Die Spiele des Computer-Killers
täuschte ihn nicht. Warren hatte es gar nicht erst hören müssen, um zu seinem Standpunkt zu kommen. David konnte sie umgebracht haben und hatte es wahrscheinlich getan; das wußte jeder. Er konnte die Maschine eingestellt haben, und sie konnte sich eingeklinkt haben, ohne vorher nachzusehen. Aber wer konnte das ohne den Schatten eines Zweifels beweisen? Ich jedenfalls nicht.
»Prima«, sagte ich.
»Dir geht’s prima, Mädel, du bist schwarz, ich weiß.«
Ich antwortete nicht. Sie hatte recht, aber ich mußte das alles für mich behalten. Diane wollte nicht aufgeben. Sie musterte mich frech über den Rand ihres Glases.
»Okay. Dieser Eddie Powers. Der Typ, der bei Virtech angerufen hat. Ist der mit dir verwandt oder so was?«
Ich lachte, aber nicht sehr. Das Mädchen hatte wirklich Klasse. Ich erzählte ihr, wer er war, und fragte, wie sie ihn gefunden hatte.
»Er ist der Typ, der die Sekretärin angerufen hat. Er ist MT Industries. Virtechs Partner. Sie hat mir gesagt, daß der Anruf aus Las Vegas kam, und hat mir die Nummer gegeben. Es war das >Dice Palace<. Da arbeitet Warren, oder?«
»Hat Eddie dir was erzählt?« fragte ich.
»Noch nicht.«
»Vielleicht solltest du dich mal hinbemühen. Wenn er dich erst zu Gesicht kriegt, na, ich garantiere dir...«
Diane schüttelte den Kopf. Mit den Spesen wäre Max nie einverstanden.
»Wieso läßt du die Story jetzt nicht einfach auf sich beruhen, Diane? Die Frau ist tot. Von Eddie erfährst du kein Fitzchen, wenn sein Arsch drinhängt, und was Warren angeht, der sagt jetzt keinem mehr was...« sagte ich.
»>Opfer bei virtuellem Sex organisierte Pornospiel Das ist zu gut, George. Ich muß mich über dich wundern. Bei dem Ärger, den du gehabt hast, hätte ich gedacht, du würdest sie gern entlarven als das, was sie war.«
»Und was war sie?«
»Ein Mistvieh der Sonderklasse.«
»Dazu hatte sie ein Recht. Ich hab’s mit ihrem Mann getrieben.«
»Komm, jetzt sei mal nicht so hart gegen dich selbst. Was ist mit dem Porno?«
»Das war Dreck — na und? Mit dem Einverständnis volljähriger Personen und so weiter...«
»Bist du da sicher? Warren sagt, es war ziemlich übel.«
»Er sagt auch, die Einzelheiten hätten dich ziemlich angetörnt. Ist er eigentlich noch da?«
Diane schlug die eleganten Beine übereinander und strich mit einer Hand das ganze Schienbein herunter, bis sie die schmale Fessel mit ihren langen Fingern umfassen konnte. Ich dachte an Warrens entblößtes Bein auf dem Bett. Schade.
»Siehst du diesen Jones überhaupt noch?«
Jetzt mußte ich aufpassen, wenn sie solche Fragen stellte. Mit großem Getue schüttelte ich die Zigarettenschachtel auf dem Tresen, obwohl ich wußte, daß sie leer war.
»Guck dir das an. Jetzt reicht’s. Ich hör’ damit auf. Von jetzt an bin ich auf dem Gesundheitstrip. Nicht mehr rauchen, nicht mehr saufen, nicht mehr... kein Sex mehr. Schluß. Von heute an ist dieser Körper ein Tempel«, erklärte ich.
»Gut. Aber jetzt sag, was ist mit ihm?«
Ich schaute an mir herunter, wie ich auf dem Barhocker hing, mit Asche auf meinem engen schwarzen Rock. Dann blickte ich hoch und sah in den Spiegel. An der Kopfhaut war die Farbe aus den Haaren herausgewachsen, und ich sah müde aus. Ich dachte laut, als ich sagte: »’ne antike Ruine eher.«
»Von klassischer Schönheit?« schlug Diane vor.
»Bloß kaputt«, antwortete ich.
»Jetzt komm. Was ist mit diesem Jones?«
»Ich hör’ nichts von ihm.«
»Ehrlich nicht?«
»Ehrlich nicht. Er braucht mich nicht, wenn du dich erinnerst.«
»Ach ja, entschuldige, das hatte ich vergessen.«
In diesem Augenblick fühlte ich mich einsam. Nur einen Augenblick lang, denn im nächsten war ich beschämt. Ich dachte an ihn, und ich fühlte ihn unter meiner Haut. Ich wußte, daß er an mich denken würde, selbst wenn ich immer da sein konnte, berechenbar und synthetisch, weniger als das, was er wollte, aber alles, was er kriegen konnte, nicht blond, braun und frei, sondern blaß, dunkel und fügsam. Ich hätte erleichtert sein sollen, weil ich nichts mehr von ihm gehört hatte, aber ich kam mir unvollständig vor. Wir hatten unerledigte Angelegenheiten, und ich fragte mich, wie lange es dauern würde, bis er auftauchte.
»Paß auf«, sagte ich zu Diane. »Ich werde dir einen kleinen Tip geben, um dir ein bißchen Zeit beim Wühlen in MT Industries zu sparen. Warren und Eddie sind Partner; frag mich nicht, wie das kommt. Sie sind Eigentümer des >Dice Palace<, und
Weitere Kostenlose Bücher