Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
Vom Netzwerk:
gewisse Leute Zugang hatten.
    Forss hatte den Ort schon Stunden vorher beobachten lassen, aber eingreifen wollten sie erst, wenn die Veranstaltung in Gang gekommen war. Als die ersten kleinen Jungen in die Käfige gesperrt wurden und die Anfeuerungsrufe ertönten, war das Ganze schnell vorbei. Die Polizei hatte alle Fluchtwege abgesperrt und ging mit schwer bewaffneten Beamten hinein. Die Einsatzbusse vor der Fabrik waren rasch gefüllt.
    Als Forss und Klinga herauskamen, wurden sie von Journalisten und Fotografen erwartet.
    »Wann haben Sie von diesen Kämpfen erfahren?«
    »Vor einer Weile, durch unsere Ermittlungen, der Fall hatte in der letzten Zeit höchste Priorität«, verkündete Forss in eine Kamera.
    »Und warum haben Sie dann nicht schon früher zugeschlagen?«
    »Wir wollten sichergehen, alle Drahtzieher zu erwischen.«
    »Und das ist Ihnen jetzt gelungen?«
    »Ja.«
    Als Forss in eine neue Kamera blickte, ging Klinga.
    *
    Teile der Ermittlungsgruppe hatten den Raum verlassen, aber Olivia war zusammen mit Bosse Thyrén und Lisa Hedqvist geblieben. Es herrschte große Erleichterung darüber, dass ein ungelöster Mordfall kurz vor der Aufklärung stand. Olivia machte sich Gedanken über das Motiv. Warum hatte Eva Carlsén das getan? Sie ahnte, wie die Antwort lauten würde.
    Das Trio im Vernehmungszimmer hatte Kaffee bekommen. Es herrschte eine ruhige Atmosphäre. Zwei der Anwesenden empfanden Erleichterung, und möglicherweise galt dies sogar für die dritte Person im Raum. Mette schaltete ihr Aufnahmegerät wieder ein und sah Eva Carlsén an.
    »Warum haben Sie es getan? Können Sie darüber sprechen?«, fragte sie.
    Ihre Stimme war auf einmal verändert. Verschwunden war die unpersönliche Vernehmungsstimme, die nur dem Zweck gedient hatte, ein Geständnis zu bekommen. Die neue Stimme sprach von Mensch zu Mensch und hoffte zu verstehen, warum der andere so gehandelt hatte, wie er es getan hatte.
    »Warum?«, erwiderte Eva Carlsén.
    »Ja.«
    Eva Carlsén hob ein wenig den Kopf. Wenn sie über ihre Beweggründe sprechen sollte, musste sie sich verdrängtem, sublimiertem Schmerz stellen, aber sie spürte, dass sie sich zumindest um eine Erklärung bemühen und formulieren sollte, was sie ihr Leben lang zu sühnen versucht hatte.
    Den Mord an Adelita Rivera.
    »Wo soll ich anfangen?«
    »Wo Sie wollen.«
    »Als Erstes ist Nils verschwunden. Damals, 1984, ohne ein Wort. Auf einmal war er einfach weg. Ich habe gedacht, er wäre ermordet worden, dass ihm in Kinshasa etwas zugestoßen ist, davon sind Sie doch auch ausgegangen, nicht wahr?«
    Eva Carlsén sah Mette an.
    »Das war in der Tat eine unserer Arbeitshypothesen.«
    Eva Carlsén nickte und strich mit einer Hand über die andere. Sie sprach jetzt sehr leise und mit brechender Stimme.
    »Jedenfalls ist er nicht wieder aufgetaucht. Ich war verzweifelt. Ich liebte ihn und war am Boden zerstört. Dann sind Sie auf einmal gekommen und haben mir diese Urlaubsfotos aus Mexiko gezeigt, und ich habe natürlich sofort gesehen, dass das Nils war und dass er lebte und braungebrannt war und sich in irgendeinem Urlaubsort in Mexiko aufhielt, und ich war völlig … ich weiß nicht … das hat mich wirklich ungeheuer getroffen. Keinen Mucks hatte ich von ihm gehört, keine Postkarte, nichts. Er stand da einfach in der Sonne, und ich war hier und hatte getrauert und war so verzweifelt gewesen und … das hatte etwas unglaublich Demütigendes … als wäre ich ihm einfach scheißegal …«
    »Warum haben Sie mir damals, 1985, nicht gesagt, dass er es war, als ich Ihnen das Foto gezeigt habe?«
    »Ich weiß es nicht. Es kam mir so … ich wollte ihn selbst finden, allein, wollte eine Erklärung bekommen, wollte verstehen, warum er mir das angetan hatte. Ob es etwas Persönliches zwischen uns war, ob er mich verletzen wollte oder was das sollte. Aber dann ist mir klar geworden, worum es ging.«
    »Und wie?«
    »Als ich die anderen Fotos bekam.«
    »Die wir bei Ihnen zu Hause gefunden haben?«
    »Ja. Ich hatte eine Detektei im Ausland beauftragt, die darauf spezialisiert war, Vermisste zu finden, ich sagte ihnen, wo man ihn zuletzt gesehen hatte, in Playa del Carmen in Mexiko, sie hatten mir ja die Urlaubsfotos von dort gezeigt, und daraufhin hat die Detektei ihn gesucht und gefunden …«
    »In Playa del Carmen?«
    »Ja. Sie haben mir eine Menge Fotos geschickt, die ihn und eine junge Frau zeigten. Intime Bilder, Sexszenen im Schlafzimmer und in Hängematten und auf dem

Weitere Kostenlose Bücher