Holzlamellen der Fensterläden von zwei Schlafzimmern sahen aus, als hätte sie jemand mit einem Baseballschläger traktiert.
Ty hatte noch nie so hart und fieberhaft gearbeitet. Er musste die ruinierten Matratzen des Doppelbetts durch die aus seiner Garagenwohnung ersetzen. Die Fensterläden waren nicht zu reparieren, daher hängte er verblasste Blumengardinen auf, die er in einem Fach hinten im verschlossenen Schrank im Erdgeschoss fand. Ty räumte und wischte, schrubbte und putzte, bis ihm Rücken und Beine weh taten und seine Hände von den Desinfektions- und Bleichmitteln rot waren.
Nur noch wenige Minuten bis zwei Uhr. Das wusste Ty, ohne auf die Uhr zu schauen, weil er noch drei weitere E-Mails von diesem nervigen Ellis Sullivan bekommen hatte, der ständig wissen wollte, ob er nicht schon früher ins Haus könnte. Ty hatte sich nicht die Mühe gemacht zu antworten. Er war zu sehr mit der Beseitigung des Desasters beschäftigt gewesen.
Er hörte eine Autohupe in der Auffahrt, jedoch keine laute Fanfare, sondern eher ein kurzes Grüßen. Ty flitzte zum Fenster und schaute hinaus. Verdammt! Der silberne Accord parkte vor dem Haus und versperrte ihm den Weg nach draußen. Und es kam jemand auf die Tür zu. Nein! Das konnte doch nicht wahr sein! War es aber, und wie! Allerdings … auf das Haus zugestapft kam die umwerfende Brünette, die ihn am Morgen dabei erwischt hatte, als er von der Dachterrasse pinkelte. Ein ganz besonderer Tag für Ty Bazemore, das konnte man wohl sagen.
5
Als Ellis zum dritten Mal an Ebbtide vorbeifuhr, beschloss sie, es sei Zeit, zur Tat zur schreiten. Den halben Tag hatte sie bereits verschwendet. Immerhin war es jetzt fünf nach zwei, das ging jetzt also von ihrer Zeit ab. Sie bog in die Einfahrt und blickte böse hinüber zu dem Bronco, der immer noch in der Garage stand. Zweimal drückte sie höflich auf die Hupe ihres Accords. Doch es kam niemand aus dem Haus gehuscht, wie sie gehofft hatte. Ellis warf einen letzten Blick auf ihr iPhone, aber es gab immer noch keine Antwort von Mr Culpepper.
Sie stieg aus und marschierte forsch auf das Haus zu, die Treppe hinauf. Bevor sie die Veranda betrat, zögerte sie kurz – ihre Mutter hatte sie nicht zu einem Menschen erzogen, der einfach so bei anderen ins Haus platzte. Selbst fünfzehn Jahre im Norden konnten daran nichts ändern.
»Hallo?«, rief sie vorsichtig. Alles war still. Ellis sah sich um. Die Veranda war breit, die Zierleisten waren weiß gestrichen, obwohl die Schindelverkleidung des Hauses braungrau war. Ins Verandageländer waren Bänke eingebaut, die nach außen ragten, und zwischen zwei Pfosten, direkt unterhalb der Dachsparren, war eine Wäscheleine gespannt, auf der ausgebleichte Holzklammern wippten. Vier weiße Schaukelstühle waren auf den Kopf gedreht, zwei auf jeder Seite der Eingangstür. Direkt neben der Treppe stand ein Zinkeimer, noch halbvoll mit Wasser. Eigentum von Ebbtide war mit strahlend blauen Buchstaben darauf geschrieben. Ellis achtete darauf, dass ihre Schritte auf den verwitterten grauen Bohlen laut und entschlossen klangen, damit jeder wusste, dass sie da war.
Die Angeln der rostigen Fliegengittertür quietschten, als Ellis sie aufzog. Es gab keine Klingel, deshalb klopfte sie forsch an die lavendelblaue Tür. Als sich nichts tat, klopfte Ellis erneut, pochte und hämmerte dagegen. Sie ging an das nächste Fenster, schirmte die Augen mit den Händen ab und spähte in das dunkle Zimmer. Es sah ganz ordentlich aus, aber es war kein Lebenszeichen zu erkennen.
In dem Moment piepte ihr Handy kurz, sie hatte eine neue E-Mail erhalten. Sie zog es aus der Tasche ihrer Caprihose und schaute in den Posteingang.
An:
[email protected]Von:
[email protected]Betreff: Bezug des Ferienhauses
Es tut uns leid, aber ein früherer Bezug des Ferienhauses ist leider nicht möglich. Ab zwei Uhr finden Sie den Haustürschlüssel in einem Umschlag unter dem Fußabtreter vorne. Hinweis: Ein Ersatzschlüssel kostet 25 Dollar. Viel Vergnügen!
»Arschloch«, murmelte Ellis vor sich hin. Sie fand den Schlüssel, öffnete die Tür und betrat das Haus.
Es dauerte einen Moment, bis sich ihre Augen an das abgedunkelte Zimmer gewöhnt hatten. Neben der Tür fand sie einen Lichtschalter und knipste ihn an. Über ihr erwachte ein Deckenventilator zum Leben.
»Hm.« Ellis schaute sich um. »Nicht schlecht.« Sie befand sich in einem großen Wohnesszimmer. Die Wände bestanden aus klarlackierter Astkiefer, die