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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Bogen bis zum großen Felsen von Dana Head erstreckt.
    Einer der schönsten Flecken der ganzen Welt.
    So schön, dass man ihn retten muss.
    So schön, dass man dafür tötet.
    »Noch ist es nicht zu spät«, sagt Billy.
    »Wofür?«, fragt Jack.
    »Dass du einfach gehst«, sagt Billy. »Und vergisst, was du hier gesehen hast.«
    Jack nickt.
    »Doch, es ist zu spät«, sagt er. »Wie lange stehst du schon bei denen auf der Gehaltsliste?«
    »Lange.«
    »Seit Teppichlager Atlas?«
    Billy nickt. »Es sollte nur ein Schadenersatz mit Wertbesserung werden. Niemand sollte dabei sterben.«
    »Und warum, Billy?«
    »Das Geld«, sagt Billy. »Man schuftet sich in diesem Laden für einen Hungerlohn zu Tode, während die Vertreter ihren Reibach machen, während die in der Rechtsabteilung ihre Anteile kassieren, die Richter sich schmieren lassen und die Anwälte nur so absahnen. Wir Regulierer können sehen, was übrig bleibt, nachdem sich alle anderen bedient haben. Ich hatte es satt.«
    »Du hast mich reingelegt«, sagt Jack. »Du hast denen meine Akte gegeben, du hast ihnen jeden meiner Schritte verraten. Du hast mich rumgezerrt wie an der Hundeleine. Du wusstest alles und hast mich ins offene Messer laufen lassen, Billy. Ohne ein Wort zu sagen.«
    »Ich hatte keine Wahl«, sagt Billy. »Ich hatte verdammt noch mal keine Wahl.«
    »Jeder hat eine Wahl.«
    »Dann triff du für dich die richtige«, sagt Billy. »Ich bin gekommen, um dir einen Deal anzubieten. Noch kannst du mit ins Boot.«
    »Zu dir und Nicky?«
    Billy lacht. »Du hast immer noch nicht kapiert. Es geht nicht um Nicky. Sondern um die ganze Chefetage. Alle VP s mitsamt dem Präsidenten. Sie alle besitzen Anteile.«
    Jack denkt, er hört nicht richtig.
    »Anteile woran?«
    Billy schwenkt den Arm. »An diesem hier. Great Sunsets. Das gehört uns.«
    Jack fühlt den Boden unter sich wanken.
    »Fire and Life?«, fragt er. »Ist der Besitzer von Great Sunsets? Von Dana Strands?«
    »Die Chefetage, ich und noch ein paar andere«, sagt Billy. »Alle haben wir hier Anteile.«
    »Nicky Vale?«
    »Er auch.«
    Raffiniert, denkt Jack.
    So raffiniert, dass man kotzen möchte.
    »Die Firma hat verdammt viel einstecken müssen«, sagt Billy. »Nach all den Waldbränden und Erdbeben, dem großen Versicherungsbetrug und den verdammten Prozessen, die folgten, waren wir so gut wie pleite. Statt also alles an die Anwälte und die anderen Gauner abzuliefern, haben wir beschlossen, uns selbst ein Stück vom großen Kuchen zu sichern. Angefangen haben wir mit fingierten Unfällen, vorgetäuschten Diebstählen, gefälschten Arztrechnungen, mit Brandstiftungen. Haben die Schäden ausgezahlt und uns Geld in Form von Anteilen an Scheinfirmen zurückgeholt. So haben wir unseren Schnitt gemacht.«
    Eine perfekte Methode, die eigene Firma auszunehmen, denkt Jack. Sie zahlen sich erfundene Schäden aus. Schieben das Geld Versicherten zu, die dann in die Scheinfirmen investieren.
    Eine perfide Masche.
    Und sie funktioniert in beide Richtungen. Die Russenmafia steckt ihr schmutziges Geld in Immobilien, erleidet einen »Schaden«, holt sich das Geld frisch gewaschen von der Versicherung zurück.
    Und alle gewinnen.
    Bis auf die ehrlichen Versicherten, die brav ihre Prämien bezahlen.
    Und die dummen Regulierer, die von alledem nichts ahnen.
    Manchmal bleibt auch jemand auf der Strecke. Zum Beispiel Pamela Vale.
    Aber die Maschine läuft einfach zu gut.
    Also schalten sie einen Gang höher.
    Warum mickrige Schäden auszahlen, wenn man bei der kalifornischen Justizlotterie mitspielen kann? Man muss nur die eigenen Regulierer wegen bösem Willen verklagen und dann eine teure Schlichtung herbeiführen. Billy in seiner Position kriegt das spielend hin. Eine falsche Entscheidung, eine fehlerhafte Akte. Er wusste immer, wo die Schwachstellen saßen. Und wenn es keine gab, konnte er sie einbauen.
    Einfach brillant.
    »Irgendwann musste das aufhören«, sagt Billy. »Die SEE mit ihrer Schnüffelei, die verdammte Taskforce ... also haben wir uns eine letzte große Ausschüttung gegönnt.«
    Und es war die perfekte Inszenierung für eine so gigantische Schlichtungssumme. Eine Riesenkomödie, die da veranstaltet wurde, um die Auszahlung von 50 Millionen Dollar zu rechtfertigen.
    »Ihr habt mich also rausgehalten.«
    »Wir haben dich in Reserve gehalten, Jack.«
    »Zwölf Jahre lang?«
    »Mehr oder weniger.«
    Billy schmeißt seine Zigarette hin, zertritt sie mit dem Absatz und zündet sich eine neue an.

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