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Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Huelsmann
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Mahlzeiten ein Gesangsvortrag weltlicher, und mitunter sehr deftiger Lieder durch einen Citharista, einen Harfenmusiker, in Mode war, war es bei den anderen nun üblich, nicht mehr nur der Lectio zu lauschen, sondern sich auch während des Essens lautstark zu unterhalten. Zumindest an Feier- und Festtagen ließ Abt Otto es zu, dass sich die Benediktiner fröhlich einer Conversatio widmeten. Und heute war für den Abt ein Festtag.
    „ Ich sehe, mein Neffe, dass Du dir den Bart wohl gestutzt, aber nicht ganz abrasiert hast.“
    „ Ja, mein Onkel. In der Tat. Ich habe mich an meine Haarpracht im Gesicht gewöhnt.“, erwiderte Johann und fuhr sich über die kurzen Haare an seinem Kinn.
    „ Nun, wie mir scheint, ist dies ein weiteres Phänomen der Jugend. Nun, sei es drum, es ist euer Privileg. Das Vorrecht der Jugend. Auch wenn es mir schon fremd erscheint, dass ihr nun die Haare im Gesicht tragt wie die Verleihjuden und gottlosen Haiden. Aber es steht nichts in den Schriften, dass sich ein Mann von den ihm von Gott gegebenen Haaren in seinem Antlitz trennen soll. Wenn gleich,...“, der Abt zögerte einen Moment. „Wenn gleich, es ist doch ein Verfall der heiligen römischen Art und Weise, mit einem bärtigen Angesicht in der heiligen Messe vor Gott zu treten.“
    Johann wusste, dass der Abt von seinem Standpunkt aus Recht hatte. In der Tat, es waren die Kreuzzügler, die aus dem heiligen Land zurückkehrten und nach neuer Sitte, ihre Haarpracht ungekürzt trugen.
    „ Mein Oheim, es stimmt. Seit den Tagen bei Worringen trage ich meinen Bart auf diese Weise.“, Johann konnte hier natürlich nicht die Wahrheit sagen. Morgen, noch vor der heiligen Messe, würde er verschwunden sein. „Ich habe mir dies von vielen alten Kempen abgeschaut.“
    „ Ja, ja, der Tag in der Fühlinger Heide!“, der Abt ließ ein Stück Brot auf den Tisch zurücksinken.
    Er schien ein wenig abwesend zu sein. Johann schaute ihn an.
    „ Dieser Tag war ein dunkler Tag. Und es schmerzt an ihn erinnert zu werden. Seine Eminenz, der Erzbischof, ist immer noch ein Gefangener derer von Berg. Wie ein gemeiner Dieb sitzt er in ihrem Bergfried, eingepfercht und wartet, dass das Lösegeld für ihn bezahlt wird. Man sagt, 12000 Silbermark solle er bezahlen! Verstehst du, Dietrich, das entspricht dem Gewicht von fünf Rindern! Und wer weiß, was die von Berg, die Brabanter oder die Märker noch fordern, bis er frei kommt.“, der Abt schaute nun auf. Er wirkte verbittert.
    „ Ach Dietrich, wie sehr hat dieser Tag doch unser Leben verändert. Das Bistum Köln war das mächtigste diesseits der Alpen und nördlich von Rom. Was hätten wir mit einem Sieg an jenem Tag erreichen können?“
    Johann dachte an den Tag der Schlacht zurück, an die Wirren, die ihn schließlich auf die Seite der Kölner Bürger und derer von Berg gebracht hatten. Wie seltsam, dass er doch als einer der Raffenburger eigentlich auf der Seite des Erzbischofs hätte kämpfen sollen. Aber der Herr hatte es anders für ihn vorgesehen, und so war nun Johann auf der Seite der Sieger. Aber er fühlte sich nicht so. Schaute er zurück, konnte er nur Verwirrung spüren. Dieser Tag hatte wenig Sieger hervorgebracht. Johann gehörte nicht dazu. Er horchte in sich hinein und spürte noch immer den Schmerz an seiner Seite. Der Abt fuhr fort.
    „ Dietrich, wir sind ja unter uns. Dir kann ich es sagen. Mir schwant nichts Gutes. Seit nunmehr einem ganzen Jahrzehnt sitze ich hier auf dem Stuhl des Wahlabtes zu Werden. Und ich sage dir, es war nicht immer leicht. Schon drei Jahre vor meiner Amtseinführung haben die Werdener das Stadtrecht erhalten. Und, wie soll ich es sagen, ich glaube, die Geschichte wiederholt sich. Zu unserer Abtei gehörten auch das Urbar und das Kloster Helmstedt, wie du weißt. Aber es stand nicht in meiner Macht, Helmstedt wieder an uns zu binden. Gott weiß, ich habe es versucht. Aber in diesen Zeiten, wo unser Kloster genau auf der Grenze zwischen den Kölner und den Märkern liegt, war es schwer genug in die eine und in die andere Seite zu vermitteln. Doch zurück zu unseren Lehen in Helmstedt. Die Helmstedter haben seit sechzig Jahren ihr Stadtrecht und das erste, was sie damals taten, war eine Mauer um die Stadt zu bauen. Und diese Mauer schützt nicht nur die Stadt, sondern auch ihren Rat, der sie leitet. Dessen nicht genug, Dietrich, auch in meiner Zeit ist es mir nicht gelungen, die Gruppe der Mönche zu vergrößern, geschweige denn die Zahl der Mönche aus

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