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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Grundausbildung. Leider waren es mehr, als zwischen den paar Felsen versteckt gewesen sein konnten. Fenna begriff, dass sich an den Hinterseiten der Felsen Öffnungen befinden mussten, die in die Tiefe führten, in einen Bau, ein unterirdisches Dorf, vielleicht sogar in eine Art Höhlenstadt.
    Die vierzig Krieger waren beeindruckend, das musste Fenna sich eingestehen. Sie waren groß, beinahe so groß wie Ellister Gilker Kindem, der jetzt nicht hier war, um dies alles mit anzusehen. Dichtes schwarzes, silbrig schimmerndes Fell bedeckte ihre muskulösen Arme und Beine. Sie trugen Brustrüstungen aus lose übereinanderliegenden Panzerlöwenhornplatten, gezackte Helme wie von Perlmutt und wadenlange Röcke, die aus fransigen Tüchern gebunden waren. Ketten aus Talern und Kupferstücken klirrten an Handgelenken, Hälsen, Fußknöcheln und Ohrmuscheln. Die Gesichter waren unter den scharfkantigen Helmen nicht zu sehen. Die Arme der Angreifer reichten bis zum Boden, und zum schnelleren Vorankommen liefen sie nicht nur auf ihren Fußsohlen, sondern auch auf ihren Handrücken. Die Geräusche, die sie dabei machten, waren ein heiseres, hustendes Bellen.
    »Nachladen und erneut schießen!«, rief Gyffs unbeeindruckt. »Auf Onjalban schießen!«
    »Das sind Frauen!«, sagte Jovid Jonis in ehrfurchtsvollem Tonfall.
    »Das sind zu viele !«, konterte von den Holtzenauen.
    »Rückzug!«, brüllte Leutnant Fenna aus Leibeskräften. »Rückzug zur Festung! Ihr müsst Bericht erstatten!« Er stürzte mit Onjalban in den aufstiebenden Sand, riss sich hoch, zückte seinen Säbel und hieb den ersten Affenmenschen nieder. Fünf weitere kamen genau auf ihn zu. Die anderen schwärmten zu den Wagen hin aus.
    Die Pferde scheuten. Der unbeladene Wagen, den Fergran von den Holtzenauen steuerte, machte sich selbstständig. Von den Holtzenauen strauchelte nach hinten ins Wageninnere, als sein Gespann zur Seite drängte und durchging.
    Leutnant Gyffs hing das Wort »Angriff!« zwischen den Lippen fest. Sie waren, ohne Leutnant Fenna, nur zu acht. Die Angreifer waren fünfmal so viele, körperlich überlegen, den sandigen Untergrund gewohnt, wild, zu allem entschlossen, womöglich unempfindlich gegenüber Schmerzen. Onjalban war vielleicht als Magier ausgeschaltet, aber Fenna konnte ihn nicht als Geisel nehmen. Fenna wurde gerade überrannt.
    Eremith.
    Er hatte »Rückzug!« gerufen. War es da nicht sinnlos, einen gegenteiligen Befehl zu geben? Würde dies die Kompanie nicht wieder in zwei ungleiche Teile reißen?
    »Rückzug!«, schrie nun also auch Leutnant Gyffs. »Rückzug!«
    »Aber der Leutnant …«, widersprach Korporal Deleven.
    »Der Leutnant hat einen Befehl gegeben! Wir müssen Bericht erstatten! Carlyr und Galliko stehen auf dem Spiel!« Zu viele Worte. Die vordersten Affenmenschen hatten die Wagen schon beinahe erreicht. Gyffs begann, den ihren zu wenden. Alles geschah viel zu langsam, denn die Affenmenschen wurden durch den Sand nicht gebremst.
    Fennas Säbel schürfte Blut. Zwei der Angreifer waren nun genau vor ihm, ihre Arme so lang, dass er an ihre Körper nie herankommen würde. Weiter links warf einer etwas: eine Art Keule, die sich im Flug wohlausbalanciert um sich selbst drehte. Fenna hörte Onjalbans Stimme, flach und heiser von unten: »Es ist sinnlos, Leutnant. Ich kann noch hundert mehr rufen. Oder zweihundert.«
    Fenna wandte sich von den Gepanzerten ab, obwohl das bedeutete, dass er die Schläge nicht abwehren konnte. Er musste Onjalban töten. Er war Offizier, es war seine militärische Pflicht. Solange der Magier aufseiten des Feindes stand, würde dieser immer einen Vorteil haben, in allen Gefechten, die da noch folgen mochten. Er musste ihn töten. Fenna hob die Hand mit dem Säbel. Doch die Hand, die sich erhob, kam nicht herunter. Fenna konnte sich nicht mehr bewegen. Onjalban hielt ihn fest, mit einer fließenden Bewegung seiner unbeschrifteten Finger.
    Teppel wurde von der geworfenen Keule mitten im Gesicht getroffen. Blut sprühte über Deleven und Jonis. Fluchend versuchte der Korporal, die aufsteigenden Pferde niederzuhalten und in eine sinnvolle Richtung zu zwingen. »Das schaffen wir nie und nimmer«, knirschte er zwischen den Zähnen hervor, während Teppel nach hinten in den Wagen stürzte wie ein Baum, in dem eine Axt steckte.
    Von den Holtzenauens leerer Wagen war der einzige, der schon in Fluchtrichtung gewendet war. Die Pferde sorgten von ganz alleine dafür, während von den Holtzenauen sich

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