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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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mir die Stirn mit einer Hand, bis er mein Kinn faßte und meinen Kopf sanft herumdrehte. Er zupfte an dem engen Kr agen an meinem Hals, und seine Augen waren feucht und traurig..
    »In was für einer Patsche sitzt du jetzt wieder, George?« fragte er.
     

  Ich konnte ihm nicht alles erzählen. Ich hatte nicht genug Vertrauen zu ihm, um ihm von mir und David Jones zu erzählen. Also erzählte ich ihm gar nichts. Er erzählte mir auch nicht besonders viel. Ich fragte ihn, wie es komme, daß er nicht im Knast sei, aber er lachte nur und fragte, wie es komme, daß ich noch nicht tot sei. In Anbetracht der Umstände war das nicht sehr komisch. Ich ließ mich rückwärts aufs Bett fallen und meine Beine über die Kante baumeln. Er saß an meinem Schreibtisch.
    »Wie hast du mich gefunden?« fragte ich.
    »Every move you make, every step you take... I’vebeen watching you...« Gottlob konnte er sich an den Rest des Songs nicht erinnern.
    »Sag schon.«
    »Ich hab deine Mutter angerufen.«
    »Du hast was?«
    »Dein Vater meldete sich.«
    »Das glaube ich einfach nicht.«
    »Er erinnerte sich an mich. War ganz freundlich. Du hast ihm also nie was erzählt?«
    »Würdest du es deinen Eltern erzählen?«
    »Tja... sie sagten, sie würden dich anrufen.«
    »Und dann haben sie dir diese Nummer gegeben.«
    »Richtig. Jetzt guck nicht so. Sie haben nichts Unrechtes getan. Ich habe gesagt, es ist wichtig.«
    Warren schien nicht zu wissen, was er mit seinen Händen anstellen sollte. Ich machte es ihm nicht leicht. Er spitzte die Lippen, als wolle er pfeifen, aber dann überlegte er es sich anders und pustete in einem langen, frustrierten Seufzer. »Arbeitest du denn an einer Story?«
    »Erzähl mir, woher du das Ding hast«, sagte ich.
    »Ich hab’s gewonnen.«
    Ich stemmte mich hoch. »Du hast es gewonnen?«
    »Ja.«
    »In einem Wettbewerb?«
    »So ähnlich.« Er schaute weg und spielte an der Tastatur herum.
    » Warren. «
    »In einem SIG-Spiel. Nur für Pony-Benutzer«, sagte er.
    Wie das Militär, ist auch die Computerbranche ganz ver- ; sessen auf das DBAs. Auf Drei-Buchstaben-Abkürzungen. SIG bedeutet »Special Interest Group«, und genau das ist es auch: eine Gruppe mit speziellen Interessen. Ein Club. Man findet eine Menge SIGs in Computer-Anwenderverei-nigungen und Computer-Clubs. Man findet sie auch in Vi deotext-Informationssystemen wie Prestel, in elektronischen Mailsystemen und in den Mailboxen der Computer-hobby-Freaks. Meine Story über Computerpornos hatte damit angefangen, daß minderjährige Computerfans sich ' aus letzteren Pornoprogramme überspielt hatten. Die SIG operierte in einer geschlossenen Konferenz und codiert, sodaß kein ungebetener Gast sehen konnte, was auf dem Bildschirm erschien, und niemand sich einloggen konnte, ohne die Gruppe auf sich aufmerksam zu machen. Vielleicht wollte mir jemand dort heimzahlen, daß ich ihnen den Spaß verdorben hatte.
    »Und was treibt dich her mit deinem kleinen Preis? Die Schadenfreude?« fragte ich.
    Das glaubte ich in Wirklichkeit nicht, aber er stand mir nun mal als Nadelkissen zur Verfügung. Er spielte den Gekränkten.
    »Es hat mir nicht gefallen. Ich dachte mir, wenn du es siehst, weißt du vielleicht, wer dich auf diese Weise reinlegen will.«
    »Das ist alles?«
    »Ja. Und — weißt du’s?«
    »Nein. Aber ich weiß vielleicht, warum.«
    Ich erzählte ihm die Pornostory, die in der Technology-Week erschienen und dann von den Sonntagsblättern aufgegriffen worden war. Er sagte, er habe sie nicht gesehen. Wieder hatte ich ein ungutes Gefühl bei ihm. Ich traute Warren nicht. Aber warum sollte ich auch? Er hatte gesagt, er liebe mich, und dann hatte er mich verdammt nah an den Knast gebracht, indem er mir einen Haufen Geld hinterlassen hatte, den er auf äußerst unsaubere Weise an sich gebracht hatte. Ach was, Knast — er hätte mich fast umbringen lassen, verdammt.
    »Wie kommt es, daß du die Story nirgends gesehen hast?«
    »Ich bin gerade erst zurückgekommen.«
    »Von wo?«
    »Las Vegas.«
    Natürlich, die Mütze. Warren in Las Vegas. Die Vorstellung rief Bilder hervor, die nicht zusammenpaßten. Warren war ein Londoner Junge, ein ehemaliger Londoner Taxifahrer, ein ehemaliger Techniker der British Telecom. Warren paßt nach Las Palmas. Warren paßte nicht nach Las Vegas. Las Vegas, das waren Freizeithosen aus Polyacryl und antiquierte Shows mit tanzenden Glitzer-Cowboys und barbusigen Schneeköniginnen. Aber mit dem Geld, das er gemacht hatte,

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