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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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und oben von Fernwaffenspähern oder dergleichen bewacht wurden. Aber nichts dergleichen war zu erkennen.
    »Die Papiere sind in Ordnung«, unterbrach die Ordonnanz sein Abschweifen. »Ich denke, der Oberst wird sogleich Zeit für Euch haben, Herr Leutnant. Wenn Ihr mir bitte zu folgen geruhtet …« Die Ordonnanz ging vorneweg, auf das zweistöckige, ausgebleichte Gebäude zu, an dem ein Schild mit der Aufschrift »Führung und Leitung« angebracht war.
    Der kleine, rothaarige Leutnant stauchte gerade einen seiner Infanteristen zusammen, mit dessen Schuhwerk wohl etwas nicht in Ordnung war. Der längliche Leutnant stand ungerührt daneben und bohrte sich im Ohr.
    Bevor Leutnant Fenna in die Schatten des Gebäudes eintrat, fielen ihm noch zwei Gesichter auf, die ihn aus der Entfernung zu betrachten schienen. Das eine gehörte zu einem städtisch in Zivil gekleideten Spitzbartträger, der lässig im Türrahmen eines Unterkunftsgebäudes lehnte und mit geringschätzigem Lächeln das Treiben auf dem Festungshof zu begutachten schien. Das zweite war das einer jungen Frau. Sie schaute aus dem Lazarettgebäude kurz zu Fenna hinüber und wandte den Blick gleich wieder ab. Dennoch hatte er ihr flüchtiges Gesicht noch in der Dunkelheit des ihn nun umfangenden Flures vor Augen.
    Oberst Ibras Jenko empfing Leutnant Fenna in seiner Schreibstube mit Hofblick im oberen Stockwerk. Die Schreibstube enthielt Regale, Ablagen, einen wuchtigen Schreibtisch und als einzigen Wandschmuck eine Karte des Affenmenschenlandes, auf der die meisten Flächen weiß und unbeschriftet waren.
    Der Oberst war ein ausgesprochen massiger Mensch. Dabei war er aber nicht im eigentlichen Sinne fett. Seine Körpermasse schien überwiegend aus Muskeln und Unverrückbarkeit zu bestehen. Sein Bauchumfang war keinen Deut breiter als seine Brust. Die Haare waren grau und kurz und wirkten dermaßen borstig, als könnte der Oberst mit ihnen Wunden reißen wie mit einem Morgenstern.
    Jenko hatte sich erhoben und zerdrückte Fenna nach dem knappen militärischen Gruß herzlich die Hand. »Freue mich sehr, dass Ihr den Weg hier herauf gefunden habt, Leutnant. Freue mich wirklich sehr. Nehmt doch Platz, ja, dort. Rückt Euch den Stuhl näher ran. Na, wie gefällt Euch unsere kleine Schatztruhe? Kann sich doch sehen lassen, nicht wahr? Ahhh, der verdammte Feldzug. Dieser verdammte, verdammte Feldzug.«
    »Gibt es noch Verwundete hier im Lazarett?«
    »Vom Feldzug? Nein. Sind alle verreckt. Warum? Was erzählt man sich denn so?«
    »Dass es Krankheiten gegeben hat.«
    »Krankheiten? Ja. Der ganze Feldzug war eine Krankheit. Eine Pest, ah. Ich habe ein gesamtes Bataillon verloren. Hauptmann Veels. Drei Kompanien. Ein tadelloser Kerl, der Veels. Tadelloser Kerl, ja. Die Hälfte meiner gesamten Besatzung: futsch. Hä? Einfach so. Kein Einziger von meinen hat’s mehr zurückgeschafft. Ein Teufelskerl, dieser Gayo. Hat die anderen zurückgeführt aus den sengenden Flammen der Hölle. Kennt Ihr den Mann? Hauptmann Gayo?«
    »Nein.«
    »Ah! Tut nichts zur Sache. Tut gar nichts. Ein Teufelskerl. Ist jetzt in Aldava, bei der Königin. Wird wahrscheinlich bald Kommandant einer Stadtgarde oder General oder so was. Kriegt man nicht mehr, solche Leute.« Der Oberst fasste nun den ihm gegenübersitzenden Leutnant scharf ins Auge. »Chlayst, häh? Auch so ein Pestloch. Müsstet Euch eigentlich hier schnell heimisch fühlen können, Leutnant. Ha!«
    Leutnant Fenna räusperte sich. »Mit Verlaub, Oberst Jenko: Mir ist noch nicht ganz klar, was ich eigentlich hier tun soll. In Chlayst wird wirklich jeder einzelne Soldat gebraucht. Eine Gruppierung, die sich Die Heugabelmänner nennt, zieht dort Unruhestifter zusammen, die gegen die Belange der Königin zu verstoßen beginnen.«
    »Mit Verlaub, ja. Das ist hübsch: mit Verlaub. Habt Euch nicht freiwillig gemeldet, das ist mir schon klar. Euer Hauptmann schuldete mir noch was. Brauche einen tadellosen Mann, der belastbar ist. Was ist das eigentlich für ein komischer Vorname: Eremith? Wollten Eure Eltern nicht, dass Ihr jemals eine Frau abkriegt? Ha!«
    »Sie haben es mit th geschrieben. Also ist es nur ein Name, keine Berufung.«
    Oberst Jenko sah den Leutnant wieder prüfend an. Dann lachte er auf, dass sein ganzer Leib erbebte. »Gefällt mir. Gefällt mir, der Mann. Euer Hauptmann hat mir Euch geschildert als jemanden, der in der Lage ist, Jungspunden Respekt einzuflößen. Nicht zu alt, um nicht mehr mithalten zu können, aber auch

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