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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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hatte sich nicht verändert. Er hatte nie beide Hände flach zwischen uns auf den Tisch gelegt, so daß ich sie sehen konnte. Statt dessen hatte er mich mit der einen gestreichelt und die andere mit gekreuzten Fingern hinter dem Rücken versteckt. Ich war zum Narren gehalten worden, wieder mal, aber weshalb diesmal? Ein großer roter Bus kam vor einem schwarzen Taxi, und ich sprang auf. Für den Rest der Woche würde ich die Besuchszeiten versäumen.
    Ich fuhr nach Hause, setzte mich an meinen Schreibtisch und dachte nach. MT Industries Holdings hatten in Virtech investiert. Diane zufolge — und die hatte die Information von Warren — gehörte ihnen auch eine Kreditkartenfirma, die Julie Jones’ Pornoland und das damit verbundene Wettgeschäft ermöglichte. Diane vermutete, daß Julie die Bank hielt, daß sie MT Industries war. Ich war da nicht so sicher. Diane hatte keine Zeit gehabt, die Sache zu überprüfen und festzustellen, daß MT Industries eine Filiale in Nevada hatten. Las Vegas war in Nevada, und Warrens Dice Palace war auch in Nevada. Solche Läden mußten ihre Konten registrieren wie jedes andere Unternehmen auch, und wenn das so war, dann würde er in irgendeiner Datenbank zu finden sein. Ich wollte Max nicht noch einmal behelligen und ihn bitten, ein Casino zu überprüfen; deshalb warf ich einen Blick auf die Karte in meiner Hand und dann auf die Uhr: 14.30 Uhr. Noch zwei Stunden, und ich könnte sie anrufen. Ich wollte sie nicht zwischen zwei Schichten erwischen.
    Die Gedanken tickten mir im Kopf herum wie die Wanduhren in einem Juweliergeschäft. Das Schiebefenster in meinem Zimmer stand unten einen Spaltbreit offen, und eine leise Brise bewegte die Gardinen. Nach wem sollte ich fragen? Nach Mrs. Graham, der Frau des Besitzers? Sollte ich nett oder eisig sein? Nettsein war was für Nobodies — ich wollte so grausam sein wie eine Stahlnadel. Hallo, ich bin die, die ihn hat abblitzen lassen, als er das erstemal fragte. Warte nicht auf ihn, Schätzchen — vielleicht ist er in einer Woche tot. Ach ja, noch was: Ich hab’ den letzten, guten Kuß gekriegt.
    Das alles murmelte ich vor mich hin und war froh, es mir vom Herzen zu reden, denn ich wußte, ich würde nichts davon sagen, wenn ich wirklich mit jemandem spräche. Meine Augenlider wurden schwer. Es war Zeit für eine Pause. Ich schaltete den Weckalarm an meinem Taschenrechner ein, denn ich war nicht sicher, daß ich die nächsten zwei Minuten wachbleiben würde, von den nächsten zwei Stunden ganz zu schweigen, aber als ich ins Bett stieg, klingelte das Telefon.
    Es war David.
    »Einen Hund tötet man am besten, indem man ihm den Kopf abschneidet«, sagte er, ohne seinen Namen zu nennen. Es klang, als sei er erkältet. Vielleicht hatte Warren ihm das Nasenbein gebrochen.
    »Konfuzius?« fragte ich.
    »John Patterson.«
    »Der John Patterson, oder der Typ, der jetzt als Marketing Manager bei...«
    »Der John Patterson.«
    Ich mußte überlegen, was er meinte. Dann ging mir ein Licht auf. John Patterson war um die Jahrhundertwende Chef von National Cash Register, von NCR. Er war für zwei Dinge berühmt: Er war zu beinahe allem außer Mord bereit, um einen Markt zu monopolisieren, und er brachte auch Thomas J. Watson von IBM bei, wie man es machte. In ihrer Welt ging es um mehr als nur darum, daß der eine Hund den anderen frißt, um mehr als das Überleben des Stärksten. Es überlebte der mit dem Größten, und jawohl, das können sie auffassen, wie Sie wollen.
    »Warum erzählst du mir das, David?« fragte ich.
    »Ich erzähle dir von der Natur des Wettbewerbs und von der Natur des Gewinnens.«
    »Wettbewerb um was? Und was gewinnen?«
    »Menschen.«
    »Ich verstehe immer noch nicht.«
    »Der schwarze Mann wird nicht gewinnen, sondern ich.«
    »Du hast schon lange verloren, und der sogenannte schwarze Mann hat nie mitgespielt.«
    »Er glaubt es aber, und ich auch.«
    »Tja, dann seid ihr jetzt eben beide ausgeschieden; also spar dir den bescheuerten Hammer-Studio-Horror. Ich hab’ gestern deine Frau getroffen. Hat sie dir das erzählt? Nein? Hat sie dir erzählt, daß wir uns in deine Maschine eingeklinkt haben? Hat sie dir erzählt, daß ich von den kleinen Disketten weiß, und von Pornoland auch?«
    Er sagte nichts. Das Schweigen zog sich in die Länge, bis ich fragen mußte, ob er noch da war.
    »Wovon redest du?« fragte er.
    »Die digitalisierten Videos von Julies Blasnummer, von deinem Snuff-Movie, von mir mit einem anderen Körper,

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