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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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zu meiner Frisierkommode und setzte mich eingemummt auf den Hocker davor. Der Spiegel zeigte, daß Richards Besorgnis gerechtfertigt war. Es sah aus, als trüge ich ein Halsband aus lila und gelben Blutergüssen, und meine Augäpfel waren durchzogen von geplatzten Blutgefäßen. Die Innenseiten meiner geschwollenen Lippen waren wund, wo meine Zähne sich hineingebohrt hatten, und ich hatte immer noch Mühe beim Schlucken. Schwindlig beugte ich mich vor, um genauer in den Spiegel zu schauen.
    »Weißt du was?« sagte ich.
    »Was?«
    »Ich glaube, ich hab ‘ne Grippe.«
    »Ja, und Mrs. Thatcher ist nur ein schüchternes Mädchen aus Grantham.«
    Ich suchte in meiner Handtasche nach der Haarbürste. Ich fand einen Zettel mit Hotel und Zimmernummer und den Zettel mit Dianes großer Handschrift und dem Namen Julie Wentworth. Ich versuchte mich zu erinnern, weshalb sie angerufen, und was Richard gesagt hatte.
    »Komm, ich bringe dich ins Krankenhaus«, sagte er.
    »Wozu?« fragte ich und bürstete mir munter das Haar.
    »Zum Ölwechsel, was glaubst du? Zu einer ärztlichen Untersuchung, Herrgott nochmal.«
    »Bin ich eben eine Außerirdische mit Grippe. Na und?«
    »Sei nicht schnippisch. Du siehst furchtbar aus.«?
    »Hör mal, Richard, das ist nicht in einer Toreinfahrt passiert.«
    »War das einer, den du kanntest?«
    »Ja.«
    »Komm jetzt. Ich bringe dich hin.«
    Ich knallte die Bürste auf die Kommode und verschüttete den Tee, den er mir gebracht hatte. »Nein. Laß es. Ich weiß, wo ich verletzt worden bin. Laß es«, sagte ich.
    »Dann zur Polizei.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Vergiß es.«
    »Das kannst du ihm doch nicht durchgehen lassen!«
    Ich antwortete nicht.
    »Hör mal, wenn er so was mit dir machen kann... na, dann könnte er es doch auch mit jemand anderem machen.«
    »Ich wünschte, er täte es, Richard. Wirklich, ich wünschte, er täte es.«
    Richard drehte sich um, riß wütend die Tür auf und stürmte hinaus. Er wollte, daß ich gestand, und sei es nur zum Zwecke der Verbrechensverhinderung. Armer Richard. Er verstand es nicht. Die Polizei würde es auch nicht verstehen. Wie konnte ich es erklären? Wir haben da so’n Ding laufen, wissen Sie. Er ist der Engel des Todes, und ich bin Jedefrau. Er macht mir Angst, bis ich geil bin wie der Teufel. Das verstehen Sie doch, oder? Ganz bestimmt. Nein, ich wollte nicht untersucht werden, nicht von behandschuhten Ärztehänden, nicht von den harten Augen eines Polizisten oder seinen Fragen. Ich war schließlich kein Opfer. Ich war eine Komplizin.
    Ich saß da und sah mein Spiegelbild an, eine hastig getünchte und getupfte Travestie meiner selbst. Unter den blutunterlaufenen Daumenabdrücken und kläglichen Schmerzen erwachten kleine Ideen wie Champagnerbläschen in einer dunklen Flasche. Es war nicht alles verloren. Eine Story war noch drin, wenn ich dranbleiben konnte. Ich staunte über mich selbst. War das Konditionierung, oder war es in den Genen? Da war die Schlagzeile. Das Liebesieben eines Top-Computerexperten. Meine Höllennacht mit Doktor Tod. Würden Sie diesem Mann einen Millitärcomputer anvertrauen? Nein, das hatte keinen Zweck, das konnte ich nicht.
    Ich gehörte nicht zu dieser Sorte Journalisten, oder?
     

  Das Telefon im Flur klingelte, und ich hörte ein leises Klopfen an meiner Zimmertür.
    »Herein«, sagte ich. Es war Richard. »Da ist ein Typ am Telefon. Will seinen Namen nicht nennen. Sagt, du kennst ihn. «
    »Okay, danke.«
    Richard tappte durch die Diele zurück zu seiner Küche, aus der die süßen Düfte unseres Abendessens strömten, erwärmt von Dampfschwaden, Sonnenlicht und vibrierenden Vivaldi-Klängen. Mein kühles Zimmer lag jetzt im Schatten. Es bekam die Morgensonne mit, die von der glatten, fettglänzenden Fläche des Grand Union ein paar Stunden lang zurückgeworfen wurde, bevor sie sich über die Kamine hinaufschwang.
    Dann beschien sie die Hausfassade, die schmale Treppe und die alte Straße, die uns von der endlos grünen Ausdehnung des Victoria Parks trennte. Richard hatte das große, mit drei Schlafzimmern ausgestattete Haus gekauft, bevor der rasende Immobilienboom losgegangen war, und hatte es geflickt und gehätschelt, bis es seine alte würdevolle Haltung wiedergewonnen hatte. Es war jetzt einiges wert, und ich half Richard, indem ich die leichte Hypothekenbürde durch meine Miete weiter verringerte. Nicht, daß ich kein Geld gehabt hätte. Ich hatte eine ganze Menge; es lag unangetastet auf der Bank

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