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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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hinzukommen, bevor eine der beiden Turteltauben, die in der Küche frühstückten, dran sein konnte. Mein Spiegelbild erschreckte mich. Ich sah aus wie ein australischer Rettungsschwimmer, der darauf wartet, daß sein Bodybuilding-Fernkurs durch den Briefschlitz plumpst. Aber ich sah gut aus. Was mir an Muskelkonturen fehlte, machte ich durch Farbe wieder wett. Es ist unglaublich, wie gesund einen ein bißchen Sonnenbräune aussehen läßt, selbst wenn man sich fühlt, als hätte man soeben eine Gehirnoperation hinter sich.
    Ich krächzte etwas in den Telefonhörer, und Max begann zu sprechen.
    »MT Industries Holdings ist eine Privatfirma, registriert auf den Cayman-Inseln. Aber weitere Firmen von MT Industries tauchen auf in Rio, Kalifornien, Florida und Nevada, und zwar mit Beteiligung an Immobilien-, Finanz-, Entertainment- und Freizeit-, aber nicht an Produktionsunternehmen. Ich frage mich, ob MT nicht das entscheidende Wort ist. Ach ja, und kürzlich haben sie Virtech vor der Pleite gerettet.«
    Ich dankte ihm und legte auf. MT. Empty. Leer. Wessen Humor war das? Seiner? Ihrer?
    Moment mal. Nevada? Las Vegas war in Nevada, und Warren hatte in Las Vegas gearbeitet. Nun glaube ich nicht an Zufälle, und dies war einer, den ich unbedingt aufklären wollte. Leider war der Mann, der mir am meisten hätte helfen können, nicht in der Lage, mir irgend etwas zu erzählen. Wobei es nichts schaden konnte, seinem Gedächtnis einen kleinen Schubs zu geben. Das würde ihm vielleicht helfen, aufzuwachen.
    Es war keine Besuchszeit, aber die Schwester ließ mich trotzdem zu ihm hinein. Bei seinem Anblick vergaß ich, weshalb ich gekommen war.
    Er hatte das Bewußtsein noch nicht wiedererlangt, seit der Krankenwagen ihn am vergangenen Abend hergebracht hatte. Sie hatten sein zentrales Nervensystem überprüft, und es schien zu funktionieren, aber er war immer noch nicht zu sich gekommen. Die Schwester meinte, wenn er in vierundzwanzig Stunden immer noch nicht wach wäre, würden sie anfangen, sich Sorgen zu machen, aber sie rechnete zuversichtlich damit, daß er vorher wieder aufwachen würde.
    Ein Schlauch sproß zwischen seinen Rippen hervor und schlängelte sich an der Bettkante hinunter zu einer Wasserflasche.
    »Er hat ein paar Rippen gebrochen. Eine hat die Lunge punktiert, und wir haben einen Unterwasserverschluß angebracht, um die Luft aus dem Brustraum zu ziehen. Aber mit seiner Atmung sind wir zufrieden. Kein Beatmungsgerät, wie Sie sehen.«
    Ich nickte und schaute in Warrens wundes Gesicht. Die Haut an Wangen und Nase war abgeschürft. Verbände hielten das Kinn am Kopf, und die geschwollenen Augenlider waren lila und glänzten glatt wie reife Auberginen. Seine dicke Oberlippe hing idiotisch über der Unterlippe, als versuchte er, sich an etwas zu erinnern. Aber sein Zustand war stabil, sagte sie — Gott sei Dank.
    »Danke«, sagte ich mit Tränen in den Augen.
    Wir standen am Fußende, und die Schwester flüsterte, als wolle sie ihn nicht aufwecken. »Hat er Familie?«
    Ich zuckte die Achseln.
    Ich hatte Warrens Familie nie kennengelernt. Er hatte mich nicht gerade mit nach Hause genommen, um mich seiner Mutter vorzustellen, und ich erinnerte mich nur, daß sie irgendwo in der Nähe der Romford Road in Forest Gate gewohnt hatte. Ich wußte nicht, ob sie da immer noch wohnte, nachdem er soviel Geld abgesahnt hatte. Vielleicht hatte er ihr irgendwo etwas eingerichtet. Vielleicht wohnte sie in Las Vegas, wenn da überhaupt jemand wohnte. Vermutlich gab’s da nur Hotels und Personalunterkünfte. »The Dice Palace«. Da hatte er gearbeitet. Die würden vielleicht etwas wissen. Ich könnte mir die Nummer besorgen und anrufen.
    Wir drehten uns beide um, als die Tür aufging. Ein Polizist steckte den Kopf herein. Die Schwester ging hinaus und ließ mich allein mit Warrens aufgedunsenem Gesicht und seinem zerschlagenen Körper. Ich schämte mich. Schämte mich für die Männer, die ihn besinnungslos geknüppelt hatten, bloß weil er mit einem blonden weißen Mädchen in einem großen Auto gefahren war. Schämte mich, weil ich ihn nicht verteidigt hatte, sondern mich von ihm hatte verteidigen lassen, wie er es immer hatte tun wollen. Warren war ein altmodischer Junge aus dem East End. Für ihn gehörten Frauen entweder auf ein Podest oder ins Fegefeuer, und was auch geschah, für mich galt das erstere; ich war eine Lumpenkönigin für diesen Lumpenknaben.
    »Warren, wach auf. Warren, bitte«, sagte ich.
    Die einzige

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