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Die Spinne (German Edition)

Die Spinne (German Edition)

Titel: Die Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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Bank führte und hinter dem sich entfernenden Kleintransporter die Gebäude auf der anderen Seite des Wassers zum Vorschein kamen, wurde ihm klar, dass er in Genf war.
    Der Afrikaner klingelte und wartete, bis es summte, dann drückte er und führte Alan eine enge Stiege hinauf. Ein Absatz mit zwei Türen, dann wieder Stufen. Sie erklommen fünf Treppenfluchten bis hinauf zum obersten Stockwerk, und unterwegs kam eine Gestalt auf dem Weg nach unten an ihm vorbei. Mühsam spähte er im Halbdunkel nach dem Gesicht, und als er es erkannte, spürte er einen Stich in der Brust.
    »Hallo, Alan«, sagte der Mann.
    »Hoang.« Alan hielt den Atem an. »Was machst du denn hier?«
    Tran Hoang legte ihm eine Hand auf die Schulter, und Alan erinnerte sich an die sentimentale Frage des Touristen in Ferndale: Ist es bei dir und deiner Frau auch so? Dann war er verschwunden, und der Schmerz in Alans Brust breitete sich aus wie bei einem Herzstillstand, ehe er wieder verging. Vermutlich hatte Hoang dafür gesorgt, dass Zhu auf ihn vorbereitet gewesen war.
    In der obersten Etage gab es nur eine Tür. Der Afrikaner klopfte, und von drinnen kam die Antwort: »Herein.«
    Obwohl er die Stimme sofort erkannte, war er wie vom Donner gerührt, als er vor Milo Weaver trat, der hinter einem engen Flur in einem von Sonnenlicht durchfluteten Wohnzimmer stand. Um ihn herum auf dem Boden waren Kisten voller Akten, und weitere Papiere bedeckten in wildem Durcheinander einen Tisch, ein Sofa, zwei Sessel und sogar einen kleinen Fernseher. In einem Radio in der Ecke lief leise französische Popmusik. Milo schien sich in keinster Weise der Befremdlichkeit der Szenerie bewusst, als er nach vorn trat. »Danke, Dalmatiner.« Dann nahm er Alans Hand und schüttelte sie. »Schön, dich heil wiederzusehen.«
    Der Afrikaner mit dem merkwürdigen Namen Dalmatiner zog sich zur Tür zurück. »Die Straße ist gesichert.«
    »Gut«, antwortete Milo über Alans Schulter. »Bis Mitternacht ist hier alles aufgeräumt.«
    Dalmatiner verließ das Apartment.
    »Komm.« Milo zog Alan ins Zimmer. »Entschuldige bitte die Unordnung.« Er machte einen Sessel für ihn frei.
    Nach vierundzwanzig Stunden, in denen er nur den Anweisungen anderer gehorcht hatte, kam sich Alan vor wie ein Automat.
    »Was zu trinken?«
    Alan nickte.
    Milo ging zu einem Schrank, der ebenfalls mit Akten übersät war. Als er ihn öffnete, blinkten Gläser und eine üppige Sammlung Alkoholika. Nach einem Monat in den Wäldern von Guizhou betrachtete Alan diese Batterie fast mit Schuldgefühlen. Milo griff nach einem Macallan Limited Edition und blies zwei Gläser aus, die kurz darauf einen Fingerbreit bernsteinfarbene Flüssigkeit enthielten. »Auf …« Nach kurzem Zögern zuckte Milo die Achseln. »Auf.« Er stieß mit Alan an und nippte leicht.
    Alan trank sein Glas in einem Zug leer. An der hinteren Wand umrahmten breite Fenster die nicht so fernen Berge.
    »Okay.« Milo nahm die Flasche und schenkte Alan nach. Dann stellte er sie auf den Boden und schob mehrere Mappen auf dem Sofa beiseite, um sich hinsetzen zu können. »Bitte hab noch einen Moment Geduld, Alan. Sag nichts. Ich erzähl dir einfach so viel, wie ich kann, dann darfst du mir deine Fragen stellen.«
    Alan nickte mechanisch.
    »Das Einzige, was du wirklich wissen musst, ist, dass er auf dich gefasst war. Das war notwendig. Wenn nicht, wärst du jetzt tot. Ich hoffe, das ist dir klar.«
    »Wer hat es ihm verraten?«
    »Moment.« Milo deutete. »Wie du mit mir und meiner Familie umgesprungen bist, ist unverzeihlich, aber Hoang hat sich für dich eingesetzt. Zum Teil hatte er Erfolg damit. Ich verstehe jetzt, warum du deine Fehler gemacht hast. Irwin, Collingwood und Jackson haben dich im Dunkeln gelassen, und aus deiner Sicht gab es nur eine Möglichkeit, die Sache abzuschließen. Aber du musst mir glauben: Das war ein Irrtum. Wenn du Zhu getötet hättest, wäre er nicht so schlecht dran wie jetzt.«
    »Auf mich hat er einen ziemlich munteren Eindruck gemacht.«
    »Aber das ist er nicht.« Jedes Anzeichen von Freude war aus Milos Zügen gewichen. »Er hat nichts mehr unter Kontrolle, am wenigsten sich selbst. Und wenn der richtige Zeitpunkt kommt, falls er kommt, reicht eine kleine Indiskretion, um ihn zu erledigen. Doch so weit ist es im Moment noch nicht.«
    In Alans Magen mischte sich Zorn mit dem warmen Whisky. »Es sind Leute gestorben, Milo. Dutzende wahrscheinlich. Weil du es ihm verraten hast. Macht dir das gar nichts

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