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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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Baseballmütze mit dem Roulette-Abzeichen lag zuoberst auf seinen Sachen. Da war ein schwarzer Frottee-Bademantel, kein Schlafanzug, soweit wir sehen konnten, eine zweite Levi’s 501, ein paar T-Shirts, zwei Baumwollhemden von Paul Smith und eine blau-rote Seidenkrawatte. Da war eine Tasche für Toilettenartikel, ein Paar reichverzierte Cowboy-Stiefel. Eine Anzugtasche war auch da, und darin zusammengefaltet ein edles Armani-Teil. Der Sergeant zog eine Braue hoch.
    »Sicherheit, sagten Sie. Wird gut bezahlt, was? In Amerika.«
    »Er ist alleinstehend«, sagte ich, und die fehlende Waffe fiel mir ein. Der Sergeant nickte und wühlte mit der Hand in den tiefen Taschen des Gepäckstücks. Er zog einen Streifen alter Automatenfarbfotos heraus. Warren und ich schnitten Fratzen vor der Kamera, Er hatte damals kurze Dreadlocks gehabt und ein wirklich glückliches Grinsen. Ich auch. Ein freches junges Grinsen. Auf einem Bild hielt ich zwei ausgestreckte Finger hinter seinen Kopf. Was für ein Humor.
    Ich lächelte den Polizisten an und zuckte die Achseln.
    »Glückliche Zeiten.«
    »Sie?« sagte der Sergeant und tippte auf das Foto.
    »Ich glaube, daß das auch nicht meine natürliche Farbe war«, sagte ich, als der Sergeant die Bilder neben mein Gesicht hielt und wieder hinlegte.
    »Ah«, sagte er und fühlte noch einmal in die Tasche hinein — wie ein Chirurg, der in einer warmen Körperhöhlung nach etwas Unregelmäßigem tastet. Er zog eine dünne Sammlung Visitenkarten heraus. Da stand Warrens Name. Warren S. Graham. S.? Ich hatte nicht gewußt, daß es ein S. gab. Dahinter stand: Eigentümer, The Dice Palace, Las Vegas, Nevada, eine Postleitzahl, eine Telefonnummer und — in der Ecke der Karte — zwei Würfel, schwarz und rot.
    »In seinem Paß steht >Geschäftsmann<«, sagte der Sergeant.
    »Na ja, das ist ja nicht weit entfernt von der Wahrheit«, sagte ich. Allmählich wurde mir unbehaglich bei der Art und Weise, wie der Sergeant da herumtastete.
    »Aber Sie sagten >Sicherheit< >Computersicherheit<.«
    »Das hat er mir gesagt.«
    Der Sergeant tappte mit der Karte auf seine Handfläche. »Sie wußten nicht, daß ihm dieser Laden gehörte?«
    »Ich wußte nicht, daß es ihm derart gut ging.«
    »Er ist in unserem Computer. Das bedeutet, daß er Format hat, Miss Powers.«
    »Mrs. — ich heiße Mrs. Powers.«
    Die tanzende Braue hüpfte wieder in die Höhe.
    »Ich bin geschieden. Warren ist nur ein Freund, der hier Urlaub macht.«
    »Ich verstehe. Er ist ein Freund, der Ihnen nicht erzählt, was er tut, der aus dem Savoy auszieht, aber die Stadt nicht verläßt, der irgendwo im East End zusammengeschlagen wird, und der im Polizeicomputer auftaucht. Wie kann das sein, Mrs. Powers? Wie kann das sein?«
    »Hören Sie, er ist doch nicht kriminell oder so was. Und wenn ihm der Laden gehört, ist er zwangsläufig mit den Computern befaßt. Er ist gut mit Computer. Er ist sogar brillant. Was steht denn in seiner Akte?«
    »Wieso hat er Ihnen nicht gesagt, daß ihm der Laden gehört?«
    »Vielleicht wollte er mich überraschen. Ist zurückgekommen, um mit mir in den Sonnenuntergang zu reiten. Sie kennen das doch.«
    »Tja, wenn das so ist, dann wird das hier Sie noch mehr interessieren, Mrs. Powers.« Er betonte das »Mrs.« mit ganz unnötiger Genugtuung, hielt den Paß in die Höhe und deutete mit dem Finger auf die auf die erste Seite. »Hier, unter >Familienstand<.«
    Der Sergeant reichte mir das Dokument. Ich warf einen Blick auf Warrens Gangsterfoto und dann unten auf die Zeile, die der Sergeant mir zeigen wollte.
    Da stand: Verheiratet.
    »Finden Sie nicht, daß Sie sie dann informieren sollten?« sagte ich und reichte den Paß zurück. Der Sergeant nickte, lächelte und sagte, ich könne dann gehen.
    Der Neid ist grün und schwarz, gestreift wie ein Katzenrücken, gestrafft wie ein Flitzbogen. Er tanzte Tango in meiner angespannten Brust, wirbelte herum wie ein Ballettänzer und bog sich über mir, und seine Füße hämmerten wie ein Trommelwirbel. Ich hatte versucht, dem netten Polizisten gegenüber cool zu sein, aber er hatte mich durchschaut. Warren hatte eine Frau, und ich wollte nicht, daß noch jemand in den turbulenten Luftraum eindrang, den wir miteinander teilten. Ich stand auf der Straße, und der Verkehr und der Spätsommerwind trieb mir Bonbonpapierchen um die rosa-braunen Beine. Ich nahm die halbgerauchte Zigarette aus dem Mund und zermalmte sie unter dem Absatz meiner schwarzen Sandalette. Der Mann

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