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Die Sonnenposition (German Edition)

Die Sonnenposition (German Edition)

Titel: Die Sonnenposition (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Poschmann
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eingerichtet. Elende hellblaue Kacheln, um zu demonstrieren, daß in diesem Raum Wasser lief, ein schwarzer Toilettendeckel, der dafür verantwortlich sein mochte, daß es wie in den Bädern der siebziger Jahre roch, eine Badewanne ohne Duschvorhang, die sich als Dusche nicht benutzen ließ, ohne den Raum unter Wasser zu setzen. Die Kacheln beengten ihn, er war nervös, hätte Mila lieber etwas anderes geboten. Etwas Großzügigeres, etwas Schönes. Statt dessen sah er sich gezwungen, in einer Räumlichkeit zu hampeln, die einer Behinderung gleichkam, die ihn in seinen Absichten nicht unterstützte. Waschlappen. Er hatte seit Jahrzehnten keinen Waschlappen mehr benutzt. Jetzt aber sollte es schnell gehen, er fand nicht die Zeit, in einer Wanne ohne Vorhang zu brausen und dann stundenlang den Boden aufzuwischen. Morgen früh würde dieser Waschlappen steifgetrocknet am Haken hängen, schon jetzt war es ihm peinlich. Der moderne Mensch duschte. Die Badezimmertür stand sperrangelweit auf, Odilo hatte sich zu rigoroser Offenheit entschlossen. Zur Vertraulichkeit eines Kindes. Sie sollte, durfte alles von ihm sehen. Er wollte Ernst machen. Schwächen zeigen. Anders ließ sich eine Beziehung gar nicht ertragen. Oderließ sich nur auf diese Weise, indem er sich gab, als sei er allein, ihre Anwesenheit für diesen Moment vergessen? Odilo beugte sich vor und ließ Wasser über seine Arme laufen. Er legte sich ein Handtuch um die Schultern, hielt es an den Zipfeln straff, kam beflügelt ins Zimmer.
    Weiße Unterwäsche, Altherrenpantoffeln, schlappender Gang. Sie konzentrierte sich darauf, wie der Trikotstoff näher kam, sich am Fenster grau verschattete, dicht vor ihren Augen pulsierte. Ein treuherziger Stoff, feingegliedert in einzelne Rippen, die sich dem Körper anschmiegten, ihn linierten. Einzelne Tropfen von den Wasseraktivitäten auf der Brust, eine Farbnuance dunkler, bebend.
    Die Wolken rissen für einen Moment auf, ein Schlaglicht glitt ins Zimmer, das Unterhemd blendete sie. Sie schloß die Augen, spürte nur, wie der Strahl rasch verschwand, das Zimmer fremd und kühler zurückließ. Dunkelgrau und rauhhäutig wie die Füße, die Beine des Schwans. Sie sah ihn vor sich, seine Imponierhaltung: den Hals stark zurückgebogen, den Schnabel gesenkt, die Schwingen gelüftet.
    Das Hotelhandtuch flog in den Sessel. Ein kleineres Stoffstück segelte hinterher. Weitere Sturzflüge im Zimmer, Unruhe. Schwimmfüße paddelten unter Wasser, ruderten durch Entengrütze, schleimige Grünalgen. Blasenkolonien stiegen auf, das Teichwasser perlte.
    Gummikalte Hände legten sich auf ihren Bauch, tasteten über die Hüften, wanderten die Schenkel entlang. Schwimmhäute, dachte sie, die sich der Rundung anpassen. Die feucht ankleben, schwanenschwer lasten. Mila verhärtete sich. Häßliche Flossen watschelten über ihre ausgestreckten Beine, sie strich versuchsweise über die gespannten Häute, die sich von ihrem Körper nicht lösen wollten, griff nach den Knöcheln, zog sie noch weiter zu sich heran, wand sich unter ihnen weg.
    Odilo stopfte das Kissen zurecht. Pumpende Leiber, von Federn umhüllt; ihr schien, daß aus dem Kissen Federkiele ragten, ein billiges Kissen mit Federn minderer Qualität. Die Spitzen stachen durch den Bezug, piksten sie in den Nacken, kratzten in ihrer Armbeuge, kitzelten. Ein Oberbett, vollgestopft mit hibbeligem Federvieh, drängte an sie heran, plusterte sich auf. Konturfedern spreizten sich, verlorene Flaumfedern flogen.
    Sie hielt den langen Hals des Schwans, ließ ihn durch die Hand gleiten, ein seidenweicher Hals, der sich aufzulösen schien in Flaum. Flaum, der über ihre Wange strich, ihr ins Ohr flüsterte. Dann der Schnabel zwischen ihren Lippen, ein harter Schnabel, der sich in ihrem Mund aufsperrte, ihre Kiefer auseinanderzwang. Sie leckte über geriffelte Zahnreihen der Entenvögel; gleichmäßige Lamellen wie ein Waschbrett, eine Wasseroberfläche, von einer Zungenberührung in feinste Wellen geworfen und sofort erstarrt.
    Wind stieß durch das gekippte Fenster, schob Odilos Papiere vom Tisch. Sie hörte sie über die Platte rutschen, über den Teppichboden schaben. Steigende, fallende Kurven. Die Blätter segelten aufs Bett, erhoben sich nochmals, schwebten durchs Zimmer. Papierflieger, Papiergefieder. Lose Steuerfedern. Deckfedern. Schwungfedern.
    Eisengefieder quietschte. Sie bildete sich ein, die Sprungfedern durch die Matratze hindurch zu spüren, zu Wirbeln gebogene Drähte, Wirbel,

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