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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ihre Finger an.
    » Danke, Sina.«
    Wieder streichelte sie mich. Doch dann wurde sie energisch.
    » Die Toten müssen begraben werden. Warte einen Moment, Sina. Ich will eine Schaufel holen.«
    Mühsam erhob sie sich, humpelte um den Schuppen und kam mit einer kleinen Schippe wieder. Damit hob sie ein Loch unter einem duftenden Rosenstrauch aus. Ich verstand. Ich packte mein totes Kind im Nacken und brachte es zu ihr. Wieder wurden ihre Wangen nass, und sie schluchzte, als sie die Erde über den kleinen Pelz deckte. Dann pflückte sie zwei Rosenknospen und legte sie auf die Stelle.
    Ich setzte mich daneben und schnurrte. Schnurren half mir. Es löste die Bitternis auf und milderte die Trauer. Und ihr trocknete es die Tränen.
    Schließlich erhob sie sich. Ihr Kleid hatte Gras- und Erdflecken bekommen, und sie stöhnte leise, als sie sich auf den Stock stützte.
    » Nein, von jetzt an sollt ihr nicht mehr hungern«, sagte sie, und es hörte sich sehr ernst an. Dann humpelte sie ziemlich schnell Richtung Haus. Ich hingegen suchte meine drei Kleinen auf, die auch noch die letzten Fasern von den Knochen geleckt hatten und nun aneinandergeschmiegt schliefen. Drei hübsche Kinder. Zwei schwarze mit weißen Pfötchen – wie der ansehnliche Vater, eines weiß wie ich, mit einem geringelten Schwanz. Ich putzte sie ein bisschen, schnurrte auch dabei. Es tat mir gut.
    Dann aber hörte ich Altea wiederkommen. Und ein verlockend süßer Duft umgab sie.
    » Ich habe die Speisekammer der grässlichen Witwe geplündert«, flüsterte sie verschwörerisch und stellte eine Schüssel Sahne zwischen uns.
    Schwupps waren die Kleinen wach. Ich zeigte ihnen, wie man Weißheit schlabberte. Sie taten es mit so viel Begeisterung, dass die Tröpfchen nur so flogen. Es war genug für alle, auch ich konnte mir nach einigen kräftigen Schlucken den Milchbart ablecken.
    » Gut, nicht?«
    » Mrrrrrauuu!«

Jagdzeit
    Es ging mir nach dem reichen Mahl weit besser als seit Tagen. Und wenn sich auch ein Schatten über mein Herz gelegt hatte, so machte ich mich dennoch in der Dunkelheit auf den Weg, mein neues Revier gründlich zu markieren.
    Menschen lieben die Dunkelheit nicht, sie sind blinde Schleichen, ganz anders als wir Katzen. Der halbe Mond warf silbernes Licht über Gärten und Häuser und beleuchtete meine Streifzüge entlang den Hecken und Zäunen. Im Garten des Gasthofs nebenan herrschte Ruhe, und ich schnüffelte nach Botschaften anderer Katzen. Hier und da fand ich eine Warnung, ignorierte sie und setzte meine dagegen. Mal sehen, was geschah. Meist können wir Regelungen finden, zeitliche oder räumliche, wie Jagdgründe zu betreten sind.
    Hinter den Fenstern im Haus brannte da und dort noch Licht, andere waren geöffnet, und man hörte verschiedene Laute. Vor allem in dem unteren Bereich, wo sie zusammensaßen und Geselligkeit pflegten.
    Ins Freie aber begaben sie sich nachts nicht.
    Oder?
    Rascheln, Wispern von Stoff, ein schwüler Geruch, dick und süß mit Schweiß vermischt, waberte durch die Dunkelheit. Ich suchte Deckung. Eben noch rechtzeitig. Die Schmachtende, die ich am Nachmittag an dem Rosenspalier gesehen hatte, jene Bette, ging zielstrebig auf das Haus zu und verschwand im Inneren. Wahrscheinlich wollte sie an der Geselligkeit teilhaben.
    Ich kam aus meinem Versteck hervor und schnüffelte hinter einem Futtergeruch her. Ein abgenagtes Kalbskotelett war unter einen Tisch gefallen. Daran hatte sich aber schon ein Hund vergnügt. Ich schlenderte zum Zaun und stellte erstaunt fest, dass die Frau wieder aus dem Gasthof trat. Lange hatte sie sich dort nicht aufgehalten. Vielleicht hatten die anderen sie rausgeschickt, weil sie sie nicht riechen konnten. Wie eine Schleppe zog sie ihr Parfüm hinter sich her. Sollte ich ihr folgen? Leute, die in der Nacht herumschleichen, haben manchmal Geheimnisse. Und Geheimnisse zu lüften bereichert das Katzenleben.
    Ich entschied mich dagegen, der Duft betäubte meine empfindliche Nase. Ich streckte dieselbe in die leichte Brise, die von der Lahn herwehte. Das Wasser roch ein wenig modrig, aber wenigstens natürlich. Der Kurpark lag still vor mir, ein paar Laternen brannten noch und beleuchteten die Wege. Hier und da eine Markierung setzen, da eine Nachricht auffrischen – Kathy vom anderen Ufer war hier gewesen und hatte eine Botschaft hinterlassen. Wenn ich mich wieder kräftig genug fühlte, würde ich den Weg über die Brücke nehmen und sie besuchen. Kathy war ein Wurfgeschwister von mir,

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