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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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zusammenzustellen. »Du spülst, ich trockne ab«, sagte er.
    »Hmm, super. Wie wir uns amüsieren.«
    Ich konnte nicht begreifen, weshalb wir diese kleine Pflicht immer sofort erledigen mußten, aber Richard hatte schon zu oft darauf bestanden, als daß ich noch hätte widersprechen können. Warren wäre entzückt gewesen bei diesem Anblick: ich bis zu den Ellbogen in gelben Gummihandschuhen und hautfreundlichem Seifenschaum. Ich War sicher, daß er es gewesen war. Wie konnte ich seine Stimme vergessen? Dieser scheußliche, verschlagene Wendehals. Ich dachte an das Geld auf der Bank. Er konnte es zurückhaben, mitsamt den schimmeligen Zinsen. Ich würde mit Vergnügen Zusehen, wie er es auffraß.
    Richard legte das letzte Stück Besteck in das dafür vorgesehene Fach in der Schublade und deutete auf den Tisch, damit ich ihn abwischte. Dann schaute er an sich herunter. Vorn auf seinem Sweatshirt waren zwei leuchtende Essensflecken, aber Jeans und Turnschuhe sahen okay aus.
    »Ich glaube, ich ziehe mich lieber um. Wie ist es mit dir?« sagte er.
    »Hör mal, geh nur. Heute abend kommt was im Fernsehen, was ich sehen möchte.«
    Er sah mich an, als hätte ich seine Mutter beleidigt. »Weißt du eigentlich, wie das Zusammenleben mit dir in letzter Zeit ist?«
    »Schlimm, was?«
    »Schlimm? Was schlimm ist, sag ich dir. Mit deiner Schlampigkeit komme ich zurecht, George, Mit deiner Sauferei komme ich zurecht. Sogar mit deiner Klugscheißerei komme ich zurecht. Womit ich nicht zurechtkomme, das ist die dumpfe, deprimierte, leeräugige, agoraphobische Hausmaus.«
    »Hey, wer säuft hier?«
    »Halt den Mund. Es ist, als lebte man in einem verfluchten Leichenschauhaus mit einer Toten, die ab und zu Tee kocht.«
    »Entschuldige.«
    »Er hat dich gepackt, und du rührst keinen verfluchten Finger dagegen.«
    »Richard...«
    Er zeigte mit dem Finger auf mich, und kräftige Muskeln spannten sich an seinem rötlich gebräunten Arm. »Keine verdammten Entschuldigungen, Georgina. Du kommst jetzt mit, ein bißchen frische Luft schnappen und ein bißchen lachen. Klar? Und jetzt zieh dich an.«
    Ich hatte noch nie gesehen, daß Richard wirklich das Kommando übernahm. Wir teilten uns schließlich ein Haus; da mußte man hin und wieder zurückstecken. Jetzt konnte ich für einen Augenblick sehen, was Diane sah. Er sah ziemlich gut aus. All das Schlaffe war weg, und er war fünf Zentimeter größer geworden. Wenn ich ein Kerl gewesen wäre, hätte ich mich nicht mit ihm angelegt. Ich hob kapitulierend die Hände.
    »Ich komme mit, aber ich bleibe nicht lange. Okay?«
    »Magst du Diane nicht?«
    »Doch, sehr .Aber ich habe einen lila Hals und rote Augen. Da muß ich nicht noch grün und haarig sein.«
    Er starrte mich an, die Hände in die Hüften gestemmt, den Bauch vorgestreckt, als ich an ihm vorbei zur Tür hinausging. Ich brauchte zehn Minuten, um mich fertigzumachen; Richard brauchte zwanzig. Er duschte, kämmte zurück, was von seinen hellbraunen Locken noch übrig war, und zog ein frisches Baumwollhemd und saubere Chinos an. Er roch wie ein Gewürzhändler in einem Zitronenhain. Ich blieb vor ihm stehen und befingerte den hohen Rollkragen eines Schlauchtops aus schwarzem Lycra.
    »Bin ich bedeckt?« fragte ich.
    »Ja, aber in so’nem engen Ding ist das Ansichtssache.« I
    Ich boxte ihn auf den Ellbogen, den er mir anbot, bevor ich zur offenen Tür hinausging. Draußen auf der Treppe blieb ich stehen und machte kehrt. Richard versperrte mir mit unbarmherzigem Blick den Weg.
    »Brille«, sagte ich und zwängte mich an ihm vorbei.
    Sie lag im Wohnzimmer auf dem Tisch am Fenster. Ich nahm sie und schaute hinaus auf das Treiben im Park und am Teich. Leute spazierten durch den pfirsichfarbenen Dunst der Abendsonne, und übergewichtige Vögel mit schäbigem Gefieder versammelten sich am Rand des Wassers, um sich ein letztes Mal mit geschnittenem Weißbrot und Chips füttern zu lassen. Ich hörte, wie ein Kind mit einem Stück Holz am Eisenzaun entlangklapperte. Der Kleine blieb stehen und ging um jemanden herum, der ihm im Weg stand. Es war ein Mann in Gelb; er trug eine Baseball-Schirmmütze, die er sich tief über die Augen gezogen hatte, eine weiße, ärmellose Weste und leicht ausgebeulte Jeans. Er lehnte mit dem Rücken am Zaun, die schlanken, kaffeebraunen Arme vor der Brust verschränkt, ein Bein gestreckt, eines angewinkelt. Ich starrte auf ihn hinunter, bis die Kraft meines Blickes ihn zwang, den Kopf zu heben und zum Fenster

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