Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
Mr Culpepper, dass Sie sich da oben aufhalten?«
Ty musste ein Schmunzeln unterdrücken. »Culpepper weiß genau Bescheid über mich.«
»Haben Sie nichts Besseres mit Ihrer Zeit anzufangen?«, fragte Ellis.
»Wenn ich’s mir recht überlege«, sagte Ty und sah auf die Uhr, »doch.« Er wollte wieder hineingehen, doch dann fiel ihm noch etwas ein.
Ellis war schon wieder auf halber Höhe der Treppe.
»Hey!«, rief er ihr nach. »Warum wollten Sie meinen Namen wissen?«
»Damit ich Sie googeln kann«, rief sie zurück, ohne sich umzudrehen. »Und ich habe auch vor, das Kennzeichen des Bronco überprüfen zu lassen, Ty Bazemore.«
»Der Perverso heißt Ty«, berichtete Ellis, als sie wieder bei ihren Freundinnen war. »Er behauptet, er hätte die Garagenwohnung von Mr Culpepper gemietet.«
»Wieso meinst du, dass er pervers ist?«, fragte Julia mit der Vogue in der Hand.
»Er hat da oben runtergepinkelt!«, rief Ellis. »Einfach so, vor aller Welt!«
»Deshalb ist er noch lange kein Perverser«, sagte Julia und knickte ein Eselsohr in eine Seite. »Das ist doch ganz normal bei Männern. Meine Brüder haben immer von der Veranda im ersten Stock des Hauses auf der Isle of Hope gepinkelt, als sie klein waren. Es war wie ein Wettbewerb, Weitpissen nannten sie das.«
»Mein Bruder hat auch so was gemacht. Und wenn Stephen manchmal im Garten ist und Gras mäht, pinkelt er hinter die Garage«, erklärte Dorie. »Er meint, ich würde es nicht merken. Ich finde es irgendwie lustig. Hat dein Bruder so was nicht gemacht?«
»Baylor hätte es nicht gewagt. Meine Mutter wäre ausgeflippt«, sagte Ellis. »Egal, was ihr sagt, ich werde diesen Ty Bazemore im Auge behalten.«
»Hm«, schnurrte Julia anzüglich. »Ich helfe dir dabei.«
»Ich auch«, meinte Dorie. »Er ist hinreißend. Er wäre der perfekte Sommerflirt für dich, Ellis.«
»Von wegen«, sagte sie.
Zur Mittagszeit marschierten die Freundinnen wieder die Dünen hinauf zum Haus.
»Ich habe einen Bärenhunger«, verkündete Julia. Sie blätterte durch ein dickes Büchlein mit Werbe-Anzeigen der Geschäfte und Restaurants aus der Gegend. »Wo wollen wir essen gehen? Fisch und Meeresfrüchte, oder? Das Zeug, das man in England bekommt, ist Mist. Das ist das Einzige, was mir von Savannah so richtig fehlt. Könnt ich euch noch an die gegrillten Barschsandwiches meiner Mutter erinnern?«
»Ich erinnere mich an ihre Krabbensuppe«, sagte Ellis. Anders als ihre eigene Mutter, die sich immer streng an Fleisch und Kartoffeln, Erbsen und Wackelpudding hielt, war Catherine Capelli eine hervorragende Köchin gewesen. »Und ich würde alles geben für einen Teller Spaghetti mit der selbstgemachten italienischen Soße von deiner Mutter, die sie immer im Winter kochte.«
»Und diese kleinen Hefeteigröllchen von ihr, die nur so trieften vor Knoblauchbutter«, warf Dorie ein. »Und die ganzen Plätzchensorten, die sie Weihnachten immer backte! Wir durften immer welche mit nach Hause nehmen. Es ist ein Wunder, dass wir nicht alle kleine dicke Tönnchen geworden sind, so lange, wie uns deine Mutter bekocht hat, Julia.«
»Kochen konnte sie, so viel steht fest«, sagte Julia leichthin. »Aber ihr habt mir immer noch nicht gesagt, wo ihr zu Mittag essen wollt.« Sie blätterte durch die Seiten des Rabattheftchens. »Bei Awful Arthur? Barefoot Bernie? Dirty Dick? «
Ellis griff zu einer Mappe, die sie auf die Mikrowelle gelegt hatte. »Mal sehen. Ich habe hier Gutscheine für Mako Mike und Freaky Freddie . Wenn man eine Vorspeise bestellt, gibt’s die zweite gratis.«
»Geht ihr hin«, sagte Dorie. »Ich glaub, ich mach mir nur ein Sandwich mit Erdnussbutter und Gelee.«
»Erdnussbutter und Gelee? Wo du am Meer bist? Bist du verrückt?«, sagte Julia.
»Ich rede mir lieber ein, dass ich sparsam bin«, entgegnete Dorie. »Ich meine, Ellis, machst du dir nicht ein kleines bisschen Sorgen über deine Situation? Sicher bekommst du bald wieder einen tollen Job, aber ich wäre wahrscheinlich krank vor Sorge, wenn ich du wäre.«
»Ich habe einige Eisen im Feuer«, sagte Ellis zuversichtlich. »Aber ich komme schon zurecht. Solange ich mein Geld mit Verstand ausgebe, was ich eigentlich immer tue.« Sie zog den Kühlschrank auf, insgeheim erleichtert, dass sie zwanzig Dollar sparen würde, wenn sie zu Mittag zu Hause blieben. »Hört mal, als ich gestern ankam, bin ich bei dem Laden mit den Meeresfrüchten unten an der Straße vorbeigefahren und habe Shrimps gekauft –
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