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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Durchdrehen. Lev ist tot, sie haben ihm den Kopf abgeschnitten und ins Haus meiner Mutter gebracht, wo meine Kinder sind! Dani ist jetzt dort und passt auf die Kinder auf, weil sie meine Mutter entführt haben, und sie wollen sie verbrennen, wenn das hier schiefgeht. Daher muss ich’s wissen, Jack! Und ich tu’s wirklich. Ich übergieße dich mit Benzin – oder Brandbeschleuniger, wie ihr dazu sagt. Ich zünde dich an! Du stirbst nicht an Rauchvergiftung, sondern an der Hitze, an deinen Verbrennungen!«
    »Wie Pamela?«, fragt Jack.
    »Nein, nicht wie Pamela«, sagt Nicky. Dann befiehlt er Bentley: »Mach den Kanister auf, lass ihn dran riechen.«
    Jack riecht an der Öffnung. Benzin. Nicht zu verkennen.
    »Ich hab sie geliebt, Jack«, sagt Nicky. »Ich hab sie geliebt wie mein Leben. Sie hat mir Kinder geboren. Aber dann wurde sie zickig. Sie wollte mir alles nehmen. Sie wollte mich aussaugen und wegwerfen. Mich vor Gericht zerren: Nicky ist ein Womanizer, Nicky ist ein Junkie, Nicky ist ein Gangster, Nicky schläft mit seiner Mutter – was überhaupt nicht stimmt, jedenfalls nichtso. Aber das wollte sie vor Gericht behaupten. Ich sagte: Es wird keine Scheidung geben, du kriegst nichts. Weder mein Haus noch mein Geld, meine Sachen, meine Kinder. Und sie sagte, eher behauptet sie all diese Dinge über mich vor Gericht, als dass meine Mutter die Kinder in die Finger kriegt und sie kaputt macht. Das hat sie wörtlich gesagt! Meine Mutter macht die Kinder kaputt! Aber ich hab sie nicht lebend verbrannt. Ich hab sie nicht in den Flammen tanzen lassen, das nicht. Weil ich sie geliebt habe. Ich hab sie nur eingeschläfert, mit Wodka und Tabletten. Sie hat genau gewusst, was sie tat. Solche Weiber kann man nur verbrennen, aber ich hab’s nicht getan. Ich hab das Kissen genommen, sie mit dem Kissen erstickt. Dann erst hab ich das Petroleum geholt und unter dem Bett verschüttet. Auch über ihr hab ich Petroleum verschüttet, aber nicht über ihrem hübschen Gesicht. Keine Kinder mehr, die sie kaputt machen kann. Die Vergangenheit wirst du nicht los. Du siehst die Flammen, du hörst die Schreie. Jetzt sag mir, ob du Mitwisser hast. Ich zünde dich an. Meine Geduld ist am Ende, Ich brauche mein Geld, meine Sachen, und sie haben meine Mutter entführt, die Schweine!«
    Er gibt Bentley ein Zeichen.
    Bentley hebt den Kanister.
    »Ich habe keinem was erzählt«, sagt Jack.
    Nicky lächelt. »Das glaubst du doch selbst nicht.« Und befiehlt Bentley: »Los, mach schon!«
    Bentley sieht aschfahl aus. Aber er hebt den Kanister.
    »Verdammt!«, sagt Billy. Zieht seine 44 er und schießt Bentley kurzerhand in den Bauch.
    Der Feuerstoß entzündet die Benzindämpfe.
    Die Benzindämpfe entzünden Bentley.
    Bentley steht in Flammen, er lässt den Kanister fallen, das Benzin gluckert auf den Boden, er vergisst alles, was er in der Feuerwehrschule gelernt hat, und rennt raus ins Freie.
    Als brüllende Feuerkugel, die auf dem trockenen Rasen zusammensinkt.
    So entfacht Unfall-Bentley das große Feuer an der südkalifornischen Küste.
    Ein reiner Unfall.

131
    Jack kriegt das nicht mit.
    Er steht in der Mehrzweckhalle, und die Halle steht in Flammen. Das Benzin aus dem Kanister verbreitet sich über den Fußboden, die Dämpfe entzünden sich und schießen als Feuersäule in die Höhe.
    Jack sieht nichts mehr von Nicky Vale, nur Rauch und Flammen, aber er sieht Goddamn Billy rennen, nicht zur Tür, sondern weiter nach hinten, wo die alte Küche ist, und er denkt bloß raus hier , gleichzeitig denkt er, ich muss Billy da rausholen , also rennt er ihm nach.
    Was ziemlich dumm ist, wie er selbst weiß. Denn all das Holz brennt wie Zunder, die Tücher über den Möbeln haben sofort Feuer gefangen, es breitet sich ungehemmt aus, überall Flammen und Rauch, und Billy, dieser Hundesohn, hat dich reingeritten, warum willst du ihn retten?
    Weil du treu bist wie ein Hund, und Hunde sind eben so. Ein Hund rennt nicht weg. Jack duckt sich an den Boden, wo die Luft zum Atmen ist, und läuft hinter Billy her.
    In die Küche.
    Die alte Küche, wo sie Hamburger und Hotdogs machten und Chili in großen Töpfen.
    Und da steht Billy an dem alten Stahltresen.
    Zündet sich eine Zigarette an.
    »Schnell!«, brüllt Jack. »Wir kommen hier raus!«
    Oder auch nicht.
    Die Decke brennt schon.
    »Wir kommen hier raus!«, brüllt Jack noch einmal.
    »Nein«, sagt Billy und nimmt einen tiefen Zug.
    »Billy«, brüllt Jack. »Wir schaffen das!«
    Der beißende Rauch

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