Die Spieler
erteilt.
„Ja, ich weiß!“ antwortet van de Hoogten müde stöhnend, als er sich die Hosen
ausziehend auf seine Betthälfte niedersacken lässt.
„Im Kühlschrank ist ein Blech Quiche Lorraine, das ich von der Schule mitgebracht
habe. Du hast doch bestimmt noch Hunger.“
Mariella greift nach seiner Hand und sucht den Blick ihres Mannes. Da die Koch- und Backwaren,
die sie im Unterricht mit Ihren Schülern herstellt, sonst weggeworfen werden, bringt Mariella
regelmäßig die guten Ergebnisse, die die Schüler übrig lassen, ins Lehrerzimmer oder nimmt sie mit
nach Hause. Sie sagt dann meist „für mein Hausschwein“. Und ihre Schüler lachen immer noch
pflichtbewusst, auch wenn Sie schon zigmal diesen Scherz von Mariella gehört haben. Sie mögen
sie. Sie ist fair zu ihnen.
„Nein, danke! Ich hab schon mit Peer gegessen! Ich putz mir noch schnell die Zähne,
dann komme ich zu Dir.“
Henk van de Hoogten steht auf und legt seine Sachen sorgfältig über einen Stuhl, der auf seiner
Bettseite steht. Dann trottet er ins Bad.
„Peer?!“ fragt sie verdutzt und nimmt ihre Brille ab.
„Ja, ich soll dich schon grüßen!“ gurgelt er beim Zähneputzen aus dem Bad.
„So? Dann danke!“
Sie hält noch einen Moment inne, da Henk van de Hoogten aber nichts weiter erwidert, setzt sie
erneut ihre Lesebrille auf und blättert in ihrem Buch an die Stelle zurück, an der sie vorhin aufhörte.
Am liebsten würde sie es zur Seite legen. Eine befreundete Lehrerin hat es ihr empfohlen. Es
handelt von einem Börsenmakler, der das Geld eines Autors in den Sand gesetzt hat und der sich
dann zufällig in die Übersetzerin des Autors verliebt, die eine schwere Sinnkrise hat. Auch der Autor
hat auch schon lange
Dreiecksbeziehung,
bei
nicht mehr
schreiben können mangels Inspiration. Eine verquerte
der
wahrscheinlich
alle
im
selben
Bett
landen
werden.
Flach
dahingeschrieben, eindimensional in der Geschichte
als auch in der Sprache. Schnell
und
oberflächlich abgehandelt. Zeitgeistliteratur. Mariella kann dem Buch nicht viel abgewinnen.
Obwohl es diese Büchertante vom WDR empfohlen habe, wie ihre Kollegin sagte. Wer weiß, was
der Verlag der Büchertante bezahlt hat dafür. Eine Buchbesprechung im Fernsehen ist es jedenfalls
nicht wert. Da schreiben Ihre Schüler schon interessantere Arbeiten über die Rolle der Hefe beim
Gärprozess im Sauerteig.
„Ich war es nicht“ liest Henk van de Hoogten den Buchtitel vor, als er zu Mariella in
T-Shirt und Boxer-Short ins Bett kommt.
„Ja, das Buch ist so schlecht, da hat der Autor gleich vorgesorgt, um sich vor der
Kritik zu rechtfertigen.“
Dann klappt Mariella es endgültig zu, gibt Henk van de Hoogten einen Kuss auf die Wange und
kuschelt sich an ihn heran.
„Gute Nacht, mein Schatz!“ sagt er müde gähnend und tätschelt ihre Hand.
„Wellterusten“.
„Gute Nacht, mein Dicker!“ antwortet Mariella, doch es scheint so, als ob Henk van
de Hoogten dies schon nicht mehr hört.
Wie gerne hätte sie ihn gefragt. - Aber sie haben ja ein Abkommen.
*
Noch spät in derselben Nacht reinigt Palmstedt im kalten Licht der Schreibtischlampe seine
Waffe, er hat vor sich ein altes Handtuch ausgebreitet, die Waffe darauf in ihre Einzelteile zerlegt
und eingeölt. Palmstedt hatte gute Schießergebnisse beim wöchentlichen Combat-Training. In den
Zügen des Laufes sind noch Pulverspuren zu sehen. Er zieht die ölige Kette durch den Lauf und
setzt den Schlitten wieder an, aber der rutscht ihm beim ersten Versuch durch die fettigen Finger,
obwohl sie im Moment nicht zittern. Ein leiser Fluch kommt über seine Lippen.
Nachdem er die Waffe wieder zusammengesetzt hat, wäscht er sich die Hände im Bad. Die
schwarze Ölbrühe läuft in den Siphon, langsam wie das Blut des Polen . Erst mit viel heißem Wasser
wird das Becken wieder sauber. Dann wäscht sich Palmstedt auch das Gesicht, bereitet es zur Rasur
vor. Der Rasierschaum riecht nach Limonen, der Schaum lässt die Klinge sanfter gleiten. Ein müder
Mann mit grauen Schläfen schaut Palmstedt aus dem Spiegel entgegen, der wie er sein Gesicht mit
einem Handtuch abtrocknet. Ein paar Blutflecke bleiben darin zurück. Helles Blut. Frisches Blut. Blut ist in allem ist Leben. Und nach dem Blut ist Tod.
Palmstedt hat noch etwas Rum für einen Kreol. Im Shaker sind Eigelbspuren, aber er ist zu müde,
ihn gründlich zu waschen. Das ausgepresste Fruchtfleisch der Limone zieht er
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