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Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Huelsmann
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seinen Begleitern, die Johann nun beinahe begutachteten, als sei er ein Stück Vieh. Der Abt strich belustigt über seine eigene Tonsur. „Es ist so lange her, Dietrich. Kein Wunder dass du mich nicht erkennst. Du warst ja noch ein kleines Kind, als ich dich zuletzt auf meinen Armen trug, als ich dich in Plettenberg sah. Sei mir trotzdem herzlich willkommen!“
    Der Abt trat einen Schritt zur Seite und geleitete Johann so in die Richtung aus der die drei Brüder gekommen waren.
    „ Wie geht es deinem Bruder, Johann?“, fragte der Abt und ging voraus. Die anderen schlossen sich Ihnen an.
    Johann zuckte zusammen. Hatte er wirklich gerade seinen Namen gehört? Er war entdeckt!
    Völlig entgeistert schaute er den älteren Mann neben sich an. Sollte er sich hier und jetzt auf seine Knie werfen und um die Vergebung und die Gnade des geistlichen Mannes bitten.
    „ Dietrich, was schaust du so? Wie geht es Johann, deinem Bruder?“
    Johann zitterte in den Knien. Kurz blieb er stehen. Auch Abt Otto hielt inne. Gott spielte hier sein Spiel mit ihm. Nach diesem ganzen Wirren des Tages hatte er nun an die Stelle eines Mannes gestellt, dessen Bruder seinen eigenen Namen trug!
    „ Nun, ich bin da nicht ganz auf dem neuesten Stand.“, sagte er und versucht sich ein Lächeln abzuringen.
    „ Ja, wie dumm von mir, dich zu fragen.“, lachte der Abt herzlich. Er schien Johanns Aufregung nicht bemerkt zu haben. „Natürlich, wie kannst Du es wissen. Wo du seit Tagen durch die Wildnis irrst.“
    Gemeinsam durchschritten sie den Bogengang des Klosters. Der Abt stellte noch ein paar Fragen, die er sich in einer redseligen Laune selbst beantwortete.
    Johann wurde zu einer Kammer geleitet. In dem drei mal drei Schritte großen Raum stand in der Regel nichts weiter als ein Bett und ein Schemel, zum Willkommen ihres Gastes hatten die Mönche jedoch einen mannsgroßen Zuber herbeigeschafft. Ein Novize brachte bei Johanns Eintreffen die letzten zwei Eimer warmen Wassers, dann ließen sie Johann allein.
    Für einen Moment setzte sich Johann auf den Hocker. Die Szene kam ihm seltsam unwirklich vor. Alles um ihn herum erschien ihm so unecht. Gestern noch hätte er unvorstellbares für ein warmes Bad und einen vollen Bauch gegeben. Heute hatte er wenigstens schon einmal das erste von beiden. Dennoch fühlte er sich äußerst unbehaglich. Er dachte nach.
    So wie er es sah, hatte er zwei Möglichkeiten. Bleiben oder schleunigst verschwinden. Bei dem Gedanken zu bleiben und das Risiko einzugehen, entdeckt zu werden, schlug augenblicklich sein Herz schneller. Zwar hatte der Abt ihn als seinen Neffen akzeptiert, das hieß jedoch nicht, dass es in diesem Kloster nicht einen anderen Bruder oder einen Reisenden gab, der ihn als den Schwindler, der er war, enttarnen konnte. Andererseits war die Aussicht auf ein warmes Bad oder eine Mahlzeit am Abend zu verlockend. Wo sollte er auch hin? Erstens musste er durch das ganze Kloster gehen ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Zweitens hatte er ohne warme Kleidung oder etwas zu essen kaum eine Chance, die nächsten Tage zu überstehen. Und wenn dies Gottes Antwort war auf seine Gebete voller Hunger und Not, dann wollte er sie als Geschenk nehmen.
    Johann schöpfte neuen Mut und stand von der Liegestätte auf. Ein Plan begann in seinem Kopf zu reifen. Er würde einfach in der Nacht verschwinden. Bis sie sein Fehlen bemerkten und ihn vielleicht suchen würden, hätte er bei einem schnellen Gang schon beinahe einen halben Tag Vorsprung. Er begann sich zu entkleiden oder vielmehr sich der Lumpen an seinen Körper zu entledigen. Die Reste seiner Kleidung sahen, auf einen Haufen gelegt, noch erbärmlicher aus als zuvor an seinem Körper. Erst jetzt bemerkte er, dass sich die Kammer mit einem angenehmen Kräuterduft gefüllt hatte. Von dem warmen Wasser im Zuber stiegen Gerüche von Pfefferminz und Rosen aus. Johann atmete tief ein und genoss das wohltuende Gefühl, als die Wärme ihn durchströmte. Er stieg in den Zuber. Das warme Wasser prickelte auf seiner Haut. Genüsslich ließ er sich nach hinten sinken und tauchte den Kopf ein. Für einen Moment hörte er nichts außer seinen eigenen Herzschlag, der durch das Wasser lauter übertragen wurde als durch die Luft. Er tauchte wieder auf und die Welt sah auf einmal noch rosiger aus. Jetzt, da er einen Plan hatte, galt es an ihm zu feilen. Er sah sich um. Dies würde wohl auch seine Schlafkammer werden. Durch das Fenster würde er nicht entkommen. Die Öffnung in der

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