschiedenen Schauplätze kleiner werden zu sehen: den geplünderten Wagen mit der rot zerschlissenen Plane, das grausige Feld aus Toten und Verwundeten rings um Korporal Deleven, die Opfersteine mit den immer noch lebenden Opfern daran, den ganzen sommerlich flirrenden Herbstspuk. Von Fenna und Onjalban war nichts mehr zu sehen, dort wimmelten Affenmenschen herum, die in ihrer Masse wirkten wie langgliederige Insekten.
    Doch dann löste sich etwas aus dieser Masse. Es waren Reiter. Zuerst konnte Kertz nicht genau erkennen, wie viele es waren, doch dann, als sie näher kamen, zählte er drei. Affenmenschen auf Einhörnern. Er stöhnte auf, er konnte gar nichts dagegen machen.
    »Leutnant, sie schicken Reiter hinter uns her«, meldete er mit

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