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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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dachte ich, während ich mir Notizen machte wie die übrigen Schreiberlinge.
    Eine zusätzliche Tatsache, die die Sekretärin aussagte, bestätigte mir, was ich schon vermutet hatte. Julie habe einen Anruf von einem Partner ihres Mannes in Amerika bekommen, der sie schrecklich wütend gemacht habe. Ein Techniker bei Virtech sagte, das Paar habe sich getroffen, und David sei kurz danach gegangen. Einen zornigen Wortwechsel habe er nicht gehört.
    Das Persönlichkeitsprofil von JulieJones, das bei der Voruntersuchung entstand, erklärte halbwegs, warum sie sich mit der virtuellen Realität des Computers abgegeben hatte, aber nicht, weshalb sie irgendjemand hätte umbringen sollen oder warum sie selbst hätte sterben wollen. Wer sie kannte, beschrieb sie als vielbeschäftigten, ehrgeizigen, hochintelligenten Profi auf hohem Niveau. Geschichten über Mörderspiele in Pornoland, die ich dazu hätte beitragen können, wären da erschienen wie die Äußerungen eines eifersüchtigen Geistes.
    Niemand fragte mich, wie David es gern mit mir treibe, und ich sprach nicht darüber. Sie durften es nicht herausfinden, denn sie wären sich darin einig, daß ich geradezu darum gebeten hätte. Pflichtschuldig berichtete ich für mein Blatt über das Urteil. Die Technology Week bekam es von Diane. Max hatte nichts dagegen, aber er meinte, den Zusammenhang mit MT Industries hätte ich ihm zu verdanken. Ich hatte gute Lust, ihm zu sagen, wer dahintersteckte. Dann würde er sich erinnern, wie er meine Story
    Vorjahren hatte auf den Müll schmeißen müssen, weil ihm jemand Größeres in den Arsch getreten hatte.
    Mein Sensationsblatt beließ es nicht bei der Story. Sie brachten einen Leitartikel; es kochte der Zorn des Gerechten, und wer wollte behaupten, zu Unrecht? Diese Maschine, so hieß es da, lieferte schmutzige Trips für Perverse und gab falsche Darstellungen von unschuldigen Menschen, d.h. von mir. Pornographie, so argumentierten sie, bestärke abstoßendes Sexualverhalten, und das Virtech-Projekt sei nicht bloß gefährlich, es sei eine Schande. Die seriöseren Zeitungen griffen die Story ebenfalls auf und vertraten den Standpunkt, zwar sei eine sensible und neue Methoden nutzende Behandlung von Straftätern lobenswert, aber war dies die Behandlung, die sie bekommen sollten? Wie erprobt war sie? Sie sorgten sich um das Potential der Maschine: Reputationen zu ruinieren und Personen in Fantasien zu integrieren, die gar nicht den Wunsch hatten, dort vorhanden zu sein, d.h. mich. Unterdessen wurde Virtech von einer Woge von Behandlungswünschen überschwemmt und von moralisch unsauberen Unternehmern bedrängt, die einen Riesenmarkt für maßgeschneiderte Pornographie sahen. Julie Jones war eine Visionärin gewesen.
    Die Zeit war reif, ihnen die Geschichte mit dem Pornospiel um die Ohren zu hauen, aber zwei Dinge hielten mich noch zurück: Ich hatte MT Industries noch nicht festgenagelt, und ich gab nicht gern zu, daß mein Gesicht noch anderswo aufgetaucht war. Um es zu umschreiben: Einmal ist Pech, zweimal ist Fahrlässigkeit. Ich mußte auch daran denken, wie all das auf meine Familie wirkte. Ich bekam einen Anruf von meinen Eltern. Im Augenblick wollten sie mich überhaupt nicht sehen. Die Empörung meines Vaters donnerte durch die Leitung. Meine Mutter wand ihm den Hörer aus der Faust, um mir zu sagen, daß ihn die ganze Geschichte sehr aufgebracht habe. Das würde sich legen, meinte sie, und ob ich nicht in Ferien fahren könnte? Ich hatte alle verärgert. In einem Zustand scheinheiliger Empörung befahl Richard mir, das Haus zu verlassen. Er ließ erst wieder davon ab, als Diane ihm sagte, er sei albern. Der Mann wußte überhaupt nicht mehr, was er wollte.
    Robert Falk ging mir bei der Untersuchungsverhandlung aus dem Weg, und wann immer ich zu seinen vertrauten Körpermassen hinüberblickte, die sich da auf einen der hinteren Stühle in dem muffigen Raum gezwängt hatten, war sein großes Gesicht ausdruckslos wie ein Marshmallow. Nachher wartete er auf mich. Ich war mit dem Fotografen der Boulevardzeitung in einem Redaktionswagen gekommen. Zahllose Blitzlichter explodierten vor meinem Gesicht, aber eigentlich war es mir egal. Sie machten ihre Bilder und rannten zu ihren Autos. Robert führte mich zu seinem und hielt mir die Tür auf.
    »Muß ich fragen, was Sie denken?« sagte ich.
    »Ich denke, Sie hätten diesen Urlaub nehmen sollen, Mrs. Powers. Lunch?« Er legte den Gang ein und ließ den alten, ledergepolsterten Jaguar

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