erste offizielle Benachrichtigung über die Zwangsversteigerung von Ebbtide war im Juli in der Zeitung veröffentlicht worden, und seitdem hatte sie jede Woche in den amtlichen Bekanntmachungen gestanden und Salz in die Wunden von Tys bereits angeschlagenem Ego gerieben. Sechs Wochen. Sechs Wochen blieben ihm noch, um für ein Wunder zu sorgen. Bis dahin musste er seine Mieter bei Stange halten und irgendwie genügend Geld zusammenbekommen, um die fehlenden Raten der Hypothek und die Steuern der vergangenen sechs Monate nachzuzahlen.
Doch er konnte nicht zulassen, dass Ellis Sullivan die Oberhand bekam. Daher tippte er schnell eine E-Mail.
An:
[email protected]Von:
[email protected]Betreff: Angebliche Flöhe
Ms Sullivan, falls es Flöhe im Haus gibt, müssen die von Ihnen eingeschleppt worden sein. Die Ameisen ebenfalls. Ich hatte noch nie irgendwelche Klagen, weder über Insekten noch über Matratzen. Heute kommt um vierzehn Uhr ein Schädlingsbekämpfer vorbei. Sie müssen das Grundstück mindestens zwei Stunden lang verlassen, wenn Sie keine giftigen Dämpfe einatmen möchten. Wenn Ihnen mein Geschirr nicht gefällt, in Kitty Hawk gibt es einen Wal-Mart. Ich schicke jemanden vorbei, der sich um den tropfenden Hahn kümmert. Zufrieden?
Durch die offene Terrassentür hörte er die Wellen an den Strand rollen. Er hielt es nicht mehr aus. Er stand auf und ging nach draußen auf seine Dachterrasse.
Die Frauen von Ebbtide hatten ihr Lager direkt unter ihm im Sand aufgeschlagen. Sie hatten einen fröhlichen, rosa-gelb gestreiften Sonnenschirm dabei, drei Liegestühle und eine große Kühlbox. Ellis, die Brünette, spielte Beachball mit einer großen eleganten Blondine, sie pfefferten den kleinen Gummiball ungeschickt durch die Gegend, hüpften im Sand herum und lachten.
Die Blondine war der Hammer. Sie hatte lange, schlanke, gebräunte Beine und trug einen grellorangen Bikini, der nur wenig der Vorstellungskraft überließ.
Die dritte Frau war eine kleine Rotblonde. Sie lag auf ihrem Stuhl, eine Sonnenbrille auf der kleinen Stupsnase, und las in einer Zeitschrift. Selbst das weite, ärmellose Strandkleid, das sie über ihrem Badeanzug trug, konnte ihren kurvigen Körper nicht recht verbergen – und Ty warf mit solchen Urteilen nicht schnell um sich. Ihre blasse Haut mit den Sommersprossen wurde bereits rot, obwohl es noch keine zwölf Uhr war.
Doch es war Ellis, die Nervensäge Ellis, von der er den Blick einfach nicht abwenden konnte. Sie hatte die langen Haare zu einem mädchenhaften Pferdeschwanz zusammengebunden, was ihren elegant geschwungenen langen Hals betonte. Ihr bescheidener Badeanzug sollte wohl nicht aufreizend sein, war es aber irgendwie trotzdem. Der hohe Beinausschnitt ließ ihren tollen Po erkennen, der runde Ausschnitt verriet einen wohlproportionierten Vorbau. Wenn sie lief, so wie jetzt, wirkte sie ungelenk, aber der Badeanzug zog sich hinten hoch und vorne runter, was Ty einen lohnenden Anblick bescherte.
Ellis Sullivan war aber nicht die heißeste Frau, die er an diesem Strand gesehen hatte. Die Ehre, dachte er, gebührte wohl leider Kendra, die er in dem Sommer kennengelernt hatte, als sie fünfzehn waren. Da war sie langsam an ihm vorbeigeschlendert, während er die Liegestühle seiner Großmutter auf eben dieser Dachterrasse strich. Bei der Erinnerung an jenen Tag machte Ty ein düsteres Gesicht.
Dorie hatte sich vorgenommen, genau um elf Uhr schwimmen zu gehen. Sie lief los und stürzte sich ins Nass, ließ sich von den Wellen hochspülen und herunterreißen, immer wieder aufs Neue. Es war herrlich. Sie ließ sich auf dem Rücken treiben und schaute hinauf zu den Wolken, versuchte, die sich jagenden Gedanken in ihrem Kopf zu vergessen und einfach an … nichts zu denken.
Doch die Sorgen kehrten so zuverlässig zurück wie die Brandung. Diese verfluchte Willa, die sie im Stich gelassen hatte! Dorie hatte diesen Urlaub bis zum letzten Cent durchgerechnet und sich darauf verlassen, dass die Kosten durch vier geteilt würden. Und jetzt? Ihre Rechnung war für die Katz. Sie hatte gerade noch genug Geld, um ihren Anteil der Miete zu zahlen, von ihrem Anteil an den Lebensmitteln ganz zu schweigen. Und dann noch die Sache mit Stephen. Es war einfach alles zu traurig, zu furchtbar. Es hätte ihm hier gut gefallen, dachte sie, aber der Gedanke war müßig. Er stellte sich ganz von selbst ein, wie die unerwartete Welle, die Dorie ins Gesicht schlug. Sie richtete sich auf,