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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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orange Bikini, der grasgrüne Einteiler mit den Blumen und der schwarze Badeanzug – hingen an der Wäscheleine. Neben der Haustür waren drei Paar Flipflops säuberlich aufgereiht. Ty schob den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn aber nicht um. Einfach so ins Haus zu gehen, kam ihm irgendwie nicht richtig vor. Ach verdammt, es war sein Haus. Er war der Vermieter. Ellis Sullivan hatte über einen tropfenden Wasserhahn, über Flöhe und Ameisen gemeckert. Er hatte also einen berechtigten Grund, das Haus zu betreten.
    Warum hatte er dann so ein unangenehmes Gefühl?
    Weil diese neurotische Kuh ihm vorwarf, sie und ihre Freundinnen zu belauern? Seit wann war es bitte verboten, auf der eigenen Terrasse zu stehen und den Anblick schöner Frauen zu genießen? Schließlich war es ein öffentlicher Strand. War ja nicht so, dass er ein Fernglas herausgeholt hatte, um in das Schlafzimmer einer arglosen Frau zu spähen.
    Ty drückte die Schultern durch, schloss auf und marschierte ins Haus. Schnurstracks ging er in die Küche. Den Hahn hörte er schon im Flur tropfen.
    Die Küche machte einen deutlich besseren Eindruck als bei seinem letzten Besuch. Der Boden war gekehrt, Arbeitsflächen und Herd funkelten, Teller und Gläser standen ordentlich aufgereiht im Abtropfgestell, ein sauberes Geschirrhandtuch war darüber gebreitet. Ty roch die Old-Bay-Gewürzmischung, die die Frauen für die Shrimps benutzt hatten, dazu nahm er schwache Untertöne von einem blumigen Parfüm und von Sonnencreme mit Kokosduft wahr.
    Er stellte seinen Werkzeugkasten auf den Schrank, öffnete die Tür unter der Spüle und drehte das Wasser ab. Dann holte er mehrere Zangen heraus und machte sich an die Arbeit. Es fehlte lediglich eine neue Unterlegscheibe. Ty räumte das Werkzeug zurück. Da fiel sein Blick auf das Geschirr in den Regalen. Beziehungsweise auf das, was noch davon übrig war. Er hätte schwören können, dass Geschirr für acht Personen vorhanden gewesen war, als er das Haus vor Ostern bezugsfertig gemacht hatte. Jetzt gab es nur noch, wie Ellis Sullivan zutreffend behauptet hatte, fünf große Teller. Fünf angeschlagene Teller mit Rissen. Drei Müslischalen, die nicht zueinander passten. Was war mit dem ganzen Porzellan geschehen, das er im Frühjahr ins Haus gebracht hatte? Ty öffnete eine von zwei Schubladen. Auch Besteck war nur noch spärlich vorhanden. Messer waren Mangelware. Im Schrank fand er lediglich zwei kleine Töpfe, beide ohne Deckel, und die kleinste gusseiserne Bratpfanne der Welt.
    Und was war mit dem Herd? Er stellte alle Platten auf höchste Stufe und hielt die Handfläche über jede einzelne. Nur die kleinste hinten rechts funktionierte noch.
    Ty ließ die Schultern hängen. Sein Vater hatte ihm die wichtigsten Handgriffe des Klempners und einige elektrische Reparaturarbeiten beigebracht, aber er hatte keine Ahnung, wie er diesen Herd wieder in Gang bekam. Das Gerät war schon da gewesen, als seine Großmutter im Haus gewohnt hatte, mindestens seit den siebziger Jahren. Es war unwahrscheinlich, dass Ty jemanden auftrieb, der den Herd reparieren konnte, da es sicherlich überhaupt keine Ersatzteile mehr dafür zu kaufen gab.
    Während Ty noch überlegte, was er machen sollte, klingelte es an der Tür.
    »Ty Bazemore!«
    Er hätte Frank Patterson nicht erkannt, wenn der nicht ein Uniformhemd mit der Aufschrift Schädlingsbekämpfung und dem Namen Frank schräg über der linken Brust getragen hätte. Sie waren zusammen zur Highschool gegangen, wo Patterson beim Football Quarterback und Ty Tight End gespielt hatte.
    »Junge!«, sagte Ty und drückte seinem alten Mannschaftskollegen die Hand. »Wie geht’s dir, Alter?«
    Sie standen im Wohnzimmer. »Du siehst gut aus, Frank«, sagte Ty. »Die Arbeit als Kammerjäger scheint dir zu bekommen.«
    »Man kann davon leben«, sagte Frank. »Was ist mit dir? Sind die Surfbretter von dir, die ich in der Garage gesehen habe?«
    »Ja«, sagte Ty. »Ich surfe noch. Aber nicht mehr so oft, hab wenig Zeit.«
    Schließlich kamen sie zur Sache.
    »Flöhe, ja?«, sagte Frank und taxierte das Wohnzimmer.
    Tys Gesicht wurde dunkler. »Diese miesen Collegestudenten haben letzte Woche einen Hund reingeschmuggelt.«
    »Du wohnst hier gar nicht?«
    Ty lachte. »Nee, Mann, das kann ich mir nicht leisten. Ich wohne über der Garage, in den Zimmern, die früher dem Dienstmädchen gehörten. Das Haus selbst vermiete ich.«
    »Echt schönes altes Ding«, sagte Frank und fuhr mit der Hand über die

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