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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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mit der Zeit nachgedunkelt war. Der Holzboden war noch feucht vom Wischen, der vertraute Geruch von Murphys’s Pine Oil hing in der Luft. Ellis lächelte. Ihre Großmutter hatte ihre Holzböden immer mit Murphy’s gewienert. Sie hielt das für ein gutes Zeichen.
    Das Haus war nicht besonders schick, aber das hatte Ellis schon an den Fotos auf der Website gesehen. Auf dem Boden im Wohnzimmer lag ein verschlissener ovaler Flickenteppich, daneben standen ein großes kastiges Sofa und zwei Sessel aus den Achtzigern, die auf einen rußgeschwärzten Kamin schauten. Die Wände waren geschmückt mit Nippes, der in dieser Gegend wohl üblich war: Malen nach Zahlen mit Leuchttürmen, Fischerbooten, tropischen Vögeln und sich im Wind wiegenden Palmen.
    Über dem Kaminsims hing eine hübsch gerahmte Seekarte, doch das Glas war zerbrochen. Ellis beugte sich vor und musterte sie voller Interesse. Sie war fasziniert von den Namen der Flüsse und Buchten: Pasquotank, Coratan, Ocracoke, Currituck, und ihr Lieblingsname war Mattamuskett. Aber schließlich liebte Ellis alles, was mit Namen, Zahlen und Orten zu tun hatte: Landkarten, Diagramme, Grafiken. Als Kind hatte sie ihre Puppe, eine teure Madam Alexander mit der Robe von Prinzessin Diana, ein Geschenk ihrer Patentante aus Atlanta, gegen den beleuchteten Globus ihres älteren Bruders Baylor eingetauscht. Baylor hatte die Puppe direkt an seine kleine Freundin aus der vierten Klasse weitergereicht.
    Nur ungern wandte Ellis den Blick von der Seekarte ab. Sie musste den Wagen ausladen und das Haus vorbereiten.
    Im Essbereich stand ein langer gelaugter Kieferntisch, umgeben von acht nicht zueinander passenden, weiß gestrichenen Holzstühlen. Ein hässliches Gesteck aus Plastikblumen in einer fischförmigen Keramikschale stand in der Mitte des Tisches auf einem Plastikdeckchen. Das Arrangement machte den Eindruck, als sei eine alte Frau gerade aufgestanden, um sich eine Tasse Tee zu kochen.
    Hinter dem Essbereich öffnete sich eine kleine Küche. Sie war sauber, das schon, aber sie hatte auf jeden Fall schon bessere Tage gesehen. Die Holzverkleidung der Wände war weiß gestrichen. Auch die Schränke waren weiß lackiert, sie hatten Knäufe aus grünem Glas, die Arbeitsfläche bestand aus gelbem Lineoleum und war mit Aluminiumleisten abgesetzt. Anstelle von Oberschränken gab es rechts und links neben dem Küchenfenster zwei Regale mit muschelförmigen Zierleisten. Vom Fenster aus konnte man auf die Dünen schauen. In den Regalen standen angeschlagene Teller, zwei Müslischalen aus Plastik und schlichte Becher. Mitten im Zimmer war ein großer Holztisch mit einer gesprungenen türkisfarbenen Emaillebeschichtung. Auf dem Boden lag verblasstes, rissiges, gelb-weiß kariertes Linoleum. Es gab einen E-Herd mit vier Platten und einen weißen Kühlschrank mit Rostflecken an den Ecken.
    Ellis zog den Kühlschrank auf. Er war leer. Sie spähte ins Gefrierfach, in dem zwei armselige Eiswürfeltabletts aus Aluminium lagen. Eine Eiswürfelmaschine gab es nicht. Ellis war froh, zweieinhalb Kilo Eis gekauft zu haben, mit dem sie die Einkäufe bis zum Bezug des Hauses kalt gehalten hatte. Zu ihrer Enttäuschung stellte sie fest, dass es keine Spülmaschine gab. Wie konnte ihr das entgangen sein, wo sie doch so viele Stunden damit verbracht hatte, die Bilder und die Beschreibung des Hauses zu studieren?
    Egal, sagte sie sich. Es war ja nur ein Monat, und schließlich teilten sich vier Frauen – ganz zu schweigen von Dories Mann Stephen – dieses Haus. Alle würden mit anfassen und helfen. Es wäre wie im Ferienlager, redete Ellis sich ein. Nur mit Klimaanlage und Toiletten.
    Endlich war es August. Der Monat, auf den sie alle gewartet hatten, war endlich gekommen. Ellis konnte es kaum erwarten, dass der Spaß anfing. Als sie die Veranda verließ, tat sie einen impulsiven Hüpfer.

    Ty setzte die Corona-Flasche an die Lippen und trank den letzten Tropfen des eiskalten Biers. Er ging um die Ecke seiner Dachterrasse, um zu sehen, was der neue Mieter so machte. Wow! Der silberne Honda parkte jetzt direkt vor dem Haus, und die Brünette in pinker Hose und engem weißen T-Shirt eilte zum Haus, die Arme voller Einkaufstüten. Ihr dunkles Haar wehte im Wind.
    Ellis war wirklich eine Frau. »Mensch, Ellis«, wisperte er. »Du bist ja gar nicht schwul. Du bist ein Mädel.«
    Sie war sogar das Mädel. Das vom Vormittag. Am frühen Morgen hatte Ty sie nur flüchtig gesehen, aber als er sich nun an die

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