Die Somalia-Doktrin (German Edition)
al. Es erklärt anhand ökonomischer Theorien die Mängel des Hilfssystems und zeigt mithilfe von Fallstudien, wie Entwicklungshilfe Korruption und Abhängigkeit fördern kann. Nicht ganz so gut, aber die Mühe nichtsdestoweniger wert, ist
Dead Aid: Warum Entwicklungshilfe nicht funktioniert und was Afrika besser machen kann
von Dambisa Moyo. Die Autorin ist Sambianerin und ehemalige Weltbank-Ökonomin. Ihrer einleuchtenden Argumentation zufolge ist Entwicklungshilfe eher ein Problem für sich denn die Lösung. Weniger polemisch ist
Does Foreign Aid Really Work?
von Roger Riddell, dem ehemaligen Leiter Programme von Christian Aid. Das Buch gibt einen soliden Überblick über die aktuelle Beweislage.
Zweitens ist ein wichtiges Thema meiner Geschichte der Einsatz von Meinungsmache und Medien seitens der NROs. Diese Organisationen haben im Rahmen ihrer Spendenarbeit erhebliches Geschick bei der Manipulation der Presse entwickelt. Die meisten NROs verfügen über Marketing- und Medienabteilungen, die ihnen dabei zur Hand gehen. Sie nutzen den unersättlichen Appetit der Medien für Sensationen, Prominente und Instant-News. Das führt dazu, dass NROs sich mitunter auf schockierende Bilder und übertriebene Zahlen verlassen
müssen
, um Probleme in die Medien zu bringen, die sonst ignoriert würden. Leider legen NROs weit weniger Geschick dabei an den Tag, mithilfe der Presse ernsthafte Diskussionen loszutreten. So kritisiert zum Beispiel Entwicklungsökonom Paul Collier in seinem Buch
Die Unterste Milliarde
westliche NROs aufs Heftigste für ihren Einsatz von Meinungsmache und irreführender Studien für ihren Zweck.
Was mich zu meinem dritten Punkt bringt: die ungeheuren Möglichkeiten der Medien, die Öffentlichkeit zu desinformieren. Medienwissenschaftler sind sich einig über das Versagen der Mainstreampresse, wenn es darum geht, die Öffentlichkeit umfassend über die Welt zu informieren. Zunehmender wirtschaftlicher Druck auf die Medien, sinkende journalistische Standards und von Prominentenklatsch bestimmte News bedrohen die Qualität der öffentlichen Debatte in westlichen Demokratien. Eines der wesentlichen Probleme, wie Susan Moeller in ihrem Buch
Compassion Fatigue
aufzeigt, besteht darin, dass die Medien Hunger, Krieg, Tod und Krankheit zur Steigerung der Auflage einsetzen, es geht mit anderen Worten um den Profit. Dazu kommt das Problem, dass die Medien sich allzu gern zum Werkzeug der Kriegspropaganda machen lassen. Ein ausgezeichnetes Beispiel dafür ist
Ross Kemp on Afghanistan
. Es handelt sich hier um eine ebenso packende wie ausgezeichnet geschriebene Geschichte eines eingebetteten Journalisten über das Leben britischer Soldaten im gegenwärtigen Afghanistankrieg. Nur begeht Kemp die für einen Journalisten unverzeihliche – und für viele eingebettete Journalisten typische – Sünde, für seine neuen Freunde bei der Army zu schreiben, was zu einer einseitigen Sicht des Konflikts führt, die sich – entsprechend enttäuschend – wie die kriegsfreundliche Meinungsmache der britischen Regierung liest.
Zu den lesenswerten Büchern über die Rolle der Medien bei der Kriegspropaganda gehören
The First Casualty: The War Correspondent as Hero and Myth-Maker from the Crimea to Kosovo
von Phillip Knightley,
War and the Media
von Philip Taylor und
Manufacturing Consent: The Political Economy of the Mass Media
von Edward Herman und Noam Chomsky. Einen umfassenderen Überblick über die Verbindungen zwischen Medien und Machteliten bietet
Mediation of Power: A Critical Introduction
von Aeron Davis; das Buch beschäftigt sich damit, wie die Mächtigen die Medien sowohl benutzen als auch von ihnen beeinflusst werden. Das von Greg Philo herausgegebene
Message Received
zeigt anhand faszinierender Ergebnisse der Publikumsforschung, wie die Darstellung afrikanischer Konflikte in den Medien bei der westlichen Öffentlichkeit die üblichen negativen Stereotypen über Afrika zementiert.
Viertens habe ich einen sehr persönlichen Bezug zu Somaliland und Somalia. Nachdem ich Somaliland besucht und für eine dort tätige NRO gearbeitet hatte, fasste ich eine starke Zuneigung zu seinen Menschen und ihrer Kultur. Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass Somaliland, trotz enormer Schritte in Richtung Demokratie, von der internationalen Gemeinschaft ignoriert und bis heute nicht als unabhängiger Staat anerkannt wird. Ich war beeindruckt von der Widerstandskraft der Menschen Somalilands und ihrem Wunsch nach
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