Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Huelsmann
Vom Netzwerk:
niemandem seine Gedanken und Erlebnisse wirklich teilen konnte. Die Welt der anderen war einfach zu klein für ihn. Wieder blickte er auf und beobachtete im langsamen Vorbeigehen die Menschen und bemerkte nicht, wie er selbst dabei von einem argwöhnischen Augenpaar beobachtet wurde. Das Augenpaar heftete sich auf sein Gesicht und folgte ihm noch eine Weile, dann verschwand der Mann in einer Gasse.
    Johanns Tier hatte angehalten. Dann setzte es sich wieder in Bewegung als der Landsknecht vor ihm begann, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Johann folgte und sah aus seiner erhobenen Positionen den Menschen zu. Dann hob Johann seinen Blick und sah keine fünfzig Schritte vor sich eine Kirche. Zu seiner rechten verlief sich der Marktplatz in einen breiten Weg, der wiederum nur hundert Schritte weiter von einer Mauer gesäumt wurde. Johann dachte nach und glaubte zu wissen, dass dies der Hellweg ins Bergische sein musste. Die Mauer umgab sicherlich das Kloster und die Abtei Werden. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Zu Johanns Erstaunen gab es kein großes Tor, durch das sie und die Pferde hätten reiten können, vielmehr erspähte Johann in der Mauer nur eine schlichte Tür. Der Führer der Landsknechte saß ab, ein anderer half Johann vom Pferd.
    Inzwischen hatte ein Mönch den Durchlass durch die Mauer geöffnet und trat nach wenigen prüfenden Blicken zur Seite. Der Soldat deutete Johann an einzutreten.
    „ Euer Oheim, der Abt wird sicher hoch erfreut sein, Euch heil zu sehen.“, sagt der Mann zu Johann und in seiner Stimme schwang Freude und ein wenig Stolz mit, als ob er Johann selbst aus den Händen seiner Entführer gerettet hätte. Johann durchfuhren die Worte allerdings wie ein Blitz! Der Abt war sein Oheim? Johanns Welt fiel in sich zusammen und als er den letzten Schritt durch die Tür in den Klostergarten machte und der Bruder die Tür schloss, war es ihm, als ob sich die Pforte der Hölle hinter seinem   Rücken zutat. Hier stand er nun, in mitten eines paradiesisch duftenden Garten Edens voller Kräuter mit exotischen und wohltuenden Gerüchen, mit seinem gestohlenen Mantel und seiner erfundenen Geschichte und wartete, dass die Dämonen der Hölle ihr wahres Gesicht zeigten. Wie hatten sie ihn nur hier hingelockt? Ob es einen Unterschied machte, wenn Johann sich jetzt zu erkennen gab?
    „ Bruder Ludger, führt ihr uns zu Abt Otto?“, wandte sich der Landsknecht an den Mönch.
    Dieser nickte nur und machte eine Geste, die quer durch den Garten auf das Haupthaus verwies.
    Johann folgte dem Fingerzeig und sah drei Männer auf sich zukommen. Lebe wohl, gute Welt, dachte Johann. Wie lange konnten die letzten Augenblicke sein, wenn man sie bewusst genießen wollte?
    Aber der Abt verlangsamte seine Schritte nicht, auch als Johann den Kopf hob und sich ihre Blicke trafen. Johann sah einen untersetzten Mann, mit freundlichem, bartlosem Gesicht, aus dem eine rote, knollige Nase ragte und mit der für einen Geistlichen üblichen Tonsur, die von einem grauen Haarkranz geziert wurde. Der Abt trug wie seinen zwei Begleiter und auch schon der Mann an der Pforte das schlichte Gewand der Benediktiner. Dem Vorsteher des Klosters allerdings hing ein etwa Handflächen großes, schlichtes Goldkreuz auf der Brust. Dies war das einzige Zeichen seiner Würde.
    „ Liebster Dietrich. Dietrich, mein Neffe.“, begrüßte ihn der ältere Mann und öffnete für einen Moment herzlich die Arme. Die Falten umspielten, braunen Augen des Alten leuchteten.
    Johann war wieder mal zu verwundert, als dass er reagieren konnte. Er stand da und sagte nichts, auch als der Abt nunmehr zwei Schritte vor ihm stand und ihn anstrahlte, als sei er der erlösende Heiland persönlich. Alle anderen begannen, ihn anzustarren. Johann wurde es heiß und kalt.
    „ Oheim?“, stammelte Johann und begann nieder zu knien. Er griff nach der Hand des Abtes und deutete den Kuss auf den Siegelring an. Langsam stellte er sich wieder auf. Nun sahen sich die beiden Männer erneut tief in die Augen. Jetzt, dachte Johann, jetzt, musste er den Schwindel bemerken. Aber erneut passierte nichts dergleichen.
    „ Schaut nur, wie er mich ansieht. Ja, Dietrich, ich bin es wirklich, dein Onkel.“, der alte Mann freute sich tatsächlich von ganzem Herzen über Johanns Anwesenheit. Er schien ihn nicht zu erkennen. Johann war verwundert!
    „ Schaut nur. Er hat die Augen meiner Schwester und die Nase seines Vaters. Und dichte Haare wie ich als Bub.“, sagte der Abt zu

Weitere Kostenlose Bücher