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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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krümmte sich vor Gier zusammen. Hühnchen! Ich liebte Geflügel!
    Schluss, mahnte ich mich, das war ihr Futter, und sie war auch hungrig. Auf jeden Fall waren die beiden jetzt beschäftigt, und ich konnte unauffällig meinen kleinen Trupp zu dem Schuppen bringen, um den sich dichter Efeu rankte. Unter den Stämmen waren wir sicher, und wenn es regnen sollte, würde sich ein Einschlupf finden. Das Holz war morsch und wies Löcher auf. Vielleicht gab es sogar Mäuse darin.
    Wieder musste ich das Vierte schleppen. Als ich alle untergebracht hatte, widmete ich ihm meine Aufmerksamkeit. Es sah nicht gut aus. Es jaunerte leise, und seine Augen waren trüb geworden. Außerdem roch es seltsam. So ein wenig bittersüß. Ich bürstete und massierte es noch einmal gründlich und schnurrte dabei leise. Einmal zuckte es leicht mit den Pfoten.
    Dann forderten die anderen etwas zu futtern, und ich machte mich auf die Suche. Zwei Regenwürmer konnte ich aufstöbern. Die machten den Kleinen Spaß, und sie konnten daran das Jagen üben. Währenddessen sah ich nach, ob vielleicht von dem köstlichen Hühnchen etwas übrig geblieben war. Im Schutze der Dämmerung begab ich mich zu dem Tisch auf der Terrasse.
    Hier hatte ich einen guten Blick auf die beiden Frauen. Als ich genauer hinsah, erkannte ich die Ältere wieder. Sie war es, die am Nachmittag die Pastille wieder ausgespuckt hatte. Eine verständige Person also.
    » Iss du den Rest, Altea, ich brauche nicht so viel.«
    » Mama, du wirst wieder hungrig zu Bett gehen, und die ganze Nacht wird mich dein Magenknurren wach halten.«
    » Du übertreibst, Kind.«
    » Ja, ich übertreibe. Es ist die Wärme unter dem Mansardendach, die mich nicht schlafen lässt.«
    » Ich wünschte …«
    » Wir können uns viel wünschen. Ich wünsche mir vor allem, dass die Kur dir guttut. Und was die schäbige Verpflegung anbelangt, die die Witwe Bolte uns zubilligt – nun, die weiß ich schon zu ergänzen.«
    » Aber sie wird es komisch finden, wenn sie Reste von irgendwas auf den Tellern findet, das sie gar nicht serviert hat.«
    » Dann iss deinen Teller leer, Mama!«
    » Ich kann doch die Knochen nicht aufessen.«
    Altea lachte und legte die Knochen auf ihren Teller.
    » Weißt du, wie gleichgültig mir das ist, was die alte Scharteke von Wirtin von mir denkt? Und mach dir keine Sorgen, Mama. So viel Geld haben wir noch, dass wir uns ein Zubrot aus der Garküche leisten können. Außerdem habe ich einen Metzger gefunden, der aus Resten prima Hundefutter herstellt!«
    » Altea!«
    Die kicherte.
    » Nein, nein, so schlimm ist es nicht. Ich bin sicher, seine Buletten genügen auch höchsten Ansprüchen.«
    » Das ist alles so peinlich, Altea.«
    » Ja, Frau Gräfin.«
    » Ach Gott, ach Gott, ach Gott!«
    Die Gräfin holte ein Tüchlein hervor und tupfte sich die Augen ab. Menschen kriegen manchmal Wasseraugen. Meist, wenn sie traurig sind. Und traurig war sie wohl, weil sie nicht genug zu essen bekam. Verständlich. Aber wenigstens hatte ihr niemand in die Rippen getreten, und ihre Tochter war auch schon entwöhnt und konnte selbst jagen.
    Altea versuchte sie also auch aufzumuntern. Das war recht so.
    » Mama, du musst die Möglichkeiten ergreifen, die sich dir bieten. Hast du mir nicht erzählt, dass heute ein charmanter Mann mit dir geflirtet hat?«
    » Na ja, richtig geflirtet war das ja nicht. Aber charmant ist der Herr de Bisconti allerdings. Und so gut aussehend!«
    » Bisconti? Tatsächlich? Dunkler Typ, schwarze Haare, leichter Silberschimmer an den Schläfen?«
    » Ja, Liebes. Kennst du ihn etwa?«
    » Ich bin ihm begegnet. Vor dem Krieg. Auf einer Gesellschaft.«
    » Was für ein Zufall. Dann solltest du die Bekanntschaft mit ihm erneuern. Er ist ein sehr distinguierter Herr.«
    » Doch mehr deine Altersklasse, Mama. Um deinetwillen werde ich mich vielleicht zurückhalten.«
    » Kind!«
    » Ein reicher Gatte, Mama, wäre für dich die Lösung deiner Probleme.«
    » Aber nein, nein, ich bin viel zu alt.«
    » Unsinn, du bist dreiundvierzig und ein adrettes Weib.«
    Die Gräfin rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum.
    » Nein, nein, Altea, du bist diejenige, die heiraten sollte. Auch wenn die Trauer dich noch immer in den Fängen hält.«
    » Weniger die Trauer, Mama, als die Tatsache, dass ich ein Krüppel bin.«
    Wieder wurde das Tüchlein gezückt und an den Mund gedrückt.
    Krüppel? Hatte sie vielleicht doch auch einen Tritt in die Rippen bekommen?
    » Du bist kein Krüppel, Altea. Sag

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